Hier dokumentieren wir die Friedensbotschaft von Papst Franziskus, die an diesem Donnerstag
veröffentlicht wurde, im Volltext der offiziellen deutschen Übersetzung.
BOTSCHAFT
DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS ZUR FEIER DES WELTFRIEDENSTAGES
1. JANUAR
2014
Brüderlichkeit – Fundament und Weg des Friedens
1. In dieser
meiner ersten Botschaft zum Weltfriedenstag möchte ich an alle – Einzelne wie Völker
– meinen Glückwunsch für ein Leben voller Freue und Hoffnung richten. Jeder Mensch
hegt ja in seinem Herzen den Wunsch nach einem erfüllten Leben. Und dazu gehört ein
unstillbares Verlangen nach Brüderlichkeit, das zu einer Gemeinschaft mit den anderen
drängt, in denen wir nicht Feinde oder Konkurrenten sehen, sondern Geschwister, die
man aufnimmt und umarmt.
In der Tat ist die Brüderlichkeit eine wesentliche
Dimension des Menschen, der ein relationales Wesen ist. Das lebendige Bewusstsein
dieser Bezüglichkeit bringt uns dazu, jeden Menschen als wirkliche Schwester bzw.
wirklichen Bruder zu sehen und zu behandeln; ohne dieses Bewusstsein wird es unmöglich,
eine gerechte Gesellschaft und einen gefestigten, dauerhaften Frieden aufzubauen.
Und es ist sogleich daran zu erinnern, dass man die Brüderlichkeit gewöhnlich im Schoß
der Familie zu lernen beginnt, vor allem dank der verantwortlichen und einander ergänzenden
Rollen aller ihrer Mitglieder, besonders des Vaters und der Mutter. Die Familie ist
die Quelle jeder Brüderlichkeit und daher auch das Fundament und der Hauptweg des
Friedens, denn aufgrund ihrer Berufung müsste sie die Welt mit ihrer Liebe gleichsam
anstecken.
Die ständig steigende Zahl der Verbindungen und Kontakte, die unseren
Planeten überziehen, macht das Bewusstsein der Einheit und des Teilens eines gemeinsamen
Geschicks unter den Nationen greifbarer. So sehen wir, dass in die Geschichtsabläufe
trotz der Verschiedenheit der Ethnien, der Gesellschaften und der Kulturen die Berufung
hineingelegt ist, eine Gemeinschaft zu bilden, die aus Geschwistern zusammengesetzt
ist, die einander annehmen und füreinander sorgen. Diese Berufung steht jedoch bis
heute oft im Widerspruch zu den Gegebenheiten und wird durch sie Lügen gestraft in
einer Welt, die durch jene „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ gekennzeichnet ist,
die uns dazu führt, uns langsam an das Leiden des anderen zu „gewöhnen“ und uns in
uns selbst zu verschließen.
In vielen Teilen der Welt scheint die schwere
Verletzung der elementaren Menschenrechte – vor allem des Rechts auf Leben und des
Rechts auf Religionsfreiheit – ununterbrochen weiterzugehen. Die tragische Erscheinung
des Menschenhandels, in dem skrupellose Personen mit dem Leben und der Verzweiflung
anderer spekulieren, ist ein beunruhigendes Beispiel dafür. Zu den Kriegen, die in
bewaffneten Auseinandersetzungen bestehen, gesellen sich weniger sichtbare, aber nicht
weniger grausame Kriege, die im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich mit Mitteln
ausgefochten werden, die ebenfalls Menschenleben, Familien und Unternehmen zerstören.
Wie Papst Benedikt XVI. sagte, macht die Globalisierung uns zu Nachbarn, aber
nicht zu Geschwistern. Außerdem weisen die vielen Situationen von unverhältnismäßiger
Ungleichheit, Armut und Ungerechtigkeit nicht nur auf einen tiefen Mangel an Brüderlichkeit
hin, sondern auch auf das Fehlen einer Kultur der Solidarität. Die neuen Ideologien,
die durch verbreiteten Individualismus, Egozentrismus und materialistischen Konsumismus
gekennzeichnet sind, schwächen die sozialen Bindungen, indem sie jene Mentalität der
„Aussonderung“ fördern, die dazu verleitet, die Ärmsten, diejenigen, die als „nutzlos“
betrachtet werden, zu verachten und zu verlassen. So wird das menschliche Zusammenleben
einem bloßen pragmatischen und egoistischen „Do ut des“ immer ähnlicher.
Zugleich
wird deutlich, dass auch die gegenwärtigen Ethiken sich als unfähig erweisen, echte
Bande der Brüderlichkeit herzustellen, denn eine Brüderlichkeit kann ohne den Bezug
auf einen gemeinsamen Vater als ihr eigentliches Fundament nicht bestehen. Eine echte
Brüderlichkeit unter den Menschen setzt eine transzendente Vaterschaft voraus und
verlangt sie. Von der Anerkennung dieser Vaterschaft her festigt sich die Brüderlichkeit
unter den Menschen, bzw. jene Haltung, dem anderen ein „Nächster“ zu werden, der sich
um ihn kümmert.
»Wo ist dein Bruder?« (Gen 4,9)
2. Um diese Berufung
des Menschen zur Brüderlichkeit besser zu verstehen, um die Hindernisse, die sich
ihrer Verwirklichung in den Weg stellen, richtiger zu erkennen und die Wege zu deren
Überwindung herauszufinden, ist es grundlegend, sich vom Wissen um den Plan Gottes
leiten zu lassen, der in vortrefflicher Weise in der Heiligen Schrift dargestellt
ist.
Nach dem Schöpfungsbericht stammen alle Menschen von gemeinsamen Eltern
ab, von Adam und Eva, dem Paar, das Gott als sein Abbild, ihm ähnlich (vgl. Gen 1,26)
erschuf. Aus ihrer Verbindung gehen Kain und Abel hervor. In der Geschichte der Urfamilie
lesen wir die Entstehung der Gesellschaft, die Entwicklung der Beziehungen zwischen
den Menschen und den Völkern.
Abel ist Schafhirt, Kain Ackerbauer. Ihre tiefste
Identität und damit ihre Berufung ist die, Brüder zu sein, trotz der Verschiedenheit
ihrer Beschäftigung und ihrer Kultur sowie der Art ihrer Beziehung zu Gott und zur
Schöpfung. Doch der Mord Abels durch Kain bestätigt in tragischer Weise die radikale
Ablehnung der Berufung, Brüder zu sein. Ihre Geschichte (vgl. Gen 4,1-16) verdeutlicht
die schwierige Aufgabe, zu der alle Menschen gerufen sind, nämlich vereint zu leben
und füreinander zu sorgen. Kain akzeptiert die Vorliebe Gottes für Abel, der Gott
das Beste aus seiner Herde opfert, nicht – »Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer,
aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht« (Gen 4,4-5) – und tötet Abel aus Neid.
Auf diese Weise weigert er sich, seine Rolle als Bruder anzuerkennen, eine positive
Beziehung zu ihm aufzunehmen und vor Gott zu leben, indem er seine Verantwortung,
für den anderen zu sorgen und ihn zu schützen, übernimmt. Auf die Frage: »Wo ist dein
Bruder?«, mit der Gott von Kain Rechenschaft für sein Handeln fordert, antwortet dieser:
»Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?« (Gen 4,9). Und dann, erzählt
uns das Buch Genesis, »ging Kain vom Herrn weg« (4,16).
Man muss sich nach
den tiefen Gründen fragen, die Kain bewegt haben, die brüderlichen Bande und damit
die Beziehung der Wechselseitigkeit und der Gemeinschaft, die ihn mit seinem Bruder
Abel verband, zu verkennen. Gott selbst warnt Kain und wirft ihm einen Hang zum Bösen
vor: Es »lauert an der Tür die Sünde« (Gen 4,7). Trotzdem weigert sich Kain, sich
dem Bösen zu widersetzen und beschließt, gleichwohl gegen seinen Bruder vorzugehen
– Er »griff seinen Bruder Abel an und erschlug ihn« (Gen 4,8) –, und missachtet so
den Plan Gottes. Auf diese Weise macht er seine ursprüngliche Berufung, Sohn Gottes
zu sein und die Brüderlichkeit zu leben, zunichte.
Die Erzählung von Kain und
Abel lehrt, dass der Menschheit eine Berufung zur Brüderlichkeit gleichsam eingeschrieben
ist, dass sie aber auch die dramatische Möglichkeit besitzt, diese zu verraten. Das
bezeugt der tägliche Egoismus, der den vielen Kriegen und den vielen Ungerechtigkeiten
zugrunde liegt: Viele Menschen sterben ja durch die Hand von Brüdern oder Schwestern,
die sich nicht als solche – das heißt als für die Wechselseitigkeit, die Gemeinschaft
und die Gabe geschaffene Wesen – erkennen können.
»Ihr alle aber seid Brüder«
(Mt 23,8)
3. Es erhebt sich spontan die Frage: Werden die Menschen dieser Welt
der Sehnsucht nach Brüderlichkeit, die ihnen von Gottvater eingeprägt ist, jemals
völlig entsprechen können? Wird es ihnen allein aus eigener Kraft gelingen, die Gleichgültigkeit,
den Egoismus und den Hass zu überwinden und das berechtigte Anderssein, das die Brüder
und die Schwestern kennzeichnet, zu akzeptieren?
Die Antwort, die Jesus, der
Herr, uns gibt, könnten wir mit einer Umschreibung seiner Worte so zusammenfassen:
Da es einen einzigen Vater – Gott – gibt, seid ihr alle Brüder (vgl. Mt 23,8-9). Die
Wurzel der Brüderlichkeit liegt in der Vaterschaft Gottes. Es handelt sich nicht um
eine allgemeine, vage und historisch unwirksame Vaterschaft, sondern um die persönliche,
gezielte und außerordentlich konkrete Liebe Gottes zu jedem Menschen (vgl. Mt 6,25-30).
Eine Vaterschaft also, die auf wirksame Weise Brüderlichkeit hervorbringt, denn die
Liebe Gottes wird, wenn sie angenommen wird, die großartigste Kraft zur Verwandlung
des Lebens und der Beziehungen zum anderen, da sie die Menschen für die Solidarität
und das tätige Miteinander öffnet.
Die menschliche Brüderlichkeit ist besonders
in und von Jesus Christus mit seinem Tod und seiner Auferstehung zu neuem Leben erweckt.
Das Kreuz ist der endgültige „Ort“ der Grundlegung der Brüderlichkeit, die die Menschen
alleine nicht herstellen können. Jesus Christus, der die menschliche Natur angenommen
hat, um sie zu erlösen, macht uns dank seiner Liebe zum Vater, die bis zum Tod – und
bis zum Tod am Kreuz – reicht (vgl. Phil 2,8), durch seine Auferstehung zu einer neuen
Menschheit, die ganz mit dem Willen Gottes und mit seinem Plan verbunden ist, der
die vollkommene Verwirklichung der Berufung zur Brüderlichkeit einschließt.
Jesus
greift den Plan des Vaters von seinem Ursprung her auf, indem er dem Vater den Vorrang
vor allem anderen zuerkennt. Aber mit seiner Hingabe bis zum Tod aus Liebe zum Vater
wird Christus der neue und endgültige Ursprung von uns allen, die wir berufen sind,
uns in ihm als Geschwister zu erkennen, weil wir Kinder ein und desselben Vaters sind.
Er ist der Bund selber, der persönliche Raum der Versöhnung des Menschen mit Gott
und der Geschwister untereinander. Im Kreuzestod Jesu liegt auch die Überwindung der
Trennung zwischen Völkern, zwischen dem Volk des Bundes und dem Volk der Heiden, das
ohne Hoffnung lebte, weil es bis zu jenem Zeitpunkt nicht in die mit der Verheißung
verbundenen Abmachungen einbezogen war. Wie im Brief an die Epheser steht, ist Jesus
Christus derjenige, der in sich alle Menschen miteinander versöhnt. Er ist der Friede,
denn er hat die beiden Völker zu einem einzigen vereint, indem er die trennende Wand,
die zwischen ihnen stand, nämlich die Feindschaft, niederriss. Er hat in sich selbst
ein einziges Volk, den einen neuen Menschen, die eine neue Menschheit geschaffen (vgl.
2,14-16).
Wer das Leben Christi akzeptiert und in ihm lebt, erkennt Gott als
Vater an und schenkt sich ihm gänzlich hin, da er ihn über alles liebt. Der versöhnte
Mensch sieht in Gott den Vater aller und fühlt sich folglich gedrängt, eine Brüderlichkeit
zu leben, die gegenüber allen offen ist. In Christus kann er den anderen annehmen,
ihn als Sohn oder Tochter Gottes, als Bruder oder Schwester lieben und ihn nicht als
Fremden und weniger noch als Gegenspieler oder sogar als Feind betrachten. In der
Familie Gottes, wo alle Kinder des einen Vaters und, in Christus eingefügt, Söhne
im Sohn sind, gibt es keine „Wegwerf-Leben“. Alle erfreuen sich derselben unantastbaren
Würde. Alle sind von Gott geliebt, alle sind durch das Blut Christi erlöst, der für
einen jeden am Kreuz gestorben und auferstanden ist. Das ist der Grund, warum man
gegenüber dem Geschick der Brüder und Schwestern nicht gleichgültig bleiben kann.
Brüderlichkeit
– Fundament und Weg des Friedens
4. Das vorausgeschickt, ist es leicht zu verstehen,
dass die Brüderlichkeit das Fundament und der Weg des Friedens ist. Die Sozialenzykliken
meiner Vorgänger bieten in diesem Sinn eine wertvolle Hilfe. Es wäre ausreichend,
auf die Definitionen des Friedens in der Enzyklika Populorum progressio von Papst
Paul VI. oder in der Enzyklika Sollicitudo rei socialis von Papst Johannes Paul II.
zurückzugreifen. Aus der ersten entnehmen wir, dass die ganzheitliche Entwicklung
der Völker der neue Name für den Frieden ist, und aus der zweiten, dass der Friede
ein opus solidaritatis ist.
Papst Paul VI. bekräftigt, dass nicht nur die
einzelnen Menschen, sondern auch die Nationen einander in einem Geist der Brüderlichkeit
begegnen müssen. Und er erklärt: »In diesem gegenseitigen Verstehen und in dieser
Freundschaft, in dieser heiligen Gemeinschaft müssen wir zusammenarbeiten, um die
gemeinsame Zukunft der Menschheit aufzubauen.« Diese Aufgabe betrifft an erster Stelle
die am meisten Bevorzugten. Ihre Pflicht ist in der menschlichen und übernatürlichen
Brüderlichkeit verankert und erscheint unter dreifachem Aspekt: die Aufgabe der Solidarität,
die verlangt, dass die reichen Nationen den weniger fortgeschrittenen helfen; die
Aufgabe der sozialen Gerechtigkeit, die eine Neuordnung der gestörten Beziehungen
zwischen starken und schwachen Völkern unter korrekteren Bedingungen verlangt; die
Aufgabe der allumfassenden Nächstenliebe, die die Förderung einer menschlicheren Welt
für alle einschließt, einer Welt, in der alle etwas zu geben und etwas zu empfangen
haben, ohne dass der Fortschritt der einen ein Hindernis für die Entwicklung der anderen
darstellt.
Wenn man den Frieden als opus solidaritatis betrachtet, ist es
zugleich unmöglich, in der brüderlichen Gemeinschaft nicht sein wesentliches Fundament
zu sehen. Der Friede, sagt Johannes Paul II., ist ein unteilbares Gut. Entweder ist
er das Gut aller oder von niemandem. Er kann als bessere Lebensqualität und als menschlichere
und nachhaltigere Entwicklung nur dann wirklich errungen und genossen werden, wenn
in allen die »feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen«
erweckt wird. Das schließt ein, sich nicht von der »Gier nach Profit« und vom »Durst
nach Macht« leiten zu lassen. Es bedarf der Bereitschaft, sich »für den anderen zu
„verlieren“, anstatt ihn auszubeuten, und ihm zu „dienen“, anstatt ihn um eines Vorteils
willen zu unterdrücken […] den „anderen“ – Person, Volk oder Nation – nicht als irgendein
Mittel zu sehen, dessen Arbeitsfähigkeit und Körperkraft man zu niedrigen Kosten ausbeutet
und den man, wenn er nicht mehr dient, zurücklässt, sondern als ein uns „gleiches“
Wesen, eine „Hilfe“ für uns.«
Die christliche Solidarität setzt voraus, dass
der Nächste geliebt wird nicht nur als »ein menschliches Wesen mit seinen Rechten
und seiner grundlegenden Gleichheit mit allen, sondern [als] das lebendige Abbild
Gottes, des Vaters, erlöst durch das Blut Jesu Christi und unter das ständige Wirken
des Heiligen Geistes gestellt«, als ein anderer Bruder. Und Papst Johannes Paul II.
fährt fort: »Das Bewusstsein von der gemeinsamen Vaterschaft Gottes, von der Brüderlichkeit
aller Menschen in Christus, der „Söhne im Sohn“, von der Gegenwart und dem lebenschaffenden
Wirken des Heiligen Geistes wird dann unserem Blick auf die Welt gleichsam einen neuen
Maßstab zu ihrer Interpretation verleihen«, um ihn zu verwandeln.
Brüderlichkeit
– Voraussetzung, um die Armut zu besiegen
5. In der Enzyklika Caritas in veritate
hat mein Vorgänger die Welt daran erinnert, dass das Fehlen eines brüderlichen Geistes
unter den Völkern und unter den Menschen eine wichtige Ursache der Armut ist. In vielen
Gesellschaften erleben wir eine tiefe Beziehungsarmut, die auf den Mangel an festen
familiären und gemeinschaftlichen Verbindungen zurückzuführen ist. Mit Sorge beobachten
wir die Zunahme unterschiedlicher Arten von Entbehrung, Ausgrenzung, Einsamkeit und
verschiedener Formen von pathologischer Abhängigkeit. Eine solche Armut kann nur überwunden
werden durch die Wiederentdeckung und die Auswertung von brüderlichen Beziehungen
im Schoß der Familien und der Gemeinschaften, durch das Teilen der Freuden und der
Leiden, der Schwierigkeiten und der Erfolge, die das Leben der Menschen begleiten.
Überdies
können wir, wenn einerseits ein Rückgang der absoluten Armut zu verzeichnen ist, andererseits
nicht umhin, eine besorgniserregende Zunahme der relativen Armut einzugestehen, das
heißt der Ungleichheiten zwischen Menschen und Gruppen, die in einer bestimmten Gegend
oder in einem bestimmten historisch-kulturellen Kontext zusammenleben. In diesem Sinn
bedarf es auch wirksamer politischer Maßnahmen, die das Prinzip der Brüderlichkeit
fördern, indem sie den Menschen – die in ihrer Würde und ihren Grundrechten gleich
sind – den Zugang zum „Kapital“, zu den Dienstleistungen, den Bildungsmöglichkeiten,
dem Gesundheitswesen und den Technologien gewährleisten, damit jeder die Gelegenheit
hat, seinen Lebensplan auszudrücken und zu verwirklichen, und sich als Person voll
entfalten kann.
Es sei auch auf die Notwendigkeit von politischen Maßnahmen
hingewiesen, die dazu dienen, eine übertriebene Unausgeglichenheit bei den Einkommen
zu vermindern. Wir dürfen nicht die Lehre der Kirche über die sogenannte soziale Hypothek
vergessen, nach der, wenn es – wie der heilige Thomas von Aquin sagt – erlaubt, ja
sogar nötig ist, »dass der Mensch über Güter als sein Eigentum verfügt«, er sie in
Bezug auf ihren Gebrauch aber »nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern […]
zugleich auch als Gemeingut ansehen [muss] in dem Sinn, dass sie nicht ihm allein,
sondern auch anderen von Nutzen sein können«.
Schließlich gibt es noch eine
weitere Form, die Brüderlichkeit zu fördern und so die Armut zu besiegen – eine Form,
die die Grundlage aller anderen sein muss. Es ist die innere Losgelöstheit dessen,
der sich für einen nüchternen, wesentlichen Lebensstil entscheidet; der die eigenen
Reichtümer mit den anderen teilt und so die brüderliche Gemeinschaft mit ihnen erfahren
kann. Das ist grundlegend, um Jesus Christus zu folgen und wirklich Christ zu sein.
Es betrifft nicht nur die geweihten Personen, die das Gelübde der Armut ablegen, sondern
auch viele verantwortungsvolle Familien und Bürger, die fest daran glauben, dass die
brüderliche Beziehung zum Nächsten das wertvollste Gut darstellt.
Die Wiederentdeckung
der Brüderlichkeit in der Wirtschaft
6. Die gegenwärtigen schweren Finanz-
und Wirtschaftskrisen – deren Ursprung in der fortschreitenden Entfernung von Gott
und dem Nächsten liegt, im gierigen Streben nach materiellen Gütern einerseits und
in der Verarmung der zwischenmenschlichen und gemeinschaftlichen Beziehungen andererseits
– haben viele gedrängt, die Befriedigung, das Glück und die Sicherheit im Konsum und
in einem Gewinn zu suchen, der jede Logik einer gesunden Wirtschaft sprengt. Bereits
1979 bemerkte Papst Johannes Paul II. »eine wirkliche, erkennbare Gefahr, dass der
Mensch bei dem enormen Fortschritt in der Beherrschung der gegenständlichen Welt die
entscheidenden Fäden, durch die er sie beherrscht, aus der Hand verliert und ihnen
auf verschiedene Weise sein Menschsein unterordnet und selbst Objekt wird von vielfältigen,
wenn auch oft nicht direkt wahrnehmbaren Manipulationen durch die Organisation des
gesellschaftlichen Lebens, durch das Produktionssystem und durch den Druck der sozialen
Kommunikationsmittel«.
Das Aufeinanderfolgen der Wirtschaftskrisen muss zu
einem angemessenen Überdenken der wirtschaftlichen Entwicklungsmodelle und zu einem
Wandel der Lebensstile führen. Die heutige Krise kann trotz ihrer schwerwiegenden
Auswirkungen auf das Leben der Menschen auch eine günstige Gelegenheit sein, die Tugenden
der Klugheit, der Mäßigung, der Gerechtigkeit und der Tapferkeit wiederzugewinnen.
Sie können uns helfen, die schwierigen Momente zu überwinden und die brüderlichen
Bande neu zu entdecken, die uns miteinander verbinden, im tiefen Vertrauen, dass der
Mensch mehr braucht und mehr vermag als die Maximierung des eigenen individuellen
Interesses. Vor allem sind diese Tugenden notwendig, um eine der Würde des Menschen
angemessene Gesellschaft aufzubauen und zu erhalten.
Die Brüderlichkeit
löscht den Krieg aus
7. Im verstrichenen Jahr haben viele unserer Brüder und
Schwestern weiter die qualvolle Erfahrung des Krieges gemacht, die eine schwere und
tiefe Verwundung der Brüderlichkeit darstellt.
Zahlreich sind die Konflikte,
die unter der allgemeinen Gleichgültigkeit ausgetragen werden. Allen, die in Ländern
leben, in denen die Waffen Schrecken und Zerstörung verbreiten, versichere ich meine
persönliche Nähe und die der ganzen Kirche. Letztere hat die Aufgabe, die Liebe Christi
auch zu den wehrlosen Opfern der vergessenen Kriege zu tragen, durch das Gebet für
den Frieden wie durch den Dienst an den Verwundeten, den Hungernden, den Flüchtlingen,
den Evakuierten und allen, die in Angst leben. Die Kirche erhebt außerdem ihre Stimme,
um den Aufschrei des Schmerzes dieser leidenden Menschheit zu den Verantwortlichen
dringen zu lassen und um gemeinsam mit den Feindseligkeiten jeden Übergriff auf die
elementaren Menschenrechte und deren Verletzung zu unterbinden.
Aus diesem
Grund möchte ich an alle, die mit Waffen Tod und Gewalt säen, einen nachdrücklichen
Aufruf richten: Entdeckt in dem, den ihr heute nur als einen zu schlagenden Feind
betrachtet, wieder euren Bruder und haltet ein! Verzichtet auf den Weg der Waffen
und geht dem anderen entgegen auf dem Weg des Dialogs, der Vergebung und der Versöhnung,
um in eurem Umfeld wieder Gerechtigkeit, Vertrauen und Hoffnung aufzubauen! »In dieser
Hinsicht ist es klar, dass bewaffnete Konflikte für die Völker der Welt immer eine
vorsätzliche Negierung des internationalen Einvernehmens sind sowie tiefe Spaltungen
schaffen und schwere Wunden zufügen, die viele Jahre zur Heilung benötigen. Kriege
sind eine konkrete Weigerung, die großen wirtschaftlichen und sozialen Ziele zu verfolgen,
die die internationale Gemeinschaft sich selbst gesetzt hat.«
Solange jedoch
eine so große Rüstungsmenge wie gegenwärtig im Umlauf ist, können immer neue Vorwände
gefunden werden, um Feindseligkeiten anzuzetteln. Darum mache ich mir den Aufruf meiner
Vorgänger zur Nichtverbreitung der Waffen und zur Abrüstung aller – angefangen bei
den atomaren und den chemischen Waffen – zu Eigen.
Wir dürfen jedoch nicht
übersehen, dass die internationalen Abmachungen und die nationalen Gesetze, obwohl
sie nötig und höchst wünschenswert sind, allein nicht genügen, um die Menschheit vor
der Gefahr bewaffneter Konflikte zu schützen. Es bedarf einer Umkehr der Herzen, die
jedem ermöglicht, im anderen einen Bruder zu erkennen, um den er sich kümmern und
mit dem er zusammenarbeiten muss, um für alle ein Leben in Fülle aufzubauen. Das ist
der Geist, der viele der Initiativen der Zivilgesellschaft, einschließlich der religiösen
Organisationen, für den Frieden beseelt. Ich wünsche mir, dass der tägliche Einsatz
aller weiter Frucht bringt und dass er auch zur wirksamen völkerrechtlichen Anwendung
des Rechts auf Frieden als eines elementaren Menschenrechts gelangt, das die notwendige
Voraussetzung für die Ausübung aller anderen Rechte ist.
Die Korruption
und die organisierte Kriminalität wirken der Brüderlichkeit entgegen
8. Der
Horizont der Brüderlichkeit verweist auf die volle Entfaltung eines jeden Menschen.
Die rechten Bestrebungen eines Menschen, vor allem wenn er jung ist, dürfen nicht
enttäuscht oder verletzt werden, man darf ihm nicht die Hoffnung nehmen, sie verwirklichen
zu können. Zielstrebigkeit darf jedoch nicht mit Machtmissbrauch verwechselt werden.
Im Gegenteil, man soll einander in gegenseitiger Achtung übertreffen (vgl. Röm 12,10).
Auch in den Auseinandersetzungen, die ein unvermeidlicher Aspekt des Lebens sind,
muss man sich immer daran erinnern, Geschwister zu sein, und darum einander und sich
selber dazu erziehen, den Nächsten nicht als Feind zu betrachten oder als einen Gegner,
der auszuschalten ist.
Die Brüderlichkeit erzeugt sozialen Frieden, weil sie
ein Gleichgewicht zwischen Freiheit und Gerechtigkeit, zwischen persönlicher Verantwortung
und Solidarität, zwischen dem Wohl der Einzelnen und dem Gemeinwohl schafft. Eine
politische Gemeinschaft muss also transparent und verantwortlich handeln, um all das
zu begünstigen. Die Bürger müssen sich von der öffentlichen Macht unter Respektierung
ihrer Freiheit vertreten fühlen. Stattdessen schieben sich oft zwischen den Bürger
und die Institutionen parteiische Interessen, die eine solche Beziehung entstellen
und so ein ständiges Klima des Konflikts fördern.
Ein echter brüderlicher
Geist besiegt den individuellen Egoismus, der den Menschen die Möglichkeit verstellt,
in Freiheit und Harmonie miteinander zu leben. Dieser Egoismus entwickelt sich gesellschaftlich
sowohl in den vielen Formen von Korruption, die heute so flächendeckend verbreitet
sind, als auch in der Bildung krimineller Organisationen – von den kleinen Gruppen
bis zu den auf globaler Ebene organisierten –, die dadurch, dass sie die Legalität
und das Recht zutiefst zerrütten, die Würde der Person im Innersten treffen. Diese
Organisationen sind eine schwerwiegende Beleidigung für Gott, schaden den Mitmenschen
und verletzen die Schöpfung, umso mehr, wenn sie sich einen religiösen Anstrich geben.
Ich
denke an das erschütternde Drama der Droge, mit der zum Hohn der moralischen und zivilen
Gesetze Gewinn gemacht wird; an die Zerstörung der natürlichen Ressourcen und die
gegenwärtige Umweltverschmutzung, an die Tragödie der Ausbeutung der Arbeitskraft;
ich denke an den illegalen Geldhandel wie an die Finanzspekulation, die oft räuberische
Züge annimmt und schädlich ist für ganze Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, indem
sie Millionen von Menschen der Armut aussetzt; ich denke an die Prostitution, die
täglich unschuldige Opfer fordert, vor allem unter den Jüngsten, indem sie ihnen die
Zukunft nimmt; ich denke an die Abscheulichkeit des Menschenhandels, an die Verbrechen
gegen Minderjährige und die Missbräuche Minderjähriger, an die Sklaverei, die in vielen
Teilen der Welt immer noch ihren Schrecken verbreitet, an die oft nicht gehörte Tragödie
der Migranten, mit denen in der Illegalität in unwürdiger Weise spekuliert wird. In
diesem Zusammenhang schrieb Papst Johannes XXIII.: »Wenn eine Gemeinschaft von Menschen
allein auf Gewalt aufgebaut ist, so ist sie nicht menschlich; die einzelnen haben
dann keine Freiheit mehr, während sie doch im Gegenteil anzuspornen sind, ihr Leben
selber zu entfalten und an ihrer Vervollkommnung zu arbeiten«. Doch der Mensch kann
sich bekehren, und man darf niemals die Hoffnung auf die Möglichkeit aufgeben, das
Leben zu ändern. Ich möchte, dass dies eine Botschaft der Zuversicht für alle ist,
auch für diejenigen, die grausame Verbrechen begangen haben, denn Gott will nicht
den Tod des Sünders, sondern dass er umkehrt und lebt (vgl. Ez 18,23).
Im
weiten Kontext des menschlichen Zusammenlebens kommt beim Blick auf Delikt und Strafe
der Gedanke auch auf die unmenschlichen Bedingungen in vielen Gefängnissen, wo der
Gefangene oft auf einen inhumanen Zustand herabgesetzt, in seiner Menschenwürde verletzt
und sogar in jedem Willen und Ausdruck einer Wiedergutmachung erstickt wird. Die Kirche
tut in allen diesen Bereichen viel, meistens im Stillen. Ich ermahne und ermutige,
immer noch mehr zu tun, in der Hoffnung, dass diese von so vielen mutigen Männern
und Frauen unternommenen Aktionen zunehmend auch von den zivilen Autoritäten treu
und aufrichtig unterstützt werden mögen.
Die Brüderlichkeit hilft, die
Natur zu bewahren und zu pflegen
9. Die Menschheitsfamilie hat vom Schöpfer
ein gemeinsames Geschenk erhalten: die Natur. Die christliche Sicht der Schöpfung
beinhaltet ein positives Urteil über die Zulässigkeit der Eingriffe in die Natur,
um einen Nutzen daraus zu ziehen, unter der Bedingung, dass man verantwortlich handelt,
das heißt die „Grammatik“ anerkennt, die in sie eingeschrieben ist, und die Ressourcen
klug zum Vorteil aller nutzt und dabei die Schönheit, die Zweckbestimmtheit und die
Nützlichkeit der einzelnen Lebewesen und ihre Funktion im Ökosystem berücksichtigt.
Um es kurz zu sagen: Die Natur steht uns zur Verfügung, und wir sind berufen, sie
verantwortlich zu verwalten. Stattdessen lassen wir uns oft von der Habgier, vom Hochmut
des Herrschens, des Besitzens, des Manipulierens und des Ausbeutens leiten; wir bewahren
die Natur nicht, respektieren sie nicht und betrachten sie nicht als eine unentgeltliche
Gabe, für die man Sorge tragen und sie in den Dienst der Mitmenschen, einschließlich
der kommenden Generationen, stellen soll.
Besonders der landwirtschaftliche
Sektor ist der primäre Produktionsbereich mit der lebenswichtigen Berufung, die natürlichen
Ressourcen zu pflegen und zu bewahren, um die Menschheit zu ernähren. Diesbezüglich
treibt mich die andauernde Schande des Hungers in der Welt dazu, uns gemeinsam die
Frage zu stellen: In welcher Weise nutzen wir die Ressourcen der Erde? Die heutigen
Gesellschaften müssen über die Rangordnung der Prioritäten nachdenken, für die die
Produktion bestimmt wird. Tatsächlich ist es eine unumgängliche Pflicht, die Ressourcen
der Erde so zu nutzen, dass keiner Hunger leidet. Die Initiativen und die möglichen
Lösungen sind zahlreich und beschränken sich nicht auf die Steigerung der Produktion.
Die gegenwärtige Produktion ist bekanntlich ausreichend, und doch hungern und verhungern
Millionen von Menschen, und das ist ein wirklicher Skandal. Es ist also notwendig,
die Möglichkeiten zu finden, dass alle die Früchte der Erde genießen können, nicht
nur um zu vermeiden, dass sich der Unterschied zwischen denen, die mehr besitzen,
und denen, die sich mit den Überbleibseln begnügen müssen, vergrößert, sondern auch
und vor allem, weil dies ein Erfordernis der Gerechtigkeit, der Ebenbürtigkeit und
der Achtung gegenüber jedem Menschen ist. In diesem Sinn möchte ich alle an die notwendige
universale Bestimmung der Güter erinnern, die eine der Grundprinzipien der Soziallehre
der Kirche ist. Dieses Prinzip zu achten, ist die wesentliche Voraussetzung, um einen
faktiven und gerechten Zugang zu den wesentlichen und vorrangigen Gütern zu gewähren,
die jeder Mensch braucht und auf die er ein Anrecht hat.
Schluss
10. Die
Brüderlichkeit muss entdeckt, geliebt, erfahren, verkündet und bezeugt werden. Doch
allein die von Gott geschenkte Liebe ermöglicht uns, die Brüderlichkeit ganz und gar
anzunehmen und zu leben.
Der notwendige Realismus der Politik und der Wirtschaft
darf nicht auf einen Technizismus ohne Ideale reduziert werden, der die transzendente
Dimension des Menschen außer Acht lässt. Wenn die Öffnung auf Gott hin fehlt, verarmt
alles menschliche Tun, und die Personen werden zu Objekten herabgewürdigt, die man
ausbeuten kann. Nur wenn die Politik und die Wirtschaft akzeptieren, sich in jenem
weiten Raum zu bewegen, der durch diese Öffnung auf den hin gewährleistet ist, der
jeden Menschen liebt, wird es ihnen gelingen, sich auf der Basis eines authentischen
Geistes der Bruderliebe aufzubauen und wirksame Werkzeuge für eine ganzheitliche menschliche
Entwicklung und für den Frieden zu sein.
Wir Christen glauben, dass wir in
der Kirche als Glieder miteinander verbunden sind und alle einander nötig haben, denn
jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat, damit
sie anderen nützt (vgl. Eph 4,7.25; 1 Kor 12,7). Christus ist in die Welt gekommen,
um uns die göttliche Gnade zu bringen, das heißt die Möglichkeit, an seinem Leben
teilzuhaben. Das verlangt, ein Netz brüderlicher Bezüglichkeit zu knüpfen, das von
Wechselseitigkeit, Vergebung und völliger Selbsthingabe geprägt ist, entsprechend
der Weite und Tiefe der Liebe Gottes, die der Menschheit durch den geschenkt ist,
der – gekreuzigt und auferstanden – alle an sich zieht: »Ein neues Gebot gebe ich
euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (Joh
13, 34-35). Das ist die Frohe Botschaft, die von jedem einen Schritt mehr verlangt,
eine ständige Übung der Empathie, des Hörens auf das Leiden und die Hoffnung des anderen
– auch dessen, der mir am fernsten steht –, indem man sich auf den anspruchsvollen
Weg jener Liebe begibt, die sich ungeschuldet zu schenken und zu verausgaben weiß
für das Wohl jedes Bruders und jeder Schwester.
Christus umarmt den ganzen
Menschen und möchte, dass niemand verloren geht. »Gott hat seinen Sohn nicht in die
Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet
wird« (Joh 3,17). Er tut das ohne Druck und ohne den Zwang, ihm die Türen des Herzens
und des Geistes zu öffnen. »Der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und
der Führende soll werden wie der Dienende«, sagt Jesus Christus, »ich aber bin unter
euch wie der, der bedient« (Lk 22,26-27). Jedes Tun muss also durch eine Haltung des
Dienstes an den Menschen gekennzeichnet sein, besonders an den fernsten und unbekanntesten.
Der Dienst ist die Seele jener Brüderlichkeit, die den Frieden aufbaut.
Maria,
die Mutter Jesu, helfe uns, die Brüderlichkeit, die aus dem Herzen ihres Sohnes entspringt,
zu verstehen und täglich zu leben, um jedem Menschen auf dieser unserer geliebten
Erde Frieden zu bringen.