Papst Benedikt XVI. zieht sich von seinem Amt zurück. Hier die zentralen Stationen
seines achtjährigen Pontifikates, zusammengefasst von der Katholischen Nachrichten-Agentur.
2005
19. April: In einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte
wird Kardinaldekan Joseph Ratzinger bereits im vierten Wahlgang gewählt. Der 265.
Papst der Kirchengeschichte nennt sich Benedikt XVI., in Erinnerung an den Friedenspapst
Benedikt XV. und an den Patron Europas und Ordensgründer Benedikt von Nursia.
13.
Mai: Benedikt XVI. gibt überraschend grünes Licht für das Seligsprechungsverfahren
seines Vorgängers Johannes Paul II.
9. Juni: Der Papst betont, er wolle die
christlich-jüdischen Beziehungen weiter voranbringen.
18. bis 21. August:
Bei seiner ersten Auslandsreise kommt der Papst zum Weltjugendtag nach Köln. Mit rund
einer Million Menschen feiert er den meistbesuchten Gottesdienst auf deutschem Boden.
2006
25. Januar: Papst Benedikt XVI. legt mit «Deus caritas
est» (Gott ist die Liebe) seine erste Enzyklika vor.
20. Februar: Der Papst
verurteilt im sogenannten Karikaturenstreit die muslimischen Ausschreitungen in mehreren
Ländern. Gewalt als Antwort auf Beleidigungen seien mit der Religion nicht vereinbar.
März: Der Papst verzichtet nach 1.500 Jahren auf den Titel eines «Patriarchen
des Abendlandes», wohl als ökumenische Geste gegenüber der Orthodoxie.
24.
bis 28. Mai: Seine zweite Auslandsreise führt Benedikt XVI. in die Heimat des Vorgängers
Johannes Paul II. In Krakau feiert er mit rund einer Million Menschen eine Messe.
Den Abschluss der Polen-Reise bildet im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz das
symbolträchtige Gedenken des «deutschen Papstes» an die Opfer des Nationalsozialismus.
Juli: Messe mit mehr als einer Million Menschen beim Weltfamilientag in Valencia.
9. bis 14. September: Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat. Stationen
sind München, Altötting, Marktl, Regensburg und Freising. Ein Vortrag des Papstes
in der Regensburger Universität löst einen mehrwöchigen weltweiten Disput aus. Muslime
sehen durch ein historisches Zitat den Propheten Mohammed beleidigt. Der Vatikan startet
eine umfassende Krisendiplomatie und eine Dialog-Offensive mit dem Islam.
28.
November bis 1. Dezember: Benedikt XVI. reist unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen
in die Türkei. Weltweite Beachtung finden vor allem die Gespräche des Papstes mit
Politikern und Muslim-Vertretern sowie seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam,
etwa sein Besuch in der Blauen Moschee in Istanbul.
2007
14.
März: Die Glaubenskongregation verurteilt Thesen des Befreiungstheologen Jon Sobrino
- die erste öffentliche Maßregelung unter Benedikt XVI.
16. April: Am 80.
Geburtstag des Papstes erscheint sein neues Buch, ein theologisches Grundsatzwerk
über «Jesus von Nazareth».
Mai: Benedikt XVI. eröffnet die Generalversammlung
der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in Aparecida/Brasilien.
Juni:
Der Papst schreibt an die chinesischen Katholiken und verlangt volle Religionsfreiheit
im Land. Der chinesischen Führung bietet er einen konstruktiven Dialog an.
Juli:
Benedikt XVI. erleichtert die Feier der alten lateinischen Messe in der vorkonziliaren
Form von 1962 als «außerordentliche Form der Liturgie der Kirche». Beobachter werten
die Maßnahme als Zugeständnis an die Traditionalisten.
2008
Februar/März:
Die Reform der Karfreitags-Fürbitte im vorkonziliaren Messritus von 1962 ruft Proteste
und Verstimmung in der jüdischen Welt hervor.
April: Seine achte Auslandsreise
führt den Papst in die USA. Höhepunkte sind Gespräche im Weißen Haus, eine Rede vor
den Vereinten Nationen sowie ein Besuch am Ground Zero in New York. Juli: Besuch beim
Weltjugendtag in Sydney.
2009 Januar: Zum 50. Jahrestag der Ankündigung
des Zweiten Vatikanischen Konzils nimmt Benedikt XVI. die Exkommunikation für vier
Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. aus dem Jahr 1988 zurück.
Er erfüllt damit die letzte Bedingung der Traditionalisten, in einen offiziellen Dialog
mit dem Vatikan einzutreten. Fast zeitgleich wird ein TV-Interview veröffentlicht,
in dem einer der vier den Holocaust leugnet. Ein Proteststurm und eine monatelange
Debatte, vor allem in Deutschland, folgen.
Benedikt XVI. erteilt allen Tendenzen
von Antisemitismus und Relativierung der Schoah eine klare Absage. Im März räumt der
Papst in einem Brief an die Bischöfe der Weltkirche Probleme in der internen Kommunikation
ein und beklagt die auch kircheninterne Kritik an seinen Motiven, im Dienst der Kircheneinheit
zu handeln. Im Juli wird die zuständige Vatikanbehörde «Ecclesia Dei» in die Glaubenskongregation
eingegliedert.
Mai: Der Papst absolviert eine Pilgerfahrt ins Heilige Land.
Die Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete wird ein diplomatischer
Erfolg.
Juli: Benedikt XVI. veröffentlicht seine erste Sozialenzyklika, «Caritas
in veritate». Sie befasst sich unter anderem mit den ethischen Aspekten der Globalisierung
und der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.
November: Benedikt XVI. ermöglicht
mit einem Erlass kollektive Übertritte von Anglikanern zur katholischen Kirche unter
weitgehender Beibehaltung ihrer Traditionen. Der Vatikan unterstreicht wiederholt,
dass die neuen Strukturen in Form eines sogenannten Personalordinariates keine Belastung
für den ökumenischen Dialog zwischen Katholiken und Anglikanern sein dürften. Man
wolle Personen, die um Aufnahme nachsuchen, eine neue geistliche Heimat anbieten.
2010
Frühjahr: In einer neuen Welle erreicht der Missbrauchsskandal
in der katholischen Kirche weitere Länder, darunter auch Deutschland und Österreich.
Monatelange Debatten und eine Welle von Kirchenaustritten sind die Folge.
September:
Die Reise Benedikts XVI. nach Schottland und England ist der erste Staatsbesuch eines
Papstes in Großbritannien überhaupt. Er wird im Vorfeld von kritischer Medienberichterstattung
und Demonstrationen überschattet. Mit seinen öffentlichen Auftritten und vor allem
seiner Rede in Westminister Hall vor Vertretern von Politik und Zivilgesellschaft
gelingt Benedikt XVI. jedoch eine Trendwende.
2011
März: Benedikt
XVI. legt den zweiten Band seiner Trilogie «Jesus von Nazareth» vor. Er trägt den
Untertitel «Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung».
August: Besuch
beim Weltjugendtag in Madrid.
September: Nach mehreren theologischen Verhandlungsrunden
über fast zwei Jahre stellt der Vatikan der Piusbruderschaft Bedingungen für eine
mögliche Aussöhnung und legt ihr eine «lehrmäßige Erklärung» zur Unterzeichnung vor.
22. bis 25. September: Die dritte Deutschlandreise des Papstes und zugleich
der erste Staatsbesuch in seiner Heimat: Benedikt XVI. besucht Berlin und hält eine
Rede im Deutschen Bundestag. Weitere Stationen sind Erfurt, der Wallfahrtsort Etzelsbach
im thüringischen Eichsfeld sowie Freiburg.
2012
Frühjahr: Der
Vatikan lehnt im März die Antwort der Piusbrüder ab und fordert erneut die Annahme
der «lehrmäßigen Erklärung». Die Verhandlungen stecken in der Sackgasse.
23.
bis 29. März: Die Reise nach Mexiko und Kuba wird als eine der wichtigsten dieses
Pontifikates bezeichnet. Benedikt XVI. wendet sich in Mexiko gegen Drogenkriminalität
und fordert auf Kuba mehr Freiheit für die Kirche ein.