2017-09-17 09:52:00

Kinderschutzexperte Zollner: Theologische Aufarbeitung nötig


Der deutsche Jesuit Hans Zollner hat die katholische Kirche aufgefordert, sich intensiver mit den Folgen sexuellen Missbrauchs auseinandersetzen. Es fehle eine „Theologie im Angesicht von Missbrauch, eine Theologie der Kindheit“, sagte der Präsident des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana am Samstag in Rom. Auch mahnte er eine „Kultur des Schutzes der besonders Verwundbaren“ an.

Obwohl seit rund 30 Jahren sexueller Missbrauch in der Kirche bekannt sei, gebe es noch immer keine theologische Auseinandersetzung mit diesem Thema, so Zollner. Während im 19. Jahrhundert etliche christliche Gemeinschaften entstanden seien, die sich der damaligen sozialen Probleme annahmen, fehlten entsprechende Initiativen für die die Betroffenen heute.

Zollner äußerte sich bei der Vorstellung der deutschen Übersetzung des Buches „Pater, ich vergebe euch!“ von Daniel Pittet in der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl. Darin schildert der Schweizer Autor, wie ein katholischer Kapuzinerpater ihn über vier Jahre hinweg vergewaltigte. Der damalige Jugendpfarrer missbrauchte den Jungen von 1968 bis 1972 auf brutalste Weise.

Sich dem sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Priester zu stellen, sei „erschütternd und herzzerreißend“, sagte Zollner. „Es geht um Sexualität und Gewalt, um Missbrauch des Vertrauens, um zerstörtes Leben und Scheinheiligkeit - all das im Schoß der Kirche.“ Doch wer sich der eigenen dunkle Seite nicht stelle, den hole sie „früher oder später umso heftiger wieder ein“. Christen müssten „in der Wirklichkeit ankommen“, so der Jesuit.

Niemand könne das Böse, auch den Missbrauch von Kindern, jemals ganz besiegen, sagte Zollner. Das sei eine fatale Fehleinschätzung. Es ließe sich aber viel dafür tun, „das Risiko für Übergriffe so gering wie möglich zu halten“.

(kap 17.09.2017 pr)








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