2017-05-03 10:02:00

Somalia: UNICEF schlägt Alarm


Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF schlägt Alarm: Immer mehr Kinder in Somalia sind auf der Flucht vor Dürre, Hunger und Krankheiten. Schätzungen des Kinderhilfswerkes nach wird sich die Zahl der somalischen Kinder, die an akuter Mangelernährung leiden, im laufenden Jahr auf 1,4 Millionen erhöhen, darunter 275.000 Kinder mit schweren lebensbedrohlichen Symptomen. Doch was sind die Ursachen für die Katastrophe in Somalia? Das fragte Radio Vatikan den UNICEF-Deutschland-Sprecher Rudi Tarneden; er weist darauf hin, dass die wiederkehrende Krise in dem afrikanischen Land auch hausgemacht ist:

„Die Hungerkrise in Somalia ist teilweise von Menschen gemacht. Teile des Landes sind seit Jahrzehnten ohne staatliche Ordnung. Insbesondere die Familien auf dem Land sind sehr arm. Hinzu kommt, dass schwere Dürren Ernten und Viehbestände vernichtet haben. Vielen Familien bleibt nichts anderes übrig, als ihre Dörfer auf der Suche nach Wasser und Nahrung zu verlassen. Kinder sind haben diesen extremen Bedingungen wenig entgegenzusetzen, besonders wenn sie bereits durch chronische Mangelernährung geschwächt sind.“

UNICEF unterstützt in Somalia über 800 Ernährungszentren, in denen schwer mangelernährte Kinder therapeutische Spezialnahrung erhalten und medizinisch behandelt werden. Rund eine Million Menschen erhalten durch UNICEF sauberes Trinkwasser, 100 Gesundheitszentren und 60 mobile Gesundheitsteams stellen medizinische Hilfe bereit. Doch mit der sanitären Versorgung ist es nicht getan. Auch Notschulen für 43.000 Kinder wurden eingerichtet. Auf der Flucht vor dem Hunger sind insbesondere Frauen und Kinder vielen Gefahren ausgesetzt, betont Tarneden:

„Die langen Hungermärsche bringen die geschwächten Menschen an den Rand ihrer Kräfte. Oftmals werden Mädchen und Frauen unterwegs oder in den Lagern ausgeraubt oder bestohlen. Auch sexuelle Übergriffe kommen vor, werden aber selten angezeigt, da die Opfer Diskriminierung und Ablehnung fürchten. Immer wieder werden Kinder auch von ihren Eltern getrennt.“

Seit November 2016 sind schätzungsweise 615.000 Menschen vor der schweren Dürre geflohen. Erst in der vergangenen Woche hatte das Internationale Kinderhilfswerk Save the Children mit einer Feldstudie darauf aufmerksam gemacht, dass die Krise gerade für Kinde nicht nur physische, sondern auch schwere psychologische Risiken birgt. In 17 Distrikten von insgesamt sieben somalischen Regionen wurden rund 600 Menschen zu den Folgen der Krise befragt. Ausnahmslos alle gaben an, mit Beginn der Dürrekrise sei auch eine Verhaltensänderung der Kinder in ihrem Umfeld einher gegangen, insbesondere der Grad an Aggressivität sei spürbar gestiegen. Dringend notwendig sei ein beherztes Eingreifen der Internationalen Gemeinschaft für Somalia, um eine Katastrophe zu verhindern, meint UNICEF:

„Wenn noch mehr Menschen aus ihren Dörfern fliehen wird sich die Lage weiter verschärfen. Diejenigen, die zu Hause bleiben, brauchen rasch Unterstützung, damit sie dort überleben können. Wir müssen noch schneller und noch mehr tun, um eine erneute Katastrophe wie 2011 zu verhindern, als über 130.000 Kinder in Somalia starben.“ 

(rv 03.05.2017 cs)








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