2017-04-12 09:55:00

Via Dolorosa - Kreuzweg Jesu und belebter Basar


Karfreitag gedenken die Christen auf aller Welt des Leidens und Sterbens Christi. Ein wichtiger Teil dabei ist der Kreuzweg. Papst Franziskus geht die Stationen am Kolosseum in Rom ab. In Jerusalem wird fast schon wortwörtlich in den Fußstapfen Jesu gegangen, auf der Via Dolorosa. Die belebte Basar-Straße bereitet sich jetzt schon vor. Unser Korrespondent Renardo Schlegelmich hat sich vor Ort umgesehen.

Es ist eine Marktgasse, von der es viele in Jerusalem gibt. Rechts und links kleine Läden, die Obst, Kleider oder Taschen verkaufen, die Betreiber versuchen die Touristen abzufangen, die hier durch laufen. Die Straße ist an vielen Stellen überdacht, und alle paar Meter kommt eine Stufe, die den leichten Anstieg hinauf führt. Die Via Dolorosa, die Straße des Schmerzes. Hier soll Jesus Christus sein eigenes Kreuz getragen haben auf dem Weg zum Berg Golgota. Bilder, die wir aus der Bibel kennen. Die man aber schnell durch neue ersetzen muss, wenn man hier lebt. Michael Mohrmann zum Beispiel, er lebt direkt zwischen der 7. und 8. Station des Kreuzwegs.

„Die Bilder die man im Kopf hat - da merkt man schnell, die passen nicht. Viele Pilgergruppen kommen hier her und haben einen Garten vor Augen und suchen dann Golgota und die Grabeskirche auf, und merken, das ist eine Welt, die sie nicht kennen. Andererseits ist es sehr spannend, gerade da zu sein, wo sich in unmittelbarer Nachbarschaft von unserem Haus wirklich sehr viel ereignet hat. Wenn man die Evangelien liest, tut man das mit ganz anderen Sinnen.“

Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er seit eineinhalb Jahren den Christus-Treff Jerusalem – das ist ein Begegnungsort für Christen und junge Leute, der vom evangelischen Johanniter-Orden getragen wird. Regelmäßig leisten hier Jugendliche und junge Erwachsene einen Freiwilligendienst. Für viele von ihnen ist es ein großes Erlebnis, genau da zu leben, wo Jesus seine letzten Schritte getan hat. Oder getan haben soll - denn ob er wirklich den Weg der heutigen Via Dolorosa eingeschlagen hat, darüber wird debattiert. Überhaupt hat sich in 2000 Jahren einiges geändert am Straßenbild in der Jerusalemer Altstadt.

„Das Straßenniveau war einige Meter tiefer. Vieles sieht nicht mehr so aus wie damals. Auch über den Weg, den Jesus gegangen ist, wird viel gestritten und geforscht. Definitiv war es aber hier in dieser Umgebung. Gerade bei der Grabeskirche ist man sich auch sehr sicher, dass der Ort sehr authentisch ist.“

Es ist sehr viel los auf der Via Dolorosa. Einerseits wegen der Touristen, die durch die Geschäfte schlendern, andererseits durch die vielen Pilgergruppen die quasi in Dauerprozession am Christus-Treff vorbei ziehen. Im Haus selbst sieht das allerdings anders aus. Für viele sei dieses nämlich „ein unglaublicher Ort der Ruhe inmitten der Altstadt“, so Mohrmann. Oftmals falle auch das Wort „Oase“, betont er den besonderen Charakter des Ortes.

Ruhig wird es am kommenden Freitag allerdings auf keinen Fall. Zum Karfreitag ziehen tausende von Pilgern auf den Spuren Jesu durch die Straße, von Station zu Station. In diesem Jahr werden es sogar noch mehr, da westliche und orthodoxe Christen zum gleichen Zeitpunkt Ostern feiern, was nur alle paar Jahr vorkommt. Die Behörden haben sogar schon eine Warnung für die Altstadt herausgegeben. Der Karfreitag, auch eine Herausforderung für die Betreiber und Freiwilligen im Christus-Treff.

„Die Polizei ist hier dann stark präsent und versucht die Ströme zu regulieren. Dann sind auch immer Polizisten direkt vor unserem Haus. An den Tagen müssen wir ein bisschen aufpassen, wann wir einkaufen gehen zum Beispiel. Manchmal wird dann der Zugang zu unserem Haus schon gesperrt.“

Aber nicht nur an Karfreitag ziehen Christen der unterschiedlichsten Konfessionen durch die Via Dolorosa. Irgendwo auf dem Weg steht fast immer eine oder mehrere Pilgergruppen.

„Die einen sind auf Knien, die anderen singen, andere beten still den Rosenkranz, andere kommen mit Gitarre und singen fröhliche Lieder. Dann gibt es manchmal Umzüge arabischer Christen mit Dudelsack. Das ist einfach sehr sehr bunt.“

(rv 12.04.2017 rs)








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