2017-04-10 10:13:00

Ägypten: „Christen nicht überrascht von neuen Anschlägen"


Betroffenheit herrscht in Ägypten am Tag nach den blutigen Terrorattacken auf Christen. Die Terrormiliz Islamischer Staat hat die beiden Anschläge auf Kirchen am Palmsonntag für sich reklamiert, bei denen Dutzende Menschen starben. Präsident al Sisi verhängte nach den Explosionen den Ausnahmezustand. Allerdings: Unerwartet kamen die neuen Attentate für die Christen nicht, sagte uns der katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William.

„Man hat hier so etwas erwartet. Denn sie hatten immer verkündet, dass der Anschlag im vergangenen Dezember nur der Anfang sei und dass die Christen noch mehr abbekommen würden“, so der Bischof. Im Dezember waren 30 Menschen bei einem Attentat auf eine Kirche auf dem Gelände der koptischen Markus-Kathedrale in Kairo umgekommen, auch damals bekannte sich der IS zu der Tat. Diesmal seien die Attentäter noch gezielter vorgegangen, erklärt Bischof William. „Sie haben einen Festtag gewählt, die Kirchen waren sehr voll. Und sie haben symbolisch bedeutsame Kirchen ausgewählt: die Kathedrale in Alexandria, in der gerade Patriarch Tawadros II. zelebrierte. Damit haben sie gezeigt, dass der Staat die Christen nicht schützen kann. Aber unter den Opfern waren auch Sicherheitskräfte. Alle Ägypter sind traurig, nicht nur die Christen. Denn diese Attacken treffen alle Ägypter.“

Papst Franziskus sprach Patriarch Tawadros, der koptischen Kirche und allen Ägyptern wenige Stunden nach den Attentaten sein tiefes Mitgefühl aus. Der Papst soll Tawadros am 28. und 29. April in Ägypten treffen, erst vor wenigen Tagen gab der Vatikan das Reiseprogramm bekannt, das neben der ökumenischen – fast alle ägyptischen Christen sind koptisch-orthodox - auch eine stark interreligiöse Komponente haben wird.

Bischof William sieht in den jüngsten Anschlägen auch eine politische Reaktion. „Diese Attentate kommen postwendend nach dem Treffen des ägyptischen Präsidenten al Sisi mit dem Präsidenten der USA Donald Trump, und ihrer Entscheidung, den Terrorismus gemeinsam zu bekämpfen. Klar ist natürlich auch, dass die Terroristen jetzt die Gesellschaft Ägyptens spalten wollen.“

(rv 10.04.2017 gs)








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