2017-04-04 12:59:00

Papst: Ganzheitliche Entwicklung tut allen gut


Die Menschheitsfamilie braucht eine „ganzheitliche Entwicklung“, wie sie in der Sozialenzyklika von Papst Paul VI. vor genau 50 Jahren beschrieben wurde. Das sagt ein Nachfolger des Montini-Papstes: Franziskus erinnerte an diesem Dienstag in der „Neuen Synodenaula“ im Vatikan an die Bedeutung von „Populorum progressio“. Eine große Vatikan-Konferenz hat sich in diesen Tagen mit dem Inhalt jener Sozialenzyklika beschäftigt. Den Teilnehmern wollte Franziskus für das Interesse und die Beiträge danken.

„Heute es geht es darum, die verschiedenen Völker der Erde zu integrieren. Die Pflicht der Solidarität zwingt uns, gerechte Wege des miteinander Teilens zu finden, damit jene dramatische Verschwendung der Güter zwischen arm und reich ein Ende gesetzt wird. Nur der Weg der Integration unter den Völkern wird es uns gelingen, eine Zukunft in Frieden und Hoffnung aufzubauen.“

Es fiel das Stichwort „Subsidiarität“: Jeder müsse dazu beitragen, dass die Gesellschaft zusammenhalte. Das beinhalte ein offenes Zusammenleben, bei der jeder sich willkommen fühle. Dazu zähle nicht nur die Religion oder die Politik, sondern auch die Arbeit und die Finanzwelt dazu. Jeder Bereich müsse zum Wachstum der Menschheit beitragen. Eine ganzheitliche Entwicklung sei somit für alle förderlich.

„Keiner jener Bereiche kann sich herausnehmen und keiner dieser Bereiche kann ausgeschlossen werden, das das Konzept der ganzheitlichen Entwicklung ist. Das bedeutet jedoch auch, ein Respekt des menschlichen Lebens. Im Grunde genommen ist es wie ein Orchester, damit es gut klingt, müssen die verschiedenen Musikinstrumente sich gegenseitig abstimmen und eine gemeinsame Partitur teilen.“

Die Kirche biete den Weg Jesu an. Dieser sei der Heiler, Befreier und Versöhner aller Menschen und Vorbild, um die vielen Randständigen der heutigen Welt beizustehen, so der Papst.

Kardinal Müller: Kirche nicht bloß humanitäre Organisation

Dass die katholische Kirche nicht einfach nur auf eine „humanitäre Nichtregierungsorganisation“ reduziert werden könne, darauf hatte am Montag bereits der Präfekt der Glaubenskongregation hingewiesen. Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller sagte, dass aus christlicher Sicht „Frömmigkeit gegen Gott und Verantwortung für die Welt untrennbar in Christus verbunden“ seien. Nichtsdestoweniger gehe es um den Aufbau einer humanen Gesellschaft. Die Kirche sei nur in dem Maß wirklich Kirche, in dem sie „Kirche für die anderen“ sei.

Kardinal Müller betonte, Christen arbeiteten „mit allen Menschen guten Willens, auch mit den Atheisten“, in den drängendsten Fragen der Menschheit zusammen. Er nannte die Unverletzlichkeit der menschlichen Person, soziale Gerechtigkeit, sowie Solidarität und Frieden unter den Völkern. Dabei dürfe das Christentum aber nicht mit einer „bürgerlichen Anpassung“ seiner eigenen Botschaft auftreten, so der Kardinal.

Auch Erzbischof Silvano Tomasi, früherer Vatikanbotschafter bei den Vereinten Nationen, unterstrich, Entwicklung dürfe nicht auf wirtschaftliches Wachstum beschränkt werden. Die „Arbeit für das Reich Gottes“ bedeute, in Kontakt mit Armen und Unterdrückten zu sein, um Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz zu verwirklichen.

Der Vatikan-Kongress zum Erscheinen der Enzyklika „Populorum progressio“ vor 50 Jahren war am Montag und Dienstag von der von Kardinal Peter Turkson geleiteten Vatikan-Behörde für ganzheitliche Entwicklung, die für Fragen sozialer Gerechtigkeit zuständig ist, durchgeführt worden. Das Lehrschreiben Pauls VI. befasst sich mit Entwicklungsfragen und einem Ausgleich zwischen der reichen und der armen Welt.

(rv/kna 04.04.2017 mg)








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