2016-12-27 10:23:00

Frankreich: Kardinal zeigt Reue nach Missbrauchsskandal


Der Lyoner Kardinal Philippe Barbarin hat Fehler im Umgang mit einem sexuellen Missbrauchsskandal in seiner Diözese eingeräumt. „Tatsächlich bin ich zu spät aufgewacht“, sagte der Primas von Frankreich im Interview mit der Zeitung „Le Parisien“. Hätte er sich früher mit den Opfern getroffen, hätte er sich sagen müssen: Ich muss sofort handeln, so Barbarin.

Gegen den Erzbischof von Lyon war im Frühjahr wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe in seinem Verantwortungsbereich ermittelt worden. Im August stellte die Staatsanwaltschaft die Verfolgung des Falles ein. Es habe keine Hinweise auf eine Straftat seinerseits gegeben, hieß es.

Ein Priester der Erzdiözese soll mehr als 60 Pfadfinder sexuell belästigt oder missbraucht haben. Eine staatliche Strafverfolgung ist mittlerweile in Gang; parallel soll demnächst eine kirchenrechtliche Untersuchung starten. Barbarin sagte im Interview, für diese „innerlich zerstörten Menschen“ müsse es „monströs empörend“ gewesen sein, dass „jener Mann, der ihnen solches Unrecht angetan hat, weiter Priester bleiben konnte“.

Anfang November hatten die französischen Bischöfe kollektiv um Entschuldigung für Missbrauchskandale gebeten. Der Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois, bat stellvertretend für die 115 anwesenden Bischöfe um Vergebung für den „fehlenden Mut, der Plage des sexuellen Missbrauchs in der Kirche entgegenzutreten“. Es sei zu wenig Wert auf die Aussagen der Opfer gelegt worden, so der Kardinal. Vingt-Trois sprach von „Ignoranz“ und „Gleichgültigkeit“.

(kna 27.12.2016 sk)








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