2016-12-14 11:07:00

Indonesien: Christen erwarten Freispruch für Gouverneur


Fünf Jahre Haft drohen dem Gouverneur Jakartas und prominentem christlichen Politiker Basuki Tjahaja Purnama. Es geht um Blasphemie, und ganz Indonesien schaut auf den Prozess, der an diesem Dienstag begann. Er habe im Wahlkampf aus dem Koran zitiert und diesen dabei herabgewürdigt, so der Vorwurf, schon vor dem Prozess kam es zu Demonstrationen für und gegen den Angeklagten in der Hauptstadt. „Die meisten Menschen bei uns sagen aber, dass das nichts wird mit der Anklage“, sagt Theophilus Bela, Generalsekretär der Organisation Religionen für den Frieden, den Radio Vatikan in Jakarta erreichte. „Die allgemeine Stimmung in Jakarta ist die, dass er frei gesprochen werde.“

„Er hat 80 Rechtsanwälte zu seiner Verteidigung gewählt und hat auch im Prozess gesagt, dass er keine Muslime hat beleidigen wollen.“ Purnama, Spitzname ‚Ahok‘, war Gouverneur geworden, weil sein Vorgänger Staatspräsident des Landes wurde, jetzt steht der Wahlkampf ins Haus und hier liegt der eigentliche Grund auch für die emotionale Anspannung im Land, sagt Bela. Drei Kandidaten treten für den Posten des Gouverneurs an, und laut Wahlrecht dürfe man sich aus dem Wahlkampf auch nicht zurück ziehen, was die Situation verkompliziere. „Der derzeitige Gouverneur, der jetzt angeklagt ist, liegt auf Platz zwei, auf Platz eins ist derzeit der Sohn des ehemaligen Staatspräsidenten, General Yudhoyono.“

Bela zufolge ist es für den Angeklagten Purnama auch deswegen schwierig, weil er gleichsam doppelt einer Minderheit angehört: Er ist Christ, und er entstammt der chinesischen Minderheit. Viele Indonesier hätten Schwierigkeiten, das zu akzeptieren.

In absoluten Zahlen leben rund 200 Millionen Muslime in Indonesien, kein anderes Land ist Heimat von mehr Muslimen. Die Staatsform ist an sich säkular. Nach der Unabhängigkeit 1948 hätte ein Satz in die Verfassung aufgenommen werden sollen, der den Muslimen im Land die Anwendung der Sharia erlaubt hätte, das sei auf christliche Intervention hin dann nicht aufgenommen worden, sagt Bela. Aber seit Jahrzehnten falle ihm schon auf, dass der Islam zunehmend strenger ausgelegt werde. „Viele Menschen sind frömmer geworden und leider auch strenger. In den 60er Jahren habe ich kaum Frauen bei uns gesehen, die den Hijab getragen haben, aber jetzt tragen so viele Mädchen und Frauen die Verschleierung, den Hijab.“

Theophilus Bela hat aber Vertrauen in den säkularen Staat Indonesien: der Gerichtsprozess gegen den christlichen Spitzenpolitiker wird noch lange dauern und sich über Monate hinziehen, glaubt Bela, aber am Schluss werde ein Freispruch stehen, ist er überzeugt.

 

(rv 14.12.2016 ord)








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