2016-11-30 11:33:00

Russland: Orthodoxer Streit um Kreta-Konzil verschärft sich


Der Streit innerhalb der Orthodoxie zum panorthodoxen Konzil auf Kreta verschärft sich: Das dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel nahe stehende Internetportal www.amen.gr kritisierte die Stellungnahme des Moskauer Patriarchen Kyrill zum Kreta-Konzil. Das Oberhaupt der russischen Orthodoxie äußerte sich bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Feiern zu seinem 70. Geburtstag. An der „Großen und Heiligen Synode“ auf Kreta von Juni 2016 hatte die russisch-orthodoxe Kirche allerdings nicht teilgenommen, dessen gesamtkirchliche Relevanz stritt Kyrill deshalb ab. Kyrill forderte bei der Pressekonferenz, dass vorerst einmal eine neue Synaxis (Gipfeltreffen) der neun orthodoxen Patriarchen und fünf Oberhäupter von Autokephalkirchen abgehalten werden solle. Dabei solle dann „ein wahres Konzil“ vorbereitet werden. So ein Konzil müsse mit dem Kirchenrecht konform sein, wirklich gesamtorthodox unterstützte Beschlüsse verkünden und in passender Form erfolgen. Laut „amen.gr“ bedeute dies „Einstimmigkeit“ und nicht nur „Einmütigkeit“, wie dies Konstantinopel und die anderen Teilnehmer von Kreta als Kriterium festgelegt hatten.

Konzilsbeschlüsse gültig oder nicht gültig?

Im russischen Verständnis macht die Abwesenheit einer der 14 orthodoxen Kirchen vom Konzil dieses ungültig, während für den Ökumenischen Patriarchen  Bartholomaios I. und die Mehrheit der Patriarchen und autokephalen Erzbischöfe die Abwesenden – in Kreta waren es außer Moskau noch Antiochia, Bulgarien und Georgien – nur sich selbst ins Abseits stellen. Weiterer Knackpunkt: eine Konzilsmehrheit will die Beschlüsse von Kreta nicht erst durch ihre Rezeption bestätigen lassen. Konzilsbeschlüsse seien aus sich selbst heraus als solche gültig, heißt es bei den Mehrheits-Synodalen.

Kritik vom Portal „amen“ kommt auch an den prachtvollen Kyrill-Feierlichkeiten in Moskau, die „deutliche Elemente eines Zurschaustellens zaristischer Macht“ aufweise. Vom neuen Abt Evlogij des russischen Klosters am Athos habe sich Kyrill als „Allheiligkeit“ ansprechen lassen, obwohl dieser Titel nur dem Ökumenischen Patriarchen zukomme.

Auch andere Pressestimmen hatten Kyrills Prunk und Pracht dem schlichten 25-jährigen Amtsjubiläum von Bartholomaios im Phanar am 22. Oktober gegenübergestellt. Die Oberhäupter der orthodoxen Kirchenfamilie, die in Moskau mit dabei waren, hielten sich allerdings mit Kritik zurück; nur Erzbischof Anastasios von Albanien wagte in Richtung Kyrill die Bemerkung: „Wir haben Sie in Kreta vermisst.“

Uneinigkeit geht noch weiter

Unterdessen zeigte sich in Athen, dass doch eine größere Zahl von Landeskirchen Probleme mit der Annahme des Konzils von Kreta haben. Eine zur Nachentscheidung über die Haltung der Kirche von Griechenland zum Konzil am 23./24. November einberufene Sonderbischofskonferenz ging nämlich ohne Entscheidung zu Ende. Der diplomatische Erzbischof Hieronymos konnte aber die drohende Spaltung des griechischen Bischofskollegiums durch Vertagung des Streites auf die lange Bank schieben. Vorerst werden sich verschiedene Fachausschüsse mit einer „Überprüfung“ des Konzils und seiner Entscheidungen befassen.

(kap 30.11.2016 mg)








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