2016-11-27 10:11:00

Adveniat zu Castro: „Umstrittener Mann mit guten Absichten“


Als „Impulsgeber für Lateinamerika“ hat der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat den verstorbenen Fidel Castro gewürdigt. Der Revolutionsführer sei „umstritten“, jedoch „tief überzeugt“ von der „Idee einer gerechten Welt“ gewesen, so Prälat Bernd Klaschka im Interview mit dem Kölner Domradio. Kubas Ex-Präsident war am Freitag im Alter von 90 Jahren verstorben.

„Fidel Castro ist ein Mann, der die Entwicklung und die Geschichte Kubas entscheidend geprägt hat. Er hat sehr viel für sein Volk getan, insbesondere im Bildungs- und im Gesundheitswesen der 60er bis 80er Jahre“, erinnert Klaschka. „Er ist auch ein Mann, der Impulse hin nach Lateinamerika gegeben hat. Er ist ein Mann, der allerdings auch umstritten gewesen und weiterhin auch ist. Er ist ein Mann, der Diskussionen, für den richtigen Weg von weniger Menschlichkeit zu mehr Menschlichkeit, von weniger Gerechtigkeit zu mehr Gerechtigkeit betrieben hat. Er ist, glaube ich, ein Mann, der in der Erinnerung seines Volkes bleiben wird.“

Fidel Castros Treffen mit mehreren Päpsten seien „sehr wichtig sowohl für die Kubaner als auch für Fidel Castro selbst“ gewesen, so Klaschka: „Johannes Paul II. hat in einer Predigt in Havanna gesagt, Kuba soll sich für die Welt öffnen und die Welt sich für Kuba öffnen. Damit hat er zu einem Dialog aufgerufen und ich glaube, dieser Dialog findet zaghaft statt und er kann noch ausgebaut werden. Papst Benedikt ist ihm auf persönlicher Ebene begegnet und ich glaube auch, dass dieses Treffen für Fidel Castro wichtig war, denn er ist Jesuitenschüler gewesen und das hat ihn natürlich geprägt in seinem Leben. Die Begegnung mit Franziskus, ermöglicht auch durch den Kardinal Ortega von Havanna, hat nochmal Türen geöffnet, um das Feld und die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten zu verbessern.“

Zur Verfolgung der katholischen Kirche im sozialistischen Kuba sagt Klaschka: „Die katholischen Christinnen und Christen auf Kuba konnten sich zu Zeiten von Fidel Castro nicht frei bewegen beziehungsweise frei versammeln, sondern sie haben sich in Häusern getroffen und dort ihren Glauben gefeiert. Aktiv waren sie nicht verfolgt, aber sie hatten zum Beispiel keinen Zugang zu öffentlichen Ämtern, weil sich Kuba als atheistischer Staat definiert hat. Das ist nachher, zu Fidel Castros Zeiten, auch noch verändert worden. Es konnten keine Christinnen und Christen Mitglieder der Partei werden. Das hat sich später noch geändert. Heute genießen die Katholiken auf Kuba eine Bewegungsfreiheit und eine Versammlungsfreiheit, aber in die Öffentlichkeit können sie nicht hineinwirken.“

Persönlich wertet Klaschka Fidel Castros Wirken als den Versuch, seine tiefen Überzeugungen umzusetzen: „Fidel Castro war, glaube ich, von seiner Idee einer gerechten Welt tief überzeugt und daran wollte er mitwirken. Die Wege, die er dann beschritten hat, die haben ihn in große Konfrontationen geführt und insbesondere auf ideologischem Gebiet hat es dann zu Verkrustungen und Verhärtungen geführt. Ich persönlich glaube, dass Fidel Castro subjektiv gute Absichten für sein kubanisches Volk hatte.“

(domradio 27.11.2016 pr)








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