2016-11-06 08:36:00

Albanien: Märtyrer selig gesprochen – Unter ihnen 2 Deutsche


38 katholische Märtyrer, die zwischen 1945 und 1974 durch das kommunistische Regime getötet wurden, sind am Samstag in der Stadt Shkodra im Nordwesten Albaniens selig gesprochen worden. Die Zeremonie fand im Beisein von Staatspräsident Bujar Nishani und zahlreichen Regierungsvertretern auf dem Platz vor der St.-Stephans-Kathedrale statt, die während der kommunistischen Zeit als Turnhalle gedient hatte. Die Feier wurde von Kardinal Angelo Amato, dem Präfekten der Kongregation für Heiligsprechungen, geleitet.

In seiner Predigt sagte Kardinal Amato, die Märtyrer seien wie Sterne in der Nacht. „Während sich die Verfolger wie schwarze Schatten auflösten, die für immer in der Finsternis des ewigen Vergessens verloren sind, sind die Märtyrer bleibende Lichter der Orientierung. Sie leuchten am Himmel der Menschheit und zeigen das wahre Gesicht menschlicher Güte. Es ist das Gesicht der Gottebenbildlichkeit, in der der Mensch geschaffen ist“, so Amato wörtlich.

Zahl osteuropäischer Märtyrer auf einen Schlag verdoppelt

Der kanonische Prozess für die Anerkennung des Martyriums und die offizielle Anerkennung des Zeugnisses und des Opfers für den Glauben gipfelte in einem vom Papst Franziskus im April 2016 verkündeten Dekret, das die Seligsprechung der Märtyrer erlaubte. Die Seligsprechungen von Samstag haben die Zahl jener osteuropäischen Katholiken verdoppelt, die als Blutzeugen des Glaubens in den Jahren des Kommunismus starben und von den Päpsten nach 1990 in den Seligen-Status erhoben wurden.

Die Stadt Shkodra ist neben Prizren in Kosovo Zentrum des katholisch geprägten albanischen Stammes der Mirditen, dem unter anderem Nikolle Bojaxhiu angehörte, der Vater der heiligen Mutter Teresa (1910-1997). Bei den neuen Seligen handelt es sich um zwei Bischöfe (Frano Gjini und Vincenc Prennushi), 21 Diözesanpriester, sieben Franziskaner, drei Jesuiten, einen Seminaristen, eine Ordenspostulantin und drei Laien. Sie stehen stellvertretend für alle Betroffenen.

Zwei Deutsche unter den neuen Seligen

Unter ihnen sind auch zwei deutsche Missionspriester, Alfons Tracki und Josef Marxen. Aufgrund ihrer Herkunft war auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter den Konzelebranten.

Tracki (1896-1946) stammt der aus dem oberschlesischen Bleischwitz (Bliszczycach). Er kam 1911 nach Wien und begann dort bei den Maristen mit dem Theologiesturdium. 1920 schloss er es in Bosnien ab. 1925 wurde er in Shkodra zum Priester geweiht und begann seine Tätigkeit als Missionar in Nordalbanien. Er unterrichtete an Schulen und organisierte neue Sportvereine. Während des Zweiten Weltkriegs war er wegen seiner Sprachkenntnisse für den Kontakt mit der Wehrmacht zuständig. Nach 1944 wurde er von den Kommunisten verfolgt und am 19. Juli 1946 hingerichtet.

Das gleiche Schicksal hatte der Kölner Priester Josef Marxen (1906-1946). Er studierte in Niederösterreich Theologie. Nach seiner Weihe 1936 brach er in die albanische Diözese Durres/Durazzo auf. In einem Dorf in den nordalbanischen Bergen konnte er die Blutrache zwischen verfeindeten Familien beenden. Auch seine medizinischen Kenntnisse setzte er hier ein. Ein wichtiges Anliegen war ihm die Erziehung und Unterrichtung der Kinder.

Von 1941 bis 1945 war Marxen Pfarrer in Juba nahe Durres. Zu seiner Gemeinde zählten mehrere Dörfer, in denen Katholiken, Orthodoxe und Muslime lebten. Als deutsche Soldaten die Gegend besetzten, vermittelte er zwischen ihnen und der Bevölkerung. Die deutschen Soldaten boten Marxen bei ihrem Abzug an, mit ihnen nach Deutschland zurückzukehren, da die Religionsfeindlichkeit der an die Macht drängenden Kommunisten deutlich zu erkennen war. Er entschied sich aber, bei seiner Gemeinde zu bleiben. 1945 wurde er wiederholt verhaftet und nach Folter am 16. November 1946 in einem Wald bei Tirana erschossen.

Albanischer Glaubenszeuge wird bald Kardinal

In Kürze folgt nun die Kardinalserhebung des albanischen Franziskaners Ernest Simoni (88) durch Papst Franziskus am 19. November. Simoni war in der Zeit der kommunistischen Verfolgung im Geheimen zum Priester geweiht worden und verbrachte 18 Jahre seines Lebens im Gefängnis, teils in Isolationshaft und in Erwartung der Vollstreckung seines Todesurteils.

1981 wurde er entlassen und musste als „Feind des Volkes“ in den Kloaken von Shkoder arbeiten. Der Papst war ihm bei seinem Besuch in Tirana im September 2014 begegnet. Simoni erhält beim Konsistorium mit 16 weiteren Kirchenmännern von Franziskus die Kardinalsinsignien überreicht; alle anderen neuen Kardinäle sind Bischöfe.

(kap 06.11.2016 sk)








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