2016-09-22 09:24:00

Chaldäischer Bischof an Deutsche Bischöfe: Bitte um mehr Hilfe


Einen dramatischen Hilferuf für die bedrohten Christen im Nahen und Mittleren Osten hat der chaldäisch-katholische Erzbischof Bashar Warda aus Erbil an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet. Der irakische Bischof sprach als Gast vor den deutschen Bischöfen bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda.

„Die nächsten Monate entscheiden, ob das seit 2.000 Jahren im Irak heimische Christentum dort eine Zukunft hat oder bis auf kleine museale Reste ausgelöscht wird“, sagte der Erzbischof aus der Autonomen Region Kurdistan. Der dem Redemptoristenorden angehörende Geistliche befürwortete ausdrücklich militärische Gewalt gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS). Dieser verstehe keine andere Sprache.

Nach den Worten des Erzbischofs ist die Zahl der Christen im Irak dramatisch von rund 1,4 Millionen auf nicht einmal 300.000 gesunken.

Am Rande der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz dankte Warda den deutschen Christen für ihre Hilfe. Sie hätten die Christen im Irak finanziell stärker unterstützt als alle anderen Länder zusammen. Der Leiter des Bereichs Weltkirche und Migration im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, sagte, Bischofskonferenz und katholische Hilfswerke hätten für die Christen im Mittleren Osten 2015 rund 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Warda bat um weitere Hilfe. Nur so könne bei den Christen im Irak die Motivation erhalten werden, in ihrer Heimat zu bleiben, statt nach Europa zu fliehen. Als Prioritäten bezeichnete er eine würdevolle Unterbringung der Binnenflüchtlinge, gesundheitliche Grundversorgung, den Aufbau von Schulen und Bildungsmöglichkeiten sowie die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten.

Der IS hatte 2014 Mossul und die gesamte Ninive-Ebene überrannt. Die sichere Region um das nordirakische Erbil hat deshalb Zehntausende Flüchtlinge von dort aufgenommen. Warda wies darauf hin, dass die chaldäisch-katholische Diözese Erbil mehr als 10.000 christliche Flüchtlingsfamilien beherberge. Bislang habe man elf Schulen eingerichtet; Ende vergangenen Jahres wurde auch eine katholische Universität in Erbil aufgebaut, die jährlich 150 Studenten aufnehmen und über Stipendien finanzieren soll.

Warda zeigte sich zwar zuversichtlich, dass es gelingen werde, die vom IS besetzten Gebiete zu befreien. Das reiche aber nicht aus; für eine Rückkehr der Christen in ihre Heimat wären massive Sicherheitsmaßnahmen nötig. Die meisten christlichen Flüchtlinge hätten das Vertrauen in ihre muslimischen Nachbarn verloren.

(domradio/kna 22.09.2016 mg)








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