2016-08-19 13:11:00

Syrische Flüchtlingskinder scheitern an Jordaniens Bürokratie


Ein Bild geht um die Welt: Den verletzten, kleinen Omran aus Aleppo kennt nun die ganze Welt. Voll Staub und blutverschmiert starrt der Fünfjährige, nach einem Bombenangriff sichtlich unter Schock, auf die Kamera. Ob diese Aufnahmen nun die Lage in der syrischen Krisenstadt verändern werden, lässt sich bezweifeln. Das Bild erinnert aber daran, dass in Syrien viele unschuldige Kinder in einen Krieg hineingezogen wurden, an dem sie nicht mitschuldig sind. 

In Jordanien leben mittlerweile rund 80.000 Omrans: Flüchtlingskinder, die aus Syrien ins Nachbarland geflohen sind. Die Regierung in Amman startete ein Bildungsprogramm für sie, das von vielen Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen gelobt wurde. Nun riskiert dieses Vorhaben zu scheitern - und zwar nicht des Geldes wegen, sondern aus bürokratischen Gründen. Es fehlen noch örtliche Erlaubnisse, wie der Sprecher von Human Rights Watch für den Nahen Osten, Ahmed Benchemsi, gegenüber Radio Vatikan sagt. Der Westen müsse unbedingt eingreifen, damit aus diesem Bildungsprojekt doch noch ein Erfolg werde, so Benchemsi.

„Die jordanische Regierung tut sehr viel. Sie hat in den Flüchtlingszentren Schulen eingerichtet oder an ihren staatlichen Schulen Flüchtlingskinder mit in die Klassen gelassen. Der Wille der Regierung ist da. Aber das reicht nicht! Nach unseren Untersuchungen haben etwa ein Drittel der Flüchtlingskinder in Jordanien derzeit keine Ausbildung, sprich: Sie gehen nicht zur Schule.“

Und jene, die die Möglichkeit haben, eine Schule zu besuchen, müssen nach diesen Untersuchungen mit großen Schwierigkeiten rechnen. Es fehlen Lehrer, und die meisten Klassen sind jetzt schon übervoll.

„Es braucht eindeutig mehr Schulklassen. Das Problem ist vor allem die Bürokratie, da sich die Kinder für die Schule einschreiben müssen. Es gibt viele syrische Flüchtlingsfamilien in Jordanien, die nicht in einem Flüchtlingszentrum leben, sondern in ,normalen´ Wohnungen, und diese Familien zählen für die Behörden nicht als eigentliche Flüchtlinge, was dazu führt, dass sie dann von den Projekten für Flüchtlinge ausgeschlossen werden.“

Zurück nach Syrien: Es ist ja nicht nur Aleppo. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) leben landesweit rund 900.000 Menschen in Gebieten, die von den Konfliktparteien abgeriegelt sind. Manche Orte haben seit Monaten keine Hilfe von außen mehr erhalten. „Wir fürchten, dass die Situation in den belagerten Gebieten so schlimm ist wie zu Beginn des Jahres, als die dramatischen Bilder von abgemagerten Menschen um die Welt gingen“, sagt Jakob Kern, WFP-Landesdirektor für Syrien.

(rv 19.08.2016 mg)








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