2016-08-04 12:43:00

Papst zu Dominikanern: Bleibt nah an den Menschen!


Einen Tag unter Brüdern verbringe er heute, scherzte Papst Franziskus angesichts seines Zusammentreffens mit Vertretern des Dominikanerordens an diesem Donnerstag: Nachmittags wird er dann beim zweiten großen Bettelorden der Kirche zu Gast sein, bei den Franziskanern in Assisi erwartet. Das Generalkapitel, das er anlässlich des 800. Jahrestages der Ordensgründung empfangen hat, forderte der Papst auf, stets nah an den Sorgen und Nöten der Gläubigen zu bleiben, deren Herzen sie mit ihren Predigten bekehren wollen. Zu diesem 800. Jahrestag, so Franziskus zu den Anwesenden, sei es gut, sich an die zahlreichen Ordensleute und Missionare zu erinnern, die über die Jahrhunderte die Zärtlichkeit Gottes unter das Volk getragen und der Kirche neue Möglichkeiten geschenkt hätten, das Evangelium zu verkörpern.

Die Predigt, das Zeugnis und die Nächstenliebe seien es, die den Orden seit jeher aufs besondere charakterisierten, betonte der Papst das Charisma des Predigerordens, wie der Orden des heiligen Dominikus offiziell heißt: „Drei Säulen, die die Zukunft des Ordens stützen, indem sie die Frische des Gründungscharismas aufrecht erhalten. Gott hat dem heiligen Dominikus eingegeben, einen ,Predigerorden´ zu gründen, wobei die Predigt die Mission ist, die Jesus den Aposteln aufgetragen hat. Es ist das Wort Gottes, das im Inneren brennt und das den Antrieb gibt, aufzubrechen um Jesus Christus allen Völkern zu verkünden. Der Gründungsvater [Dominikus] sagte: ,Erst [die Schrift] betrachten, dann unterrichten´. Von Gott bekehrt, um zu missionieren.“

Eine enge Bindung zu Gott

Ohne eine enge persönliche Bindung zu Gott, so fuhr Franziskus fort, könne die Predigt noch so perfekt und sogar bewundernswert sein, doch es gelinge ihr nicht, das Herz zu berühren, das sie zu bekehren habe. Das ernsthafte und fleißige Studium der Theologie, das dem heiligen Ordensgründer so am Herzen lag, sei wichtig – doch das sei auch eine Annäherung an die Realität und Aufmerksamkeit für die Sorgen und Nöte des Volkes Gottes: „Um das Wort Gottes erfolgreicher zu vermitteln”, so Franziskus, „braucht es das Zeugnis: Lehrer, die der Wahrheit treu bleiben und mutige Zeugen des Evangeliums sind. Der Zeuge verkörpert die Lehre, er macht sie berührbar, mitreißend, und lässt niemanden gleichgültig; zur Wahrheit des Wortes fügt er die Freude des Evangeliums hinzu, die Freude darüber, zu wissen, dass man von Gott geliebt wird und Objekt seiner unendlichen Barmherzigkeit ist. Die Gläubigen haben es nötig, nicht nur das Wort Gottes vollständig zu erhalten, sondern auch das Zeugnis dessen zu erleben, der zu ihnen predigt“. Die Arbeit der Heiligen, betonte Franziskus, hätte reichhaltige Früchte gezeitigt, denn ihr Leben und ihre Mission sprächen mit der Sprache der Herzen, die keine Barrieren kenne und von allen verstanden werde.

Nächstenliebe!

Zuletzt, so schloss Franziskus seinen meditativen Dreischritt, sei es nötig, dass der Prediger und der Zeuge in der Nächstenliebe verankert seien. „Ohne diese werden sie umstritten und verdächtig sein,“ mahnte der Papst. „Wenn wir unsere Umgebung betrachten, dann verstehen wir, dass die Männer und Frauen heute nach Gott dürsten. Sie sind das lebendige Fleisch Christi, das schreit: ,Es dürstet mich´ nach einem authentischen und befreienden Wort, nach einer brüderlichen und zärtlichen Geste. Dieser Schrei ist an uns gerichtet und muss das sein, das den Strukturen und Pastoralplänen Leben gibt.“ Mit Blick auf die eben erfolgte große Strukturreform des Dominikanerordens fügte Papst Franziskus an: „Daran müsst ihr denken, wenn man über die Notwendigkeit reflektiert, die Organisationsstrukturen des Ordens zu verändern, um die Antwort, die man auf diesen Schrei Gottes geben muss, herauszufinden und zu unterscheiden.“

Je mehr man den Durst des Nächsten stillen könne, desto mehr sei man ein Prediger der Wahrheit. Im Zusammentreffen mit dem lebendigen Fleisch Christi sei es, dass wir evangelisiert würden und die Leidenschaft dafür wieder finden könnten, Prediger und Zeugen Gottes zu sein. „Und wir befreien uns von der gefährlichen Versuchung des Gnostizismus“, also einer heute so aktuell seienden Selbsterlösungs-Lehre, fügte Franziskus in freier Rede hinzu, bevor er die versammelten Dominikaner mit seinem Segen entließ.

(rv 04.08.2016 cs)








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