2016-06-25 17:42:00

Papst: Junge Armenier sollten Friedensboten sein


Papst Franziskus hat bei der ökumenischen Begegnung in Jerewan die armenische Jugend aufgerufen, nicht im Hier und Jetzt zu erstarren, sondern Friedensboten für die Zukunft zu sein. Tausende vor allem junge Menschen, zivilgesellschaftliche und religiöse Vertreter hatten sich auf dem ehemaligen Lenin-Platz, dem heutigen Platz der Republik in der armenischen Hauptstadt versammelt, um gemeinsam mit dem Katholikos aller Armenier und dem Heiligen Vater zu beten. Franziskus sagte zu der jungen Generation: „Liebe junge Freunde, diese Zukunft gehört euch. Macht euch die große Weisheit eurer alten Menschen zunutze und strebt danach, Friedenstifter zu werden: nicht Verwalter des Status quo, sondern aktive Förderer einer Kultur der Begegnung und der Versöhnung.“

Hierbei sollten sie sich an die „großen Zeugen“ erinnern, etwa den heiligen Gregor von Narek, den Franziskus zum Kirchenlehrer erhoben hat. „Er könnte auch als Friedenslehrer bezeichnet werden“, sagte Franziskus. Er zitierte die Worte des Heiligen im „Buch der Klagen“: „Gedenke derer, [Herr, …] die im Menschengeschlecht unsere Feinde sind, doch zu ihrem Wohl: Vollbringe du in ihnen Vergebung und Barmherzigkeit. […] Vernichte nicht, die mich angreifen, sondern verwandle sie! Vernichte das lasterhafte irdische Verhalten und verwurzele in mir und in ihnen das gute Betragen!“ (Buch der Klagen, 83,1-2). Diese Solidarität mit der Menschheit müssten auch die Armenier, die über die ganze Welt verstreut lebten, beherzigen und „Boten dieser Sehnsucht nach Gemeinschaft sein“.

Die Einheit der Christen sei nicht einfach ein „strategischer Vorteil“, sondern sei notwendig, um die Mission Christi zu erfüllen: Der Welt das Evangelium bringen. „Auf diesem Weg gehen uns viele Zeugen voran und begleiten uns, besonders die vielen Märtyrer, die den gemeinsamen Glauben an Christus mit ihrem Blut besiegelt haben: Sie sind unsere Sterne am Himmel, die über uns leuchten und uns den Weg zur vollen Gemeinschaft weisen, der auf Erden noch zurückzulegen ist.“ Aus seinem Schreiben Evangelii Gaudium zitierend betonte Franziskus, dass die Christen auf ihrem Weg zur Einheit „das Herz ohne Ängstlichkeit dem Weggefährten anvertrauen“ sollten, „ohne Misstrauen“.

Auch in den dramatischsten Augenblicken habe das armenische Volk am Glauben festgehalten. Franziskus verglich dessen Wunden, die durch das „große Übel“, also Vertreibung und Vernichtung insbesondere während des Ersten Weltkrieges, verursacht worden seien, mit den Wunden Christi am Kreuz. „Diese schrecklichen Wundmale des am Kreuz erlittenen Schmerzes sind, verklärt durch die Liebe, zu Quellen von Vergebung und Frieden geworden. So kann auch der größte Schmerz, verwandelt von der rettenden Macht des Kreuzes – deren Boten und Zeugen die Armenier sind –, ein Same des Friedens für die Zukunft werden.“

Franziskus erinnerte auch an den heiligen Katholikos Nerses Schnorhali, der den Wunsch hatte, dass alle Christen „eins seien“. Dafür sei das Gebet aller notwendig. „Es ist schön, hier versammelt zu sein, um füreinander und miteinander zu beten. Und es ist vor allem das Geschenk des Gebetes, das ich heute Abend von euch erbitten möchte; dazu bin ich gekommen,“ so Franziskus.

Vor der Ansprache des Papstes wandte sich der Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche Karekin II. an die Versammelten auf dem Platz der Republik. Er würdigte die Rolle des Papstes als Friedensstifter zwischen Nationen und verwies auf die Messe mit den Armeniern im Vatikan im vergangenen Jahr, als er das erste Mal, den heiligen Johannes Paul II. zitierend, die Massaker und Verfolgungen am armenischen Volk als ‚Völkermord‘ bezeichnete. „Unser Volk ist Euer Heiligkeit und allen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, dankbar und erwartet von der Türkei, in Anlehnung an Ihre Botschaft und das Plädoyer vieler Länder und internationaler Institutionen, dass sie genug Tapferkeit zeigen möge, sich ihrer Geschichte zu stellen und die illegale Blockade Armeniens zu beenden sowie damit aufzuhören, Aserbaidschans militärische Provokationen gegen das Recht der Menschen am Berg-Karabach, in Freiheit und Frieden zu leben, zu unterstützen.“ Papst Franziskus wird im September seine zweite Kaukasusreise antreten und bei dieser auch Aserbeidschan besuchen, das Land, mit dem Armenien in diesen Tagen im teils auch bewaffneten Konflikt steht.

Karekin II. ging aber auch auf die Verfolgung der Christen im Nahen Osten ein und klagt an, wie viele religiöse Stätten und Kulturschätze zerstört wurden. Er verglich ihre Situation mit der Situation der Armenier während des Osmanischen Reichs. Daher könnten die Armenier mitfühlen, so Karekin II.. Hier stehe besonders die Kirche in der Pflicht. „In solchen Situationen kann die Mission der christlichen Kirchen und der religiösen Führer sich nicht darin erschöpfen, den Opfern zu helfen, sie zu trösten und pastorale Arbeit zu leisten. Es müssen praktischere Schritte unternommen werden, auf dem Weg, Lösungen für den Frieden zu finden. Wir müssen das Böse vermeiden, indem wir den Geist der Liebe, Solidarität und Zusammenarbeit in den Gesellschaften fördern – durch ökumenischen und interreligiösen Dialog, nach Gottes Wort: ‚Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.‘“

(rv 25.06.2016 cz/pdy)








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