2016-06-24 13:50:00

Papst-Reaktion auf Brexit: Verantwortung übernehmen


Großbritannien sagt Europa Tschüss und der aktuelle Karlspreis-Träger Papst Franziskus betont, dass die Brexit-Entscheidung „der ausdrückliche Wille des britischen Volkes“ gewesen sei. An diesem Freitagmorgen waren die Ergebnisse der Volksabstimmung offiziell und 52 Prozent wählten für den Austritt aus der Europäischen Union. Franziskus hatte erst im Flieger nach Armenien vom Ergebnis des Referendums gehört und zur Besonnenheit aufgerufen. „Ich erwarte, dass alle Verantwortung übernehmen für das Wohl des britischen Volkes und Zusammenleben in ganz Europa.“ Die Vatikan-Vertretungen in Großbritannien und in Brüssel wollten sich vorab nicht zur Brexit-Abstimmung äußern.

Britische Reaktionen: Trauriger Tag für Europa

Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster, betont ebenfalls den Willen des Volkes in einem Kommentar. Es sei Tradition im Vereinigten Königreiches, den Willen der Menschen, der sich an der Wahlurne sich ausdrücke, zu respektieren. „Jetzt müssen wir daran arbeiten, uns selbst zu beweisen, dass wir gute Nachbarn und entschlossene Kooperationspartner sind in gemeinsamen Bemühungen, die kritischen Probleme in unserer Welt zu lösen,“ beschreibt Nichols die künftigen Aufgaben Großbritanniens.

Der Chefredakteur des „Catholic Herald“, Luke Coppen, glaubt, dass die katholischen Bischöfe Großbritanniens „tief enttäuscht sind“. Immerhin seien sie generell dafür gewesen, in der EU zu bleiben, berichtet er im Interview mit der „Catholic News Agency“ (CNA).

Der britische Bischof Christopher Hill bedauert die Annahme des Brexit-Referendums in Großbritannien. Der Anglikaner Hill ist Vorsitzender der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Er kritisiere vor allem die Argumente, die in den vergangenen Wochen verwendet worden seien. So hätte es zahlreiche falsche Behauptungen gegeben, die nicht mit den „tatsächlichen“ Fakten zu tun gehabt hätten. Er nannte diesbezüglich das Flüchtlingsthema. Der Ton während der Kampagne sei oft „hysterisch“ gewesen.

Der Bischof betonte, Großbritanniens Kirchen blieben Mitglieder der KEK. Die Organisation müsse nun zu einer vernünftigen Debatte mit den Kirchen in Europa beitragen, bei der besonders die Mitglieder in Süd- und Osteuropa miteinbezogen würden. - KEK ist ein Verbund von 114 orthodoxen, protestantischen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen aus Europa. Die katholische Kirche unterhält bei den EU-Institutionen in Brüssel ein eigenes Büro; die EU-Bischofskommission COMECE wollte sich am Freitag nicht äußern.

Dem KEK-Vorsitzenden zufolge brauchen Europa und Großbritannien nun dringend eine ernsthafte Debatte über die Zukunft. Hill hoffe, dass die Kirchen eine Vision von Europa wiederbeleben könnten, die vom christlichen Verständnis der Gesellschaft geprägt sei. Nicht „nur“ Wirtschaft, sondern das Wohl für die gesamte Gesellschaft solle dabei im Vordergrund stehen.

Deutsche Reaktionen: „proeuropäischen britischen Freunde“ nicht vergessen

Nach der historischen Entscheidung der Briten für den EU-Austritt hat der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, die Union zu Veränderungen aufgerufen. „Die EU stärken, indem wir sie reformieren“, schrieb er am Freitagmorgen auf Facebook. Zudem warb Vesper für einen noch entschiedeneren Einsatz der Christen für Europa.

In fünf „unsortierten Gedanken“ zum Brexit, für den sich die Mehrheit der Briten am Donnerstag per Volksabstimmung ausgesprochen hat, formuliert der ZdK-Generalsekretär: „Das ist Demokratie, die Entscheidung ist zu respektieren.“ Er wirbt zugleich dafür, die „proeuropäischen britischen Freunde“ nicht zu vergessen; es dürfe nun jedenfalls nicht ganz Großbritannien in einen Topf geworfen werden.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die britische Entscheidung zum Austritt aus der EU bedauert. Man müsse nun „in Ruhe“ die Gründe für das Votum zu analysieren, mahnte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Freitag in Hannover an. „Der bevorstehende Austritt eines Landes aus der EU ist schmerzlich und muss Anlass sein, das Friedensprojekt Europa umso kräftiger voranzutreiben», so der bayerische Landesbischof.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) bedauert den Ausgang des Referendums ebenfalls. „Das ist ein trauriger Tag für Europa“, sagte die BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth am Freitag in Düsseldorf. Das Land habe sich zu mehr Nationalstaatlichkeit und zu mehr Abschottung entschlossen. Angesichts der bekannten Problemlagen – etwa der ungeklärten Flüchtlingsfrage – halte man das für den falschen Schritt.

(diverse 24.06.2016 pdy/mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.