Leihmutterschaft ist „Menschenhandel mit Kindern, die gegen Bezahlung an Bestell-Eltern
abgegeben werden", erinnert an „Zustände der Sklaverei wie vor 200 Jahren" und ist
daher nie ethisch vertretbar: Das hat Susanne Kummer, Leiterin des Instituts für Medizinische
Anthropologie und Bioethik (IMABE), in einem Gastkommentar der Zeitung „Die Presse"
(Dienstag) dargelegt. „Wer von Freiwilligkeit und Altruismus der Leihmütter spricht,
übersieht die Tragik jener, die sich als Fortpflanzungsarbeiterinnen anbieten", betonte
die Philosophin Kummer.
Häufig stellten sich Frauen aus finanzieller Not als „lebende Brutkästen" zur Verfügung.
Leihmütter sollten „wie Maschinen funktionieren" und hätten in der „kalten Logik des
Warenhandels" kein Recht auf Gefühle. Verschwiegen würden zudem die Schattenseiten:
Sowohl aus Indien als auch aus den USA seien Todesfälle von Frauen nach Leihmutterschaft
bekannt.
Höchst problematisch sei die Leihmutterschaft auch für die betroffenen Kinder, die
„im familiären Niemandsland" geboren würden. „Niemand fragt, wie dieses Leben für
die Kinder lebbar sein soll", so die Bioethikerin. Das von der UNO-Kinderrechtskonvention
festgeschriebene Recht, die eigene Genese und leibliche Herkunft zu kennen, sei Teil
der Identitätsfindung. Bei der Leihmutterschaft werde dieses Recht missachtet.
Binnen kürzester Zeit habe sich die „Rent-a-Womb"-Industrie zu einem globalen Wirtschaftszweig
entwickelt, legt Kummer dar: In Indien etwa würden jährlich 25.000 Babys in 3.000
Fertilitätskliniken von Leihmüttern geboren, wobei der Jahresumsatz von 2,3 Milliarden
Dollar bereits als profitabler Industriezweig im BIP aufscheine. „In Europa entwickelt
sich gerade Griechenland zum neuen Dorado der Leihmutterschaft", so die Expertin.
An der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht werde derzeit an Papieren
für eine weltweite Legalisierung gearbeitet, berichtete Kummer. Dasselbe geschehe
auch im Europarat, wo die Abgeordnete und Reproduktionsmedizinerin Petra de Sutter,
die selbst Leihmutterschaften vermittelt, federführend ist. Entgegen Bedenken wegen
möglicher Interessenskonflikte wurde die Grünen-Politikerin erst vergangenen Donnerstag
in ihrer Funktion als Leihmutterschafts- Berichterstatterin bestätigt.
Zumindest einige Feministinnen sind nun nach Angaben der IMABE-Leiterin „hellwach"
geworden und wehrten sich dagegen, dass Frauen Gebärmaschinen oder Kinder Handelsware
sein sollten, da dabei Rechte des Einzelnen grob verletzt würden.
(kap 02.02.2016 gs)
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