2015-10-28 12:42:00

Papst: Nein zu Fundamentalismus, Ja zu Elendsbekämpfung


Eine Generalaudienz im Zeichen des interreligiösen Dialogs: Papst Franziskus hat vor tausenden Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz am Mittwoch die Konzilserklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen gewürdigt. Dieses Dialogdokument wurde vor genau 50 Jahren veröffentlicht. Ungewöhnlich bei einer Generalaudienz: Zwei Kardinäle erläuterten die Bedeutung der Erklärung „Nostra aetate“ und anschließend wurden einige Abschnitte aus dem Dokument vorgelesen. Die Präsidenten der Päpstlichen Räte für den interreligiösen Dialog und für die Förderung der Einheit der Christen – also Kardinal Jean-Louis Tauran und Kardinal Kurt Koch – umarmten den Papst. Ein internationaler und vor allem interreligiöser Kongress findet in diesen Tagen an der römischen Papst-Universität Gregoriana statt.

„Nostra aetate“ ist aktuell

Das Dialogdokument „Nostra aetate“ sei auch in unserer Zeit aktuell, so der Papst in seiner Ansprache bei der Generalaudienz. Die Abhängigkeit unter den Völkern sei gewachsen und gleichzeitig auch die „Suche nach dem Sinn des Lebens, des Leides und des Todes“, so der Papst. Auch gehöre es zu den Grundfragen der Menschheit seit jeher, nach ihrem Ursprung und dem gemeinsamen Schicksal zu suchen. Das Konzilsdokument habe aber auch auf die Einzigartigkeit der Menschheitsfamilie hingewiesen, erinnerte der Papst. So gehöre es auch zur Aufgabe der Kirche, immer offen für den Dialog mit allen zu sein und gleichzeitig der Wahrheit treu zu bleiben.

Viel erreicht

Es sei schon viel erreicht worden, fügte Franziskus an. Er erinnerte an die Treffen in Assisi, angefangen bei jenem vom 27. Oktober 1986 auf Initiative des heiligen Papstes Johannes Paul II. Einen besonderen Hinweis richtete der Papst auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Kirche und dem Judentum. Aus einander fremden „Feinden“ seien Freunde und Brüder geworden, so der Papst. Das Konzilsdokument „Nostra aetate“ habe den Weg geebnet für ein „Ja“ zur Wiederentdeckung der jüdischen Wurzeln des Christentums und ein entschiedenes „Nein“ zu jeder Form von Antisemitismus sowie die Verurteilung jeder Diskriminierung und Verfolgung, die sich daraus ergäben. Gegenseitiges Kennen, Respekt und Achtung seien der Weg, der besonders für die Beziehung mit dem Judentum, aber auch für jene mit den anderen Religionen gelte. Was für den Dialog mit dem Judentum gelte, sei auch beim Gespräch mit dem Islam wichtig: es bedürfe eines offenen und ehrlichen Dialogs. Im Übrigen teilten Christen und Muslime denselben Glauben an den einen lebendigen und barmherzigen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde.

Offen und achtungsvoll

Zum interreligiösen Dialog sagte der Papst, es sei wichtig, dass das Gespräch immer offen und achtungsvoll sei. Ziel und Zweck dieses Dialogs: der gegenseitige Respekt, fügte er an. Deshalb mahnte er zu mehr Zusammenarbeit zwischen den Religionsgemeinschaften und allen „Menschen guten Willens“. Hier seien auch jene miteinbezogen, die sich keiner Religion zugehörig fühlten. Jeder Mensch sei aufgerufen, bei der Lösungsfindung der Weltprobleme mitzuhelfen. Dies bedeute nicht, dass Gläubige a priori Patentrezepte hätten, um die vielen Hürden und Hindernisse des Alltags zu überwinden. Aber einen „Ass im Ärmel“ hätten sie jedoch und zwar das Gebet.

Kein Platz für Gewalt und Terrorismus

Der Papst erinnerte daran, dass jegliche Gewalt und terroristische Akte nichts mit Religion zu tun hätten. Leider seien die Religionen dadurch verdächtig geworden. Deshalb würden viele sogar der Religion die Schuld am Elend geben. Es sei ihm bewusst, dass keine Glaubensgemeinschaft vor fundamentalistischen oder extremistischen Tendenzen – sei es von Einzelnen, sei es von Gruppen – gefeit sei. Franziskus empfahl, die positiven Werte in den Blick zu nehmen. Jeder Religion schlage er dies vor und sie könnten so „zu Quellen der Hoffnung“ werden.

Samen des Guten

Der interreligiöse Dialog könne viel Gutes für alle bringen und das Elend bekämpfen, so der Papst. Ein Dialog, der sich auf vertrauensvollem Respekt gründe, werde so zu einem „Samen des Guten“. Daraus keime dann Freundschaft, Zusammenarbeit und neues Vertrauen. Davon würden vor allem junge und ältere, arme und ausgestoßene Menschen profitieren. Man müsse deshalb gemeinsam gehen und sich gegenseitig einander annehmen sowie sich aber auch um die Schöpfung kümmern, erinnerte der Papst. Hierzu gehörten auch der Schutz des menschlichen Lebens, der Respekt der Grundrechte und Freiheiten sowie die Gewissens- und Religionsfreiheit. In der katholischen Kirche heiße dies schlicht und einfach „Nächstenliebe“. Eine gute Gelegenheit hierzu bilde das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“, so der Papst weiter. Es handele sich um ein Jahr, das auch an Menschen gerichtet sei, die nicht glaubten oder einfach nur auf der Suche nach Gott und der Wahrheit seien. Mit Gott sei alles möglich, so der Papst abschließend.

(rv 28.10.2015 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.