2015-08-04 12:27:00

Pakistan: „Behörden müssen im Fall von Asia Bibi endlich handeln„


Der Rechtsanwalt von Asia Bibi hat der pakistanischen Regierung die Schuld an der verfahrenen Situation in dem Fall gegeben. Die Behörden sollten schleunigst religiöse Ressentiments ablegen und die Fakten prüfen, forderte der Jurist Saiful Malook, der selbst Muslim ist. Die Christin Asia Bibi ist die erste wegen Blasphemie zu Tode verurteilte Frau Pakistans. Das Höchstgericht hatte nach langem Tauziehen vor zwei Wochen die Vollstreckung des Urteils ausgesetzt. Pakistans Regierung komme ihrer Verpflichtung im Fall Asia Bibis nicht nach und sei deshalb für das Leid der seit 2009 inhaftierten Frau sowie auch ihrer Familie verantwortlich, kritisierte Malook gegenüber dem römischen Nachrichtendienst „AsiaNews“. „Blasphemie gilt als Verbrechen gegen Gott, doch keiner der Richter hat sich danach erkundigt, ob der Staat oder eine autorisierte Amtsperson überhaupt eine Blasphemie-Klage gegen Asia Bibi eingereicht hat." Auch die im Scharia-Gesetz verankerte Regel, dass der Beschuldigte sein Verbrechen bekennen und das Gericht sich der Wahrheit aller Zeugenaussagen vergewissern muss, sei verletzt worden.

Der Rechtsanwalt, der früher Vizepräsident des Höchstgerichtes war, hatte seinen wohl brisantesten Fall im Auftrag des Governeurs von Punjab, Salmaan Taseer, übernommen. Dieser war von seinem Leibwächter ermordet worden, nachdem er öffentlich die Freisprechung Asia Bibis gefordert hatte. Ihn selbst würden die Menschen seines Heimatlandes - darunter sogar Richter - als „verrückt" bezeichnen, weil er den Fall angenommen habe, berichtete Malook. „Sie sagen mir, ich sei deshalb ein Feind meiner eigenen Töchter." Rund um den Fall gelte die höchste Sicherheitsstufe.

Die Akte Bibi sei längst politisch hochbrisant geworden, verwies der Jurist auf bereits hunderte Organisationen, die Pakistan zu einer Freisprechung Bibis und zum Schutz ihrer Familie aufgefordert hatten. Dass das Höchstgericht am 22. Juli den Vollzug der Todesstrafe ausgesetzt hatte, womit nun der Fall neu aufgerollt wird, war weltweit als erstes Zeichen der Entspannung gedeutet worden. Weiterhin dauerten im Land jedoch Angriffe militanter Islamisten auf Christen an, die der Beleidigung des Propheten Mohammed bezichtigt worden seien, und immer wieder würden auch ihre Häuser in Brand gesetzt, so der Anwalt.

Angaben des Europaparlaments zufolge wurden in Pakistan seit 1987 über 1.400 Menschen wegen Gotteslästerung verurteilt. Dabei wurden in mehreren Fällen Todesurteile verhängt, weil die Beschuldigten angeblich Koranseiten verbrannt oder per SMS den Islam beleidigt hätten. Viele würden derzeit in Todeszellen auf die Überprüfung der Urteile durch den Obersten Gerichtshof des Landes warten.

(kap 04.08.2015 gs)








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