2015-07-03 11:45:00

Südsudan: Ethnische Konflikte nähren den Bürgerkrieg


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Sanktionen über sechs Generäle verhängt, die als Drahtzieher des Bürgerkrieges im Südsudan gelten. Die Einschränkungen für drei Anhänger des Präsidenten Salva Kiir und drei Vertreter der Rebellen des Ex-Präsidenten Piek Machar sehen finanzielle Kürzungen und eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit vor.

In dem seit 2013 währenden Konflikt nimmt die Gewalt derweil immer perfidere Formen an: Nachdem ein UN-Bericht Ende Juni Massenvergewaltigungen und Entführungen junger Mädchen bekanntmachte, griffen bewaffnete Truppen jetzt ein UNO-Flüchtlingslager in Malakal im Norden des ostafrikanischen Landes an. In dem Camp sind zehntausende Bürgerkriegsflüchtlinge untergebracht. In der südsudanesischen Hauptstadt erreichte Radio Vatikan die italienische Kombonianer-Missionarin Elena Balatti:

„Ich habe von in dem Camp untergebrachten Flüchtlingen der ethnischen Gruppe der Dinka gehört, dass vier bewaffnete Personen über den Schutzzaun in das Lager eingedrungen sind. Die Absperrung war von den Kräften der UNO eingerichtet worden, um die Mitglieder der wichtigsten Volksgruppen – der Dinka, Shilluk und Nuer – zu schützen, die gezwungen waren, ihre Dörfer wegen des Krieges zu verlassen. Die Kämpfer eröffneten innerhalb des Flüchtlingslagers das Feuer und erschossen eine Person, andere Menschen wurden verletzt. Man nimmt an, dass sie zur Gruppe der Regierungsgegner gehören.“

Bereits Mitte Mai hatten Aufständische die strategisch wichtige Stadt im ölreichen Norden des Landes angegriffen. Abgesehen von den Kriegsflüchtlingen sei Malakal heute eine „Geisterstadt“, so Schwester Balatti, alle Zivilisten seien geflohen. Aus dem letzten Bericht der Vereinten Nationen, der sich auf die Aussagen von Überlebenden und Augenzeugen stützt, geht hervor, dass auch die Regierungssoldaten und die mit ihnen verbündeten Milizen gezielt gegen die Zivilbevölkerung vorgehen. Als Grund wurden hier tief sitzende ethnische Konflikte genannt. Ähnliches vermutet Schwester Balatti auch, was den mutmaßlichen Angriff von Rebellen auf das Flüchtlingslager von Malakal betrifft: „Leider hatte und hat in diesem Bürgerkrieg das ethnische Element ein großes Gewicht. Es scheint, dass sich die Kämpfer im Fall Malakal über Anweisungen ihrer Befehlsgeber hinweggesetzt haben. Warum, ist noch zu klären…“

Dass die gegen Generäle verhängten UNO-Sanktionen etwas gegen den Bürgerkrieg ausrichten können, glaubt die Missionarin nicht. Sie ist überzeugt davon, dass in dem Land erst Ruhe einkehrt, wenn die Südsudanesen selbst an der Überwindung der ethnischen Spannungen arbeiten – Schlichtung von außen bringe da eher wenig:

„Ein Drittel dieses Landes befindet sich im Krieg. Um wieder Frieden zu schaffen, braucht es die Mitwirkung vieler Kräfte. Ich denke, dass die Südsudanesen sich einigen müssen, jenseits der internationalen Vermittlungen. Frieden kommt nicht durch Sanktionen, er kommt durch die Übereinkunft verschiedener Gruppen, die unter sich verhandeln und dafür sorgen müssen, dass die legitimen Interessen jeder Gruppe respektiert werden.“

Die Vereinten Nationen haben den seit 2013 andauernden Bürgerkrieg im Südsudan als eine der schwersten humanitären Krisen weltweit eingestuft. Laut Angaben des Hilfswerkes UNHCR leiden inzwischen fast vier Millionen Menschen in dem Land – ein Drittel der Bevölkerung – unter Nahrungsmittelmangel. Die Kriegshandlungen behindern dabei zunehmend die Arbeit der ausländischen Hilfswerke: So waren auch die Hilfslieferungen für das Flüchtlingslager von Malakal zeitweise stark eingeschränkt.

(rv 03.07.2015 pr)








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