2015-03-21 08:30:00

Papstbesuch in Neapel: „Das ist Sklaverei!“


 „Liebe Brüder und Schwestern, ich wollte von hier aus, von den Peripherien, meinen Besuch in Neapel beginnen“. Mit diesen Worten gab der Papst dem Besuch in der süditalienischen Stadt sein Thema. Gleich zu Anfang wies er auf die Schwierigkeiten hin, in dieser Stadt zu leben: „Der tagtägliche Weg in dieser Stadt, mit seinen Schwierigkeiten und seinen Herausforderungen und manchmal mit seinen Prüfungen, hat eine Lebenskultur hervorgebracht, die dabei hilft, nach jedem Fall wieder aufzustehen und das auf eine Weise zu tun, dass das Böse niemals das letzte Wort hat!“

Auch die Wahl des besuchten Ortes spricht diese Sprache: Das Stadtviertel Scampia ist eine Hochburg der lokalen Mafiaorganisation, der Camorra. Ein Film mit dem Titel Gomorra - nach dem gleichnamigen Bestseller von Roberto Saviano - hat vor einigen Jahren den Alltag und die Hoffnungslosigkeit der Jugend in dem Viertel international bekannt gemacht, es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit, und für viele junge Menschen ist die einzige Weise, etwas zu tun zu bekommen, das Mitmachen bei der organisierten Kriminalität. In den Begrüßungen von Bewohnern sagte eine Einwanderin aus den Philippinen, sie wünsche sich, ernst genommen und angenommen zu werden, nicht in ständiger Ablehnung zu leben. Der Papst wurde auch um einen Appell zum Thema Arbeit gebeten, es gebe im Stadtviertel immer weniger Arbeitsplätze; und auch die Korruption und Kriminalität wurden angesprochen: Der Papst solle doch bitte diejenigen stärken, die sich für den Rechtsstaat und die Gerechtigkeit einsetzen.

Tatsächlich sprach Franziskus das Thema Arbeitslosigkeit direkt an: Sie sei ein „schwerer Missstand in der Gesellschaft“. Dass Menschen unter 25 Jahren zu vierzig Prozent keine Arbeit hätten, sei schlimm. „Das ist die Verantwortung nicht nur eurer Stadt oder des Landes, sondern der ganzen Welt, denn es gibt ein ökonomisches System, das die Menschen wegwirft, und das betrifft hier besonders die Jugendlichen! Das ist schlimm,“ so der Papst. Caritative Hilfe für diese Menschen reiche nicht, denn es gehe nicht allein darum, etwas zu essen zu bekommen. „Das viel schlimmere Problem ist, sein Brot nicht verdienen und selber nach Hause bringen zu können. Und wenn man sein Brot nicht verdienen kann, dann verliert man seine Würde. Diese Arbeitslosigkeit raubt uns die Würde! Dagegen müssen wir kämpfen, wir müssen unsere Würde verteidigen. Wir dürfen nicht still bleiben.“

Und noch eine weiteres Problem mit der Arbeit sprach der Papst an: die Halbtagsjobs oder die Schwarzarbeit, ohne Altersversorgung oder Sicherheit, den Arbeitsplatz auch zu behalten. „Das ist Ausbeutung der Menschen in ihrer Arbeit. Das nennt man Sklaverei, das ist Ausbeutung! Das ist nicht menschlich und das ist nicht christlich. Und wenn der, der so etwas tut, sich Christ nennt, dann ist er ein Lügner! Das ist nicht wahr, das ist nicht christlich.“

Sein Besuch in Neapel solle ein Impuls für einen „Weg der Hoffnung sein“, so Franziskus. Mit deutlichen Worten wandte er sich gegen die Korruption und warnte davor, sie nur in Gelddingen zu sehen. Auch das Ausschließen von Immigranten oder das Wegnehmen von Arbeit und Würde seien Formen von Korruption: Jeder könne in die Versuchung fallen, wenn man schnelle und einfache Lösungen suche.

Viele kirchliche Initiativen und Bewegungen seien aktiv und böten ihre Hilfe an, lobte der Papst. Er wünsche sich aber auch noch mehr Aktionen der Stadt: „Eine gute Politik ist ein Dienst an den Menschen, der an erster Stelle auf lokaler Ebene passiert … . Eine gute Politik ist eine der höchsten Formen der Nächstenliebe, des Dienstes, der Liebe. Macht eine gute Politik, unter euch allen, macht eine gute Politik!“ Dazu wünschte er ihnen den Mut, den es dazu brauche.

(rv 21.03.2015 ord)








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