2015-01-19 20:00:00

Fliegende Pressekonferenz: Weitere Papstreisen und die Frage nach dem Faustschlag


Die anstehenden Reisen, die Verwirrung um den „Faustschlag“ bei der letzten Pressekonferenz und ein Treffen mit dem Dalai Lama: Einige der Fragen im Flugzeug an Papst Franziskus bei der Rückkehr von der Asienreise. Hier einige der Fragen und der Antworten des Papstes.

 

Papstreisen: Afrika, Amerika

Zwei Mal sei er nun schon in Asien gewesen, ob den nun auch Afrika an der Reihe sei, wollte ein französischer Journalist wissen. „Ich antworte einmal hypothetisch“, so der Papst. „Der Plan ist, in die Zentralafrikanische Republik und nach Uganda zu reisen, in diese beiden Länder, und zwar in diesem Jahr. Ich glaube, wegen des Klimas eher gegen Ende des Jahres. (…) Diese Reise ist etwas verspätet, wegen des Problems von Ebola. Es ist eine große Verantwortung, große Versammlungen bei möglicher Ansteckung zu machen, nicht wahr? Aber in diesen beiden Ländern gibt es das Problem nicht. Diese beiden Länder sind es möglicherweise, in diesem Jahr.“

Angesprochen auf mögliche Reisen nach Amerika, in die USA oder nach Zentralamerika, sagte der Papst, dass er auf jeden Fall nach Philadelphia, New York und Washington fahre, wenn er das Weltfamilientreffen im September besuche. „Ich würde gerne nach Kalifornien fahren, um die Heiligsprechung von Junipero Serra vorzunehmen, aber das ist ein Zeitproblem, das würde zwei Tage mehr bedeuten. Deswegen denke ich, dass ich die Heiligsprechung in Washington vornehmen werde."

„Habe ich was vergessen? Ah, die drei lateinamerikanischen Länder, die für dieses Jahr vorgesehen sind – alles noch im Planungsstadium – das sind Ecuador, Bolivien und Paraguay, diese drei. Im kommenden Jahr, so Gott will, möchte ich Chile, Argentinien und Uruguay besuchen – aber da ist noch nichts geplant. Und Peru fehlt. Wir wissen noch nicht, wo wir das unterbringen sollen.“

 

Armut

Ein Journalist sprach die Armut an, die ihm in Manila auf der Straße begegnet sei und die ihn beschämt habe, er erwähnte auch die Slums in Sri Lanka während des ersten Teils der Reise. „Als jemand von Ihnen mich gefragt hat, was ich für eine Botschaft für die Philippinen habe, habe ich geantwortet: Die Armen", antwortete der Papst. „Das ist die Botschaft, welche die Kirche heute hat. Auch das, was Sie über Sri Lanka sagen, die Tamilen [in den Baracken], die Diskriminierung, die Armen sind die Opfer der Kultur des Wegwerfens.“ Papst Franziskus sprach von seinem eigenen ehemaligen Bistum Buenos Aires und vom Kontrast mit dem Reichtum dort. Die Menschen hätten die Tendenz, sich an so etwas zu gewöhnen. „Die schlimmste Bedrohung hierbei ist die Weltlichkeit“, fuhr der Papst fort, der Nichtregierungsorganisation, die sich Kirche nennt. Der Weg Jesu sei schwierig, er sei der Weg des sich Kümmerns.

 

Ideologien und Familie

Beim Treffen mit den Familien in Manila hatte der Papst von einer ideologischen Kolonialisierung gesprochen. Ein Journalist fragte nach, was genau er damit meinte. „Zu den Menschen gehen mit einer Idee, die nichts mit ihnen zu tun hat“, das sei damit gemeint. Er brachte das Beispiel einer Schule in Argentinien, die gebaut werden sollte unter der Bedingung, dass ein bestimmtes Schulbuch gebraucht würde, das eine ganz bestimmte Geschlechter-Theorie vertrat. „Die Menschen zu kolonisieren mit einer Idee, welche die Mentalität oder Struktur ändert oder ändern will. Während der Bischofssynode haben die afrikanischen Bischöfe sich darüber beklagt.“ Kolonialisierung sei es, weil die Nöte der Menschen dazu benutzt würden, Zugang zu ihnen zu gewinnen, vor allem über die Kinder und die Jugend. Der Papst verglich das mit den Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts und den faschistischen Jugendorganisationen. „Jedes Volk hat seine Kultur, seine Geschichte, aber wenn Bedingungen von den kolonialisierenden Reichen auferlegt werden, dann wollen sie, dass es seine Identität verliert und alles gleich wird.“

Zur Frage der Geburtenregelung sagte der Papst, der Christ brauche nicht Kinder wie am Fließband zu zeugen. Das Schlüsselwort sei verantwortete Elternschaft. „Einige meinen – verzeiht mir das Wort, ja? – dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Karnickel sein müssen, nicht? Nein. Verantwortete Elternschaft.“ Es gebe "viele, viele zulässige Lösungen", die dabei geholfen hätten. 

In der gleichen Frage war er auch auf Paul VI. und die Frage nach Sexualität und Ehe angesprochen worden, Papst Paul hatte in seiner Enzyklika Humanae Vitae das Verbot von Empfängnisverhütung ausgesprochen. Papst Franziskus bestätigte, dass die Offenheit für das Leben Bedingung für das Sakrament der Ehe sei. Aber manchmal sei es nicht mehr zu verantworten, noch mehr Kinder zu bekommen, das läge dann in der Entscheidung der Eheleute. „Verantwortliche Elternschaft“ nannte er das. Es sei Paul VI. aber nicht nur um die persönliche Sphäre gegangen, sondern um die damals geäußerte Befürchtung, über Geburtenkontrolle wollten die reichen die armen Länder kontrollieren (Neo-Malthusianismus genannt). „Paul VI. war nicht rückständig, abgeschlossen. Nein, er war ein Prophet, der damit gesagt hat: passt auf diesen Neu-Malthusianismus auf, der auf uns zukommt. Das wollte ich sagen.“

 

Faustschlag und Meinungsfreiheit

Bei der ersten fliegenden Pressekonferenz der Reise auf dem Weg von Sri Lanka auf die Philippinen hatte eine Bemerkung des Papstes viel Aufsehen erregt. Er war dahingehend falsch verstanden worden, als ob unter bestimmten Umständen ein Faustschlag, also Gewalt, zu rechtfertigen sei. Es war um die Provokation der Meinungsfreiheit gegangen, der Papst hatte gesagt, dass wenn einer seiner Mitarbeiter seine Mutter beleidige, er das Risiko eingehe, geschlagen zu werden. In Theorie sei das alles falsch, antwortete der Papst, Gewalt werde vom Evangelium abgelehnt. „In Theorie sind wir alle einer Meinung, aber wir sind Menschen, und es gibt die Klugheit, eine Tugend des menschlichen Zusammenlebens. Ich kann niemanden dauernd beleidigen oder provozieren, denn dann gehe ich das Risiko ein, ihn zu erzürnen und eine ungerechte Reaktion hervor zu rufen. Das ist menschlich.“ Die Meinungsfreiheit müsse auf die menschliche Wirklichkeit Rücksicht nehmen.

 

Dalai Lama und China

Angestoßen vom Überflug über China, der gerade in diesen Momenten begann, wurde der Papst auch auf den Dalai Lama angesprochen, der vor einiger Zeit in Rom war, aber nicht empfangen wurde. Das sei nicht aus irgendeiner Angst vor China geschehen, versicherte der Papst, das sei nicht wahr. „Das Protokoll sieht vor, dass ein Staatsoberhaupt oder jemand dieses Standes nicht empfangen wird, wenn er zu einer internationalen Konferenz in Rom ist.“ Der Dalai Lama habe um eine Audienz gebeten und es sei ihm auch ein Datum genannt worden. Aber das sei nicht für die angesprochene Woche vorgesehen gewesen.

 

Frauen in der Kirche

Während der Begegnung mit den Jugendlichen am Sonntagmorgen hatte der Papst davon gesprochen, dass zu wenig Mädchen dabei gewesen seien, Frauen brächten einen eigenen Blickwinkel auf die Dinge mit. Auch bei der Pressekonferenz ging er auf dieses Thema ein: „Wenn ich sage, dass es wichtig ist, dass die Frauen in der Kirche mehr berücksichtigt werden sollen, dann nicht nur, um ihnen den Posten einer Sekretärin in einem Dikasterium [Vatikan-Ministerium] zu geben.“ Es gehe vielmehr darum, wie Frauen „wie Wirklichkeit sehen, denn Frauen sehen sie aus einem anderen Reichtum, einem größeren.“

 

(rv 19.01.2015 ord)








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