2015-01-04 16:52:00

KNA: Die vom Papst benannten 20 neuen Kardinäle im Kurzporträt


Papst Franziskus hat am Sonntag 20 neue Kardinäle benannt. Sie werden Mitte Februar offiziell ins Kardinalskollegium, den Senat des Papstes, aufgenommen. Die künftigen Purpurträger in Kurzporträts - in alphabetischer Reihenfolge (im Spanischen ist der erste Nachname relevant, im Portugiesischen der zweite):

 

Ricardo Blazquez Perez (72), Erzbischof von Valladolid, Spanien

Der Erzbischof von Valladolid ist seit März 2014 Vorsitzender der Spanischen Bischofskonferenz. Blazquez wurde 1942 in Villanueva de Campillo in der Provinz Avila geboren. Nach seinem Eintritt ins Priesterseminar studierte er in Avila, Rom und in Deutschland Theologie. 1967 zum Priester geweiht, wirkte er anschließend als Professor, Dekan und schließlich Vizerektor der Päpstlichen Universität Salamanca. 1987 wurde Blazquez Weihbischof in Santiago de Compostela, 1991 Bischof von Palencia und 1995 von Bilbao. Papst Benedikt XVI. bestellte ihn 2010 zum Erzbischof von Valladolid. Bereits von 2005 bis 2008 hatte Blazquez den Vorsitz der spanischen Bischöfe inne. Seine Erhebung zum Kardinal ist nicht zwingend, aber auch nicht überraschend, da Spanien eine große katholische Nation ist. Dennoch hätte nach bisherigen Maßstäben der Erzbischof von Toledo, traditionell der Primas von Spanien, als aussichtsreicherer Kandidat für das Kardinalsamt gegolten. Eine Berufung des neuen Erzbischofs von Madrid war hingegen nicht zu erwarten, da sein Vorgänger unter 80 Jahre alt ist und zwei Papstwähler vom selben Bischofssitz in einem Konklave als unpassend gelten.

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Charles Maung Bo (64), Erzbischof von Rangun, Myanmar (Burma)

Die Ernennung Bos kann als Zeichen der Solidarität des Papstes mit den leidgeprüften Katholiken in Myanmar verstanden werden. Viele von ihnen gehören ethnischen Minderheiten an und waren schon deshalb Schikanen und Gewalt der bis 2011 regierenden Militärregierung ausgesetzt; diese dauern teils auch noch unter der gegenwärtigen zivilen Regierung an. Auch Religionsfreiheit gibt es in Myanmar bisher nicht im vollen Umfang. Der Salesianerpater Bo engagiert sich seit langem für die Belange der diskriminierten Christen und der ethnischen Minderheiten im Land. Seit 2003 leitet er das Erzbistum Rangun.

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Manuel Jose Macario do Nascimento Clemente (66), Patriarch-Erzbischof von Lissabon, Portugal

Als Patriarch von Lissabon, ernannt im Mai 2013, und als Vorsitzender der Portugiesischen Bischofskonferenz gehörte Manuel Clemente zu den traditionellen Anwärtern auf die Kardinalswürde. Sein Bischofssitz ist neben Venedig der einzige in der Kirche des Westens, der mit dem Ehrentitel «Patriarch» verbunden ist. Der am 16. Juli 1948 in Torres Vedras geborene Geistliche war seit 2007 Bischof von Porto, zuvor seit 1999 Weihbischof in Lissabon. Frühere Stationen waren die katholische Universität von Portugal, wo er Kirchengeschichte lehrte, und das Priesterseminar von Olivais, in dessen Leitung er von 1980 bis 1999 tätig war.

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John Dew (66), Erzbischof von Wellington, Neuseeland

Mit John Atcherley Dew wird der vierte Erzbischof von Wellington in Folge Kardinal. Dew trat weltkirchlich bisher kaum in Erscheinung, ebenso wie die kleine, durch Zuwanderung gespeiste katholische Kirche des Landes. Nur rund 13 Prozent der Neuseeländer sind katholisch, fast ebenso viele anglikanisch, rund 10 Prozent sind Methodisten. Mehr als 30 Prozent der Gesamtbevölkerung gaben 2006 an, keiner Religion anzugehören. Die meisten Ureinwohner, die Maori, sind heute Christen. Dew wurde 1948 in Waipawa geboren. 1995 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof in der Hauptstadt Wellington. 2004 wurde er dort zunächst Erzbischof-Koadjutor und im Mai 2005, bereits unter Benedikt XVI., Erzbischof. Die zusätzliche Ernennung zum Militärbischof Neuseelands im April 2005 gehörte zu den letzten Amtshandlungen unter Johannes Paul II. Im April 2014 protestierte Dew gegen eine Gesetzesvorlage zur Erdbebensicherheit von Gebäuden. Die Verpflichtung von Immobilienbesitzern, ihre Gebäude binnen 20 Jahren erdbebensicher zu machen oder abzureißen, verlange von jenen zusätzliche finanzielle Lasten, die es sich am wenigsten leisten könnten. Anders als die Besitzer gewerblich genutzter Immobilien in den Innenstädten hätten die Kirchengemeinden nicht das notwendige Kapital. 2010 war die Region um die Stadt Christchurch von einem schweren Erdbeben verheert worden.

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Julio Duarte Langa (87), emeritierter Erzbischof von Xai-Xai, Mosambik

Die Ziele einer für dieses Jahr geplanten Afrika-Reise von Papst Franziskus sind noch unbekannt. Die Kardinalsernennung des früheren Erzbischofs von Xai-Xai könnte ein Indiz für einen Besuch im südostafrikanischen Mosambik sein. In die Amtszeit Duartes (1976-2004) fiel der blutige Bürgerkrieg (1977-1992), in dem mehrere hunderttausend Menschen starben, sowie die schwierige Zeit des Wiederaufbaus.  Noch im Dezember 2014 empfing Papst Franziskus den Staatspräsidenten von Mosambik, Armando Emilio Guebuza, der bei den Friedensverhandlungen die Delegation der sozialistischen «Mosambikanischen Befreiungsfront» (FRELIMO) leitete. Beide würdigten die Versöhnung zwischen den einstigen Bürgerkriegsparteien und den großen Beitrag der katholischen Kirche im Gesundheits- und Bildungswesen. Laut UNICEF gibt es in Mosambik 1,5 Millionen Waisenkinder. Nur sechs Prozent der unter Fünfjährigen haben eine Geburtsurkunde. Kinder ohne Papiere sind der Gefahr von Missbrauch, Kinderarbeit und Zwangsverheiratung ausgesetzt. Die Analphabetenrate unter Erwachsenen beträgt rund 50 Prozent. Regierung und Kirche unternehmen seit Kriegsende große Anstrengungen für den Grundschulunterricht. Von den rund 25 Millionen Einwohnern Mosambiks sind nach Vatikanangaben 6 Millionen Katholiken.

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Arlindo Gomes Furtado (65), Bischof von Santiago de Cabo Verde, Kapverdische Inseln

Der westafrikanische Inselstaat der Kapverden hat nur rund 520.000 Einwohner. Die Bevölkerung besteht aus Nachfahren der portugiesischen Kolonialherren und afrikanischer Sklaven. Schätzungen zufolge leben zudem bis zu 700.000 kapverdische Bürger im Ausland, mehr als im Staat selbst. Die ehemalige portugiesische Überseeprovinz ist nach den Seychellen das afrikanische Land mit dem zweithöchsten katholischen Bevölkerungsanteil, nach vatikanischen Angaben 94 Prozent. Der Vatikan und Kap Verde schlossen 2013 einen Staatsvertrag über die rechtliche Stellung der Kirche. Bischof Gomes wurde im November 1949 in Santa Catarina geboren. 2004 wurde er zunächst Bischof von Mindelo, 2009, kurz vor seinem 60. Geburtstag, ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Santiago, der Hauptinsel der Kapverden mit der Hauptstadt Praia.

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Francis Xavier Kriengsak Kovitvanij (65), Erzbischof von Bangkok, Thailand

Seit 2009 steht Kovitvanij an der Spitze des Erzbistums Bangkok. Sein Vorgänger Michael Michai Kitbunchu hatte als erster Thailänder die Kardinalswürde erhalten. Kitbunchu weihte auch den 1949 geborenen Kovitvanij 1976 zum Priester. In den 80er Jahren arbeitete er als Schulleiter, nach 1989 als Vizesekretär der Bischofskonferenz, Rektor des Priesterseminars und Theologiedozent in Sampran. Seit 2003 leitete Kovitvanij die Kathedralpfarrei in der thailändischen Hauptstadt. 2007 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Bischof von Nakhon Sawan und 2009 zum Erzbischof von Bangkok. Kovitvanij gehört dem Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel an. Der neue Kardinal vertritt eine kleine Kirche: Nur etwa 360.000 Thailänder sind katholisch. Während der politischen Unruhen 2010 versuchte er, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln.

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Jose Luis Lacunza Maestrojuan (70), Bischof von David, Panama

Mit Lacunza kommt ein weiterer Ordensmann ins Kardinalskollegium: Der  Augustiner-Rekollekt empfing 1969 die Priesterweihe und wurde 1985 von Johannes Paul II. zum Weihbischof in Panama ernannt. 1994 wechselte er an die Spitze des Bistums Chitre. Seit 1999 steht er dem kleinen Bistum David mit rund 350.000 Katholiken vor. Als einer von nur drei der neuernannten Kardinäle unter 80 - gemeinsam mit Gomes Furtado von den Kapverden und Paini Mafi von Tonga - ist Pater Lacunza Bischof, nicht Erzbischof. (Einen Priester ohne Bischofsweihe hat Papst Franziskus bisher noch nicht zum Kardinal erhoben.)

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Soane Patita Paini Mafi (53), Bischof von Tonga, Tonga

Die Kardinalsernennung des Bischofs im polynesischen Königreich Tonga ist ein typischer franziskanischer «Gang an die Ränder». Wie Vanuatu ist der Inselstaat Tonga besonders von den Folgen des Klimawandels sowie von Naturereignissen wie Stürmen oder Erdbeben bedroht. Das Archipel im Südpazifik umfasst 176 Inseln, die früher auch Freundschaftsinseln genannt wurden; nur 36 von ihnen sind bewohnt. Vorherrschende Konfession unter den rund 100.000 Einwohnern ist eine methodistische Freikirche mit über 40 Prozent. Danach folgt die katholische Kirche mit etwa 16 Prozent. Soane Patita Paini Mafi, Vorsitzender der Konferenz der Bischöfe der Pazifikstaaten, ist künftig der jüngste aller Kardinäle. Geboren am 19. Dezember 1961 in der Hauptstadt Nuku'alof, wurde er 1991 zum Priester geweiht. Im Alter von 45 Jahren wurde er im Oktober 2007 seinem Vorgänger als Koadjutor (Helfer) zur Seite gestellt; ein halbes Jahr später übernahm er das Bischofsamt. Im Februar 2012 wurde Tongas König Siaosi (George) Tupou V., wenige Wochen vor seinem Tod, von Papst Benedikt XVI. im Vatikan empfangen.

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Luigi de Magistris (88), emeritierter Großpönitentiar der Kirche, Vatikan/Italien

Als Pensionär bekommt Erzbischof de Magistris nun den Titel, der ihm eigentlich schon für sein letztes Kurienamt zugestanden hätte: Unter Papst Johannes Paul II. versah der gebürtige Sarde von 2001 bis 2003 an der römischen Kurie des klangvolle Amt des Großpönitentiars. Als solcher leitete er die Apostolische Pönitentiarie, einen vatikanischen Gerichtshof, der unter anderem für die Vergabe von Ablässen zuständig ist. Üblicherweise ist der Posten mit dem Kardinalsrang verbunden. De Magistris arbeitete seit 1979 an der Pönitentiarie.

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Dominique Mamberti (62), Präfekt der Apostolischen Signatur, Vatikan/Frankreich

Erzbischof Mamberti ist nach dem Papst der oberste Richter in der katholischen Kirche: Der Franzose ist seit November Präfekt der Apostolischen Signatur, des höchsten vatikanischen Gerichtshofes - als Nachfolger des zum Malteserorden versetzten US-Kurienkardinals Raymond Leo Burke (66). Mit dem Amt des Präfekten der Signatur ist traditionell die Kardinalswürde verbunden. Zuvor war Mamberti seit 2006 vatikanischer Außenminister. Begonnen hatte der im marokkanischen Marrakesch geborene Mamberti seine vatikanische Laufbahn im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls 1986. Stationen unter anderen waren die vatikanische Vertretung bei den Vereinten in New York, der Libanon und der Sudan.

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Edoardo Menichelli (75), Erzbischof von Ancona, Italien

Menichellis Berufung ins Kardinalskollegium kommt unerwartet. Das Amt des Erzbischofs von Ancona ist nicht traditionell mit der Kardinalswürde verbunden. In der Italienischen Bischofskonferenz zählt er zu den leiseren Stimmen. Der aus den Marken stammende Geistliche leitet deren Kommission für die Familie. Dass Franziskus seine Arbeit schätzt, machte er durch Menichellis persönliche Berufung zur Bischofssynode im Oktober deutlich. Nach ersten Jahren als Religionslehrer kam Menichelli als Mitarbeiter an die Apostolische Signatur in Rom, das oberste Gericht der katholischen Kirche. Von 1992 bis 1994 war er in der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation tätig. 1994 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Chieti-Vasto. Seit 2004 leitet er das mittelitalienische Erzbistum Ancona.

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Francesco Montenegro (68), Erzbischof von Agrigent, Italien

Auch die Aufnahme Montenegros ins Kardinalskollegium ist zumindest nach traditionellen Maßstäben eine Überraschung: Der Erzbischof von Agrigent auf Sizilien zählte bisher nicht zu den Anwärtern auf die Kardinalswürde. Empfohlen haben dürfte ihn aus Franziskus' Sicht, dass er zu den engagiertesten kirchlichen Fürsprechern von Flüchtlingen in Italien gehört. Zu seiner Diözese zählt auch die Mittelmeerinsel Lampedusa, die in den vergangenen Jahren zum Inbegriff der Flüchtlingstragödie im Mittelmeer wurde. Montenegro begleitete Franziskus bei dessen Besuch auf Lampedusa im Juli 2013. In der nationalen Bischofskonferenz leitet der Süditaliener die Migrationskommission. Von 2003 bis 2008 war er Präsident von Caritas Italien. Bevor er 2008 die Leitung des Erzbistum Agrigent übernahm, wirkte er seit 2000 als Weihbischof im sizilianischen Messina-Lipari-Santa Lucia del Mela.

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Pierre Nguyen Van Nhon (76), Erzbischof von Hanoi, Vietnam

Die Kardinäle Vietnams wechselten sich meist zwischen den Sitzen Ha Noi und Ho-Chi-Minh-Stadt ab. Der nun ernannte Erzbischof von Hanoi Nguyen Van Nhon ist der sechste Kardinal dieses Landes. 1938 geboren, leitete er seit 1991 zunächst seine Heimatdiözese Da Lat, erst als Koadjutor, ab 1994 als Diözesanbischof. 2010 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Erzbischof der Hauptstadtdiözese Hanoi. Bis Ende 2013 war er fast ein Jahrzehnt Vorsitzender der Vietnamesischen Bischofskonferenz. Von den 90 Millionen Einwohnern Vietnams sind rund 6 Millionen Katholiken. Sie bilden damit eine der größten Katholikengemeinden Asiens. Immer wieder haben die Christen dort unter staatlicher Repression zu leiden. Die Staat-Kirche-Beziehungen in Vietnam sind seit Kriegsende 1975 angespannt; damals brach die sozialistische Regierung den bilateralen Kontakt ab. Seit den 90er Jahren bemüht sich der Vatikan um Erleichterungen für die Kirche. Besonders schwierig ist die Ernennung von Bischöfen. Oft dauert es Jahre, bis vakante Diözesen besetzt werden. Im Oktober 2014 lobte der Vatikan eine Verbesserung der Beziehungen.

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Jose de Jesus Pimiento Rodriguez (95), emeritierter Erzbischof von Manizales, Kolumbien

Der fast 96-Jährige leitete das Erzbistum Manizales in der sogenannten Kaffeezone Kolumbiens in schwieriger Zeit (1975-1996). Seit 1983 tobte in dem südamerikanischen Land der jahrzehntelange Bürgerkrieg mit neuer Härte: als Drogenkrieg und mit der Gründung paramilitärischer Einheiten zur Beseitigung oppositioneller Gruppen. Diese Phase ist auch als «Schmutziger Krieg» bekannt. Pimiento wurde am 18. Februar 1919 in Zapatoca geboren. Als 36-Jähriger wurde er zunächst Weihbischof in Pasto, ab 1960 Bischof von Monteria und ab 1964 Bischof von Garzon-Neiva. 1975 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof im zentralkolumbianischen Manizales.

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Karl-Josef Rauber (80), emeritierter Vatikandiplomat, Deutschland

Der frühere Papstbotschafter war von 2003 bis 2009 Apostolischer Nuntius in Belgien und Luxemburg. Zuvor war er in gleicher Funktion in Ungarn und Moldawien tätig. Im Ruhestand lebt er als Geistlicher in einem Haus der Schönstatt-Bewegung in Ergenzingen bei Rottenburg. Rauber wurde am 11. April 1934 in Nürnberg geboren und 1959 in Mainz zum Priester geweiht. Von 1962 bis 1966 studierte er Kirchenrecht in Rom. Gleichzeitig absolvierte er die Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie. 1983 wurde er in Rom zum Bischof geweiht. Seine Diplomatenlaufbahn begann Rauber 1966. Von 1982 bis 1990 war er in Kampala/Uganda zunächst Geschäftsträger, dann Pro-Nuntius. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) rief ihn 1990 als Präsidenten der Päpstlichen Diplomatenakademie nach Rom und ernannte ihn drei Jahre später während der Auseinandersetzungen um den damaligen Bischof von Chur, Wolfgang Haas, zum Nuntius in der Schweiz und in Liechtenstein mit Sitz in Bern. 1997 entsandte Johannes Paul II. ihn als Nuntius nach Ungarn und Moldawien.

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Berhaneyesus Demerew Souraphiel (66), Erzbischof von Addis Abeba, Äthiopien

Äthiopien zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Europäischen Politikern ist der Erzbischof der Hauptstadt Addis Abeba kein Unbekannter. 2005 gehörte er einer Kirchendelegation an, die sich bei den Regierungsspitzen der EU und Deutschlands für einen vollständigen Schuldenerlass der Entwicklungsländer einsetzte. Der 1948 geborene Souraphiel gehört dem Lazaristen-Orden an. Seit 1999 leitet er die Hauptstadtdiözese Addis Abeba, zudem ist er Mitglied der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation. Souraphiel beklagt gegenüber dem Westen «stille Tsunamis» in seiner Region. In Äthiopien stürben alle sechs Monate mehr Kinder an Malaria, als der Tsunami in Südostasien an Todesopfern gefordert hat. Täglich fielen dort seit 20 Jahren «sechs Flugzeugladungen Kinder» vermeidbaren Krankheiten zum Opfer.

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Daniel Fernando Sturla Berhouet (55), Erzbischof von Montevideo, Uruguay

Der Erzbischof von Montevideo ist einer von vier Ordensleuten, mit denen der Jesuit Franziskus den derzeitigen Schwund an Ordensmännern unter den Papstwählern auffüllt. Sturla ist im Juli 1959 in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, geboren; er leitet seine Heimatdiözese erst seit einem knappen Jahr. Im Alter von 20 Jahren trat er 1980 den Salesianern Don Boscos bei. Ende 2011 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Weihbischof in Montevideo, im Februar 2014 machte ihn der Argentinier Franziskus zum höchstrangigen Kirchenführer des kleinen Nachbarlandes. Uruguay gehört zu den Staaten, die weltweit wenig Schlagzeilen machen. Umrahmt von den Riesenländern Brasilien und Argentinien, hat es keine Bodenschätze, ist aber wohlhabend und stabil. Kein anderes Land Lateinamerikas ist nur annähernd so stark säkularisiert. Die katholische Kirche hat kaum politischen Einfluss. Lediglich 42 Prozent der 3,5 Millionen Einwohner bekennt sich zu ihr, der Messbesuch liegt bei nur drei Prozent. Trotzdem ist das Ansehen der Kirche aufgrund der Bescheidenheit und des sozialen Engagements des Klerus hoch.

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Alberto Suarez Inda (75), Erzbischof von Morelia, Mexiko

Inda ist ebenfalls ein Überraschungskandidat. Einen Kardinal hatte das mexikanische Bistum in seiner 500-jährigen Geschichte noch nie an seiner Spitze. Inda ist bereits seit 19 Jahren Erzbischof von Morelia. Die Stadt zählt zu den meistbesuchten Mexikos, die Altstadt ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Nach Brasilien ist Mexiko das Land mit den meisten katholischen Gläubigen weltweit.

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Luis Hector Villalba (80), emeritierter Erzbischof von Tucuman, Argentinien

Der emeritierte Erzbischof von Tucuman, Argentinien, ist nur zwei Jahre älter als Papst Franziskus und dürfte ihm aus dessen Zeit als Erzbischof von Buenos Aires bestens bekannt sein. Bereits seit 2011 im Ruhestand, wird Villalba nun - nur wenige Monate nach Erreichen der Altersgrenze - in den Kardinalsstand erhoben. Er hat somit kein Stimmrecht mehr bei einer Papstwahl: keine argentinische Vetternwirtschaft also, aber eine Ehrung für einen alten Weggefährten. Wie Franziskus in Buenos Aires geboren, wurde Villalba 1960 zum Priester geweiht. Nach der Militärdiktatur, von 1984 bis 1991, war er Weihbischof in der Hauptstadterzdiözese. Sein Nachfolger dort hieß Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst. Bis 1999 leitete Villalba das Bistum San Martin, ehe ihm Papst Johannes Paul II. das bevölkerungsreiche Erzbistum Tucuman im Nordwesten des Landes anvertraute.

 

(kna/rv 04.01.2015 mc/gs)








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