2014-12-24 12:00:00

Deutschland: Bischöfe kritisieren erneut Pegida-Bewegung


Kurz vor Weihnachten haben die christlichen Kirchen in Deutschland zur Hilfe für Flüchtlinge aufgerufen. Deutliche Kritik übten die katholischen Bischofe am Dienstag erneut an der Pegida-Bewegung und besonders an deren Bezugnahme auf das christliche Abendland.

Mit Blick auf die Diskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen sprach der Münchner Kardinal Reinhard Marx von einer „Verunsicherung, ja Verstörung“ über die derzeit herrschenden Krisen weltweit. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz kritisierte zugleich, dass darauf oft mit „Vereinfachungen, Schuldzuweisungen, Verschwörungstheorien, politischen Ressentiments“ reagiert werde. Die Probleme könnten nicht nur durch Demonstrationen, Talkshows, öffentliche Rechthaberei und Debatten gelöst werden. Notwendig ist nach Ansicht von Marx vielmehr eine Besinnung auf die Weihnachtsbotschaft, dass jeder Mensch ein Abbild Gottes sei und dass dieser Gott in Jesus der Bruder aller Menschen sei.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, das christliche Europa habe die Aufgabe, seinen Umgang mit Flüchtlingen „so neu zu ordnen, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss“. Europa müsse „zu einer Kraft in der Welt werden, die mit fairen Handelsbeziehungen und internationalen Beziehungen auf Augenhöhe dazu beiträgt, dass Menschen nicht mehr fliehen müssen“.

Osnabrücks katholischer Bischof Franz-Josef Bode rief zu einer Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen auf. „Wer bereit ist, die Menschen, die zu uns kommen, wirklich näher kennenzulernen, kann viele Vorurteile in Zuwendung wandeln“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur in Osnabrück. Nach seiner Ansicht wird Migration in Deutschland über lange Zeit „ein alles durchdringendes Thema bleiben“.

Sein Kollege aus Essen, Bischof Franz-Josef Overbeck, forderte eine vorbehaltlose Annahme von Flüchtlingen. „Gastfreundschaft ist nicht vom Pass abhängig“, heißt es in seiner am Dienstag in Essen veröffentlichten Weihnachtsbotschaft. „Das Boot ist lange noch nicht voll.“ Laut Overbeck ist es absurd, zu behaupten, dass Justiz, Kultur und Politik hierzulande kurz vor einer Islamisierung stünden.

Zur Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland rief der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann, auf. Flüchtlinge seien keine Bedrohung, sondern „bereichern uns“, betonte der Speyerer Bischof.

Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige kritisierte eine Instrumentalisierung des christlichen Abendlandes durch Pegida. Gerade wer sich auf christliche Werte berufe, sei aufgefordert, „diejenigen, die zu uns kommen, nicht als Fremde zu betrachten, sondern als unsere Schwestern, als unsere Brüder“, sagte Feige.

Dresdens katholischer Bischof Heiner Koch sieht in der asylkritischen Pegida-Initiative einen „tiefen Ausdruck seelischer und religiöser Leere“. Er beobachte bei vielen Demonstranten vorrangig eine Angst vor Heimatverlust, sagte Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur in Bonn. Dem sei letztlich nicht mit politischen Argumenten zu begegnen.

Zugleich warf der Bischof den Pegida-Initiatoren vor, die Weihnachtsbotschaft zu instrumentalisieren. „Ich bin überzeugt, dass hinter dem Singen christlicher Weihnachtslieder bei der Pegida-Demonstration oft nicht der christliche Glaube stand“, so Koch. „Den Glauben, der das christliche Abendland prägte, kennen hier die meisten Menschen nicht.“

(kipa/kna 24.12.2014 kin)








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