2014-12-24 11:07:00

Am Heiligen Abend: Mozart in St. Peter


„Versuchen wir, still zu werden und zuzuhören; so geben wir Raum für Gottes Schönheit.“ Das schreibt Papst Franziskus in einer Twitter-Botschaft von diesem Mittwoch. Franziskus wird an diesem Heiligen Abend im Petersdom die Christmette zelebrieren – nicht um Mitternacht allerdings, sondern schon um 21.30 Uhr. Mit dabei ist auch der Musikdirektor Manfred Honeck vom ‚Pittsburgh Symphony Orchestra’: Der gebürtige Voralberger, ein Dirigent und Bratschist, wird Mozarts „Et incarnatus est“ („Und ist Mensch Geworden“) aus der Messe in c-Moll dirigieren.

Papst liebt Mozart

In einem Interview mit Jesuitenzeitschriften hatte der Papst im Herbst 2013 von seiner Liebe zu Mozart gesprochen – und speziell zum „Et incarnatus est“. Honeck wird also die etwa achtminütige Sopranarie unter der Kuppel des Michelangelo zu Gehör bringen; als Solistin tritt die israelische Sopranistin Chen Reiss auf. Das Ganze wird einen leichten Kontrast bilden zu den sonstigen liturgischen Gesängen der Weihnachtsmesse: Sie sind gregorianisch. Der Leiter des Vatikanchors „Capella Sistina“, Monsignore Massimo Palombella, sagt dazu:

„Die Entscheidung zu dieser Aufführung hat etwas mit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils zu tun. Kirchlich und theologisch gesehen sind in jeder Reform in der Kirche auch alle früheren Reformen enthalten. Das bedeutet vom liturgisch-musikalischen  Gesichtspunkt her: Innerhalb der vom Konzil erneuerten Liturgie wird ein Stück des großen kirchlichen Erbes integriert, also die Mozart-Messe Köchelverzeichnis 427, und zwar an die Stelle des Credos. Der Sinn des Ganzen ist: Altes in die erneuerte Liturgie integriert, und zwar mit einer liturgischen Logik der Zusammengehörigkeit.“

Eine Messe, die den Rahmen sprengt

Mozart komponierte die Messe in c-Moll in den Jahren zwischen 1781 und 1782 in Wien. Sein Schaffen umfasst mehr als 70 sakralmusikalische Werke, darunter insgesamt 18 Messen. Der Großteil davon entstand in seiner Salzburger Zeit bis 1781, als Mozart im Dienst der dortigen Fürsterzbischöfe stand. Die Messe „Et Incarnatus Est“ komponierte er ohne jeden äußeren Auftrag. Sie sprengte den Rahmen seiner bisherigen Messkompositionen und könnte eine Art Votivgabe für seine im Sommer 1782 geehelichte Frau Constanze gewesen sein. Darauf deutet ein Brief Mozarts hin, in dem er schrieb, er habe „in seinem Herzen versprochen“, in Salzburg eine neukomponierte Messe zur Aufführung zu bringen, wenn er Constanze als seine Frau dorthin brächte.

Dass es tatsächlich zu dieser Aufführung kam, ist aufgrund fehlender Aufzeichnungen aber unwahrscheinlich. Wie sein großes letztes kirchenmusikalisches Werk, das Requiem KV 626, stellte Mozart auch die Große Messe in c-Moll nicht fertig. Weite Teile des Credo und das ganze Agnus Dei fehlen. 1847 vervollständigte der Wiener Kapellmeister und Komponist Joseph Drechsler das Fragment der Arie „Et incarnatus est“ für eine Aufführung im Wiener Stephansdom.

Alt und Neu verbinden

„Interessant, diese ganze Geschichte der Messe, und die Hochzeit Mozarts. Interessant, weil er die Messe auf so tiefgehende Weise komponiert hat, dass er danach einfach nicht mehr weiterkam. Darum bricht das Credo mit dem „Et incarnatus est“ ab... Wir haben Mozart in die Weihnachtsmesse aufgenommen, weil wir die Tradition, dem Konzil entsprechend, ins Gespräch mit der Moderne bringen wollen; wir wollen uns nicht in eine sichere Vergangenheit flüchten und auch nicht, auf der anderen Seite, nur Neues ausprobieren, uns geht`s um ein gewisses Gleichgewicht: Dialog mit der Moderne, Dialog mit unseren Wurzeln.“

Das weitere Papstprogramm an Weihnachten sieht nach dem Mozart-Auftakt dann aus wie gehabt: Am Donnerstag wird sich Franziskus um die Mittagszeit von der Mittelloggia des Petersdoms aus mit seiner Weihnachtsbotschaft an die Öffentlichkeit wenden. Zum Abschluss spendet er den Festtagssegen Urbi et orbi - der Stadt und dem Erdkreis. In dieser (ursprünglich antiken) Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag und am kommenden Sonntag, Fest der Unschuldigen Kinder, betet der Papst von einem Fenster des Apostolischen Palastes aus den Angelus.

(rv 24.12.2014 sk)








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