2014-12-21 11:55:00

Gespräch zur Ökumene: 2017 kein „Heldengedenkjahr“


Ökumene im Vatikan, und dieses Mal nicht mit der Orthodoxie oder den Evangelikalen, sondern mit der deutschen lutherischen Kirche: Eine Delegation war eine Woche lang in Rom, um Gespräche zu führen und auch vom Papst empfangen zu werden. Karl-Hinrich Manzke ist Landesbischof von Schaumburg-Lippe, aber auch Catholica-Beauftragter der Vereinigung der lutherischen Landeskirchen, VELKD. Sein Gegenüber ist der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg. Beide waren in dieser Woche in Rom und wurden gemeinsam mit der lutherischen Delegation vom Papst empfangen, beide waren auch in unserem Studio, um über Ökumene und Reformationsgedenken zu sprechen.

 

Der Weg auf das Reformationsgedenken 2017 war bisher ein Lernprozess für alle Beteiligten. Bischof Feige betont, dass sich dabei viel entwickelt habe. „Beide Seiten können gemeinsam auf das Geschehen schauen.“ Das Jubiläum 2017 sei das erste seit der Reformation, das in ökumenischer Verantwortung geschehe, fügt Landesbischof Manzke an, es werde „keine konfessionelle Jubelfeier.“ Die verlorene Einheit der Christen müsse angesprochen werden, und gemeinsam müsse um Vergebung gebeten werden.

 

Dass 2017 ein Gedenken ist, das auch Katholiken angehe, müsse noch beworben werden, räumt Bischof Feige ein. Aber immerhin sei es schon 1983 möglich gewesen, dass die Kirchen gemeinsam „Martin Luther als Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung“ zu benennen. „Ich weiß nicht, ob alle Katholiken das so nachvollziehen können, aber ich hoffe, dass wir noch mehr dafür gewinnen können, diesen Weg mit zu gehen.“

 

Es sei mittlerweile klar, dass zur Ökumene dazu gehöre, die Stärken des jeweils anderen zu benennen, wertet Landesbischof Manzke den bisherigen Prozess. Für die katholische Kirche sei das die „brennende Sorge um die Einheit“, wo der Protestantismus eher die Frömmigkeit des Einzelnen gepflegt habe. Man könne seinen Glauben nicht ohne Bezug auf das weltweite Christentum leben, das nehme er in seine Landeskirche mit, so Manzke.

 

Ökumene und Rom

 

Auch wenn der sichtbare ökumenische Dialog derzeit vor allem mit der Orthodoxie und den evangelikalen Kirchen stattfinde, sei auch noch viel Platz im Vatikan für die „klassische“ Ökumene mit den Kirchen der Reformation, findet Landesbischof Manzke. Der Dialog sei bewährt. Es gebe viel Übereinstimmung, und der Papst habe ausdrücklich betont, dass sich darauf eine Freundschaft aufbauen ließe. Bischof Feige stimmt von katholischer Seite her zu: vor kurzem erst sei bei der Vollversammlung des päpstlichen Einheitsrates – zu dem Feige gehört – betont worden, dass diese bewährten Dialoge ein Schwerpunkt sind und bleiben.

 

Und trotzdem: Der Papst, der aus einer anderen kirchlichen Tradition kommt, gibt ganz eigene Impulse in die Ökumene. Er gehe viel persönlicher auf die Vertreter anderer Kirchen zu, ohne gleich die grundsätzlichen Erwägungen im Hinterkopf zu haben, findet Bischof Feige. Er habe keine Hemmungen. Landesbischof Manzke konkretisiert: Dieser Papst habe immer wieder betont, dass das eigentliche ökumenische Auftrag das gemeinsame Zeugnis für den Glauben sei, den Armen eine Hilfe zu sein, Flüchtlinge zu schützen, da habe der Papst auch Erfahrungen mit der zahlenmäßig kleinen aber auf diesem Gebiet sehr aktiven lutherischen Kirche Argentiniens.

 

Nun sei aber der Papst nicht der einzige, der Impulse für die Ökumene gebe, fügt Bischof Feige an, „es kommt darauf an, dass das von allen als wichtig erkannt wird und gelebt wird.“

 

(rv 21.12.2014 ord)

 








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