Bonifatiuswerk startet Diaspora-Aktion - Politik würdigt Einsatz
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken hat seine bundesweite Diaspora-Aktion
am Sonntag in Dresden eröffnet. Damit unterstützt es vor allem Katholiken, die im
Norden und Osten Deutschlands und Europas als Minderheit leben.
Der Bischof
von Dresden-Meißen, Heiner Koch, dankte dem Bonifatiuswerk und seinen Förderern «für
die große Hilfe in vielen Jahrzehnten». Für Christen in der Minderheit sei nicht nur
die materielle Unterstützung wichtig, sondern auch die Erfahrung, dass andere ihren
Glauben mittragen. Am 25. Jahrestag des Mauerfalls erinnerte der Generalsekretär des
Bonifatiuswerks, Georg Austen, an dessen Beitrag zur Verbindung zwischen Ost und West
in Europa. Schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs sei es «eine wichtige Klammer
und Brücke» gewesen.
In seiner Predigt hob Koch das diesjährige Motto der Diaspora-Aktion
hervor: «Keiner soll alleine glauben». Christen bräuchten einander, in seinem Bistum
etwa sei dies in besonderem Maße in den weiten Landstrichen außerhalb der großen Städte
der Fall. In Sachsen gehörten 80 Prozent der Einwohner keiner Kirche an und wüssten
auch kaum etwas von der christlichen Botschaft, so der Bischof. Wer in einem solchen
Umfeld Christ werden wolle, wende sich damit gegen starke gesellschaftliche Trends,
«manchmal auch die eigene Familie».
Auch in ihrer Haltung etwa zur assistierten
Selbsttötung und der Gestaltung des Sonntags lägen Christen oft «quer zur Gesellschaft».
Koch rief auch zum Gebet auf um «gute Beratungen und gute Entscheidungen» für die
neue Sächsische Landesregierung sowie die derzeit in Dresden tagende Synode der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD).
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich zollte
dem Bonifatiuswerk hohes Lob. «Sie haben dazu beigetragen, den Glauben am Leben zu
halten», sagte er beim Festakt in Dresden. Die Großzügigkeit des Hilfswerks hätten
auch die Katholiken in Ostdeutschland während der deutschen Teilung erfahren, sagte
der Politiker, der selbst der katholischen Kirche angehört.
Tillich räumte
ein, dass «Religion im Osten kaum eine Rolle zu spielen scheint». Dennoch seien die
Kirchen präsent, etwa «als Orte, in denen die friedliche Revolution vor 25 Jahren
ihren Ausgang nahm», oder mit der lebendigen Tradition der Kirchenmusik. Dies zeige,
dass die Kirche Räume öffne.
Am kommenden Sonntag, dem 16. November, ist der
sogenannte «Diaspora-Sonntag». Dann wird in allen katholischen Gottesdiensten Deutschlands
für das Bonifatiuswerk gesammelt. Dieses gibt die Spenden als «Hilfe zur Selbsthilfe»
weiter. Gefördert werden Projekte der Kinder- und Jugendseelsorge, der Bau und die
Renovierung von Kirchen und Gemeindezentren, Kindergärten und Schulen sowie die Anschaffung
von Fahrzeugen. So bringen bundesweit 600 «BONI-Busse» verstreut lebende Christen
zu Gottesdiensten und anderen kirchlichen Veranstaltungen zusammen, wie der Präsident
des Bonifatiuswerks, Heinz Paus, erklärte. Die Fahrzeuge stehen in diesem Jahr im
Mittelpunkt der Diaspora-Aktion.