Papstpredigt: Gott will keine Zaungäste, sondern „Mitbürger der Kirche“
Gott will uns nicht
als Zaungäste der Kirche oder „Fremde ohne Bürgerrecht“ in der Kirche. Er will uns
als aktive Gestalter von Kirche, als „Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“,
wie es im Brief des Apostels Paulus an die Epheser heißt. In der Kirche „sind wir
nicht auf Durchreise, sondern verwurzelt“, erinnerte Papst Franziskus an diesem Dienstag
bei seiner Morgenmesse in der Casa Santa Marta im Vatikan. „Unser Leben ist dort“,
predigte er:
„Wir sind die Bürger, Bürger dieser Kirche. Wenn wir nicht
in diesen Tempel eintreten und Teil dieser Konstruktion werden, damit der Heilige
Geist in uns wohnt, sind wir nicht in der Kirche. Wir stehen an der Tür und schauen:
,Ah, wie schön… ja, das ist schön…‘. Das sind Christen, die nicht weitergehen als
bis zum Empfangsraum der Kirche: Sie stehen da, an der Tür: ,Aber ja, ich bin Katholik,
aber nicht zu sehr…‘.“
Ausgehend vom Tagesevangelium beschrieb der Papst
im Detail den Moment der Kirchengründung: Bevor Jesus die zwölf Apostel berief, zog
er sich zum Gebet zurück. Als er die zwölf auswählte, wandte er sich zugleich anderen
Menschen zu und heilte diejenigen, die ihn zu berühren suchten.
„Jesus
betet, Jesus ruft, Jesus wählt aus, Jesus entsendet die Jünger, Jesus heilt das Volk.
In diesem Tempel verrichtet dieser Jesus, der der Schlussstein der Kirche ist, all
diese Arbeit: Er ist es, der die Kirche auf diese Weise voranbringt. Wie Paulus sagt,
ist diese Kirche auf dem Fundament der Apostel gegründet. Auf der Basis, die Jesus
auswählte: Er wählte zwölf. Alle waren Sünder, alle. Judas war da nicht der größte
Sünder, ich weiß nicht, wer das war… Judas, der Arme, ist derjenige, der sich der
Liebe gegenüber verschloss und deshalb zum Verräter wurde. Doch alle sind im schweren
Augenblick der Passion Christi geflohen und haben ihn allein gelassen, alle sind Sünder.
Aber Jesus wählte sie aus.“
Dass Jesus seine Jünger unter Sündern auswählte,
habe gezeigt, dass er nicht an den Vergehen der Menschen stehenblieb. Dass selbst
die „Säulen“ seiner Kirche fehlbar waren, schien ihn dabei nicht zu beunruhigen, führte
der Papst aus. Statt sich abzuwenden, hielt Jesus am Vertrauen in seine Jünger fest.
„Jesus nahm die Sünde des Petrus nicht zu wichtig: Er suchte das Herz.
Aber um dieses Herz zu finden und es zu heilen, betete er. Jesus, der betet, und Jesus,
der heilt - er tut dies auch für jeden von uns. Wir können die Kirche nicht ohne diesen
Jesus verstehen, der betet und diesen Jesus, der heilt. Möge der Heilige Geist uns
alle diese Kirche verstehen lassen, die ihre Kraft im Gebet Jesu für uns hat und die
in der Lage ist, uns zu heilen, uns alle.“