Die Hoffnung auf Gott
ist keine Realitätsflucht und auch kein Alibi. Das betonte der Papst bei der Abschlussmesse
zur Sondersynode, die an diesem Sonntag im Vatikan zu Ende ging. Vor dem Gottesdienst
umarmte Franziskus den emeritierten Papst Benedikt XVI., der ebenfalls an der Messe
auf dem Petersplatz war. Über die Bedeutung der Synode sagte Franziskus in der Predigt
vor 70.000 Gottesdienstteilnehmern, dass dieses Bischofsreffen vor allem eines bedeute:
gemeinsam auf dem Weg gehen. Ausgehend vom berühmten biblischen Satz aus dem Tagesevangelium:
„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21),
sagte der Papst, dass Jesus damit sagen wollte, allein Gott sei der Herr des Menschen
und kein anderer.
„Das ist das ewig Neue, das man täglich wiederentdecken
muss, indem man die Furcht überwindet, die uns oft angesichts der Überraschungen Gottes
überkommt. Er hat keine Angst vor dem Neuen! Darum überrascht er uns ständig, indem
er ungeahnte Wege vor uns auftut und uns zu ihnen hinführt. Er erneuert uns, das heißt
er lässt uns ständig „neu“ werden. Ein Christ, der das Evangelium lebt, ist „die Neuheit
Gottes“ in der Kirche und in der Welt. Und Gott liebt diese „Neuheit“ sehr!“
Auf
die Provokation der Pharisäer, die Jesus einer Art Prüfung in Religionsfragen unterziehen
und ihn zu einem Fehler verleiten wollten, „antwortet Jesus mit diesem ironischen
und genialen Satz. Es ist eine einprägsame Antwort, die der Herr allen gibt, die Gewissensprobleme
haben, vor allem wenn ihre Vorteile, ihr Reichtum, ihr Ansehen, ihre Macht und ihr
Ruf auf dem Spiel stehen. Und das geschieht in allen Zeiten, von je her“.
Gottes
Wille
Die wahre Kraft liege darin, sich Gottes Willen zu öffnen, fuhr
Franziskus fort. Dies bedeute, Gott tatkräftig das zurückzugeben, was ihm gehört.
Deshalb müsse man „mutig die unzähligen neuen Herausforderungen des Lebens“ begegnen.
„Das haben wir in diesen Tagen während der außerordentlichen Bischofssynode
gesehen – „Synode“ bedeutet „gemeinsam unterwegs sein“. Und so haben Hirten und Laien
aus aller Welt die Stimme ihrer Teilkirchen hier nach Rom gebracht, um den Familien
von heute zu helfen, den Weg des Evangeliums zu gehen und dabei auf Jesus zu blicken.
Es war eine bedeutende Erfahrung, in der wir die Synodalität und die Kollegialität
gelebt und die Kraft des Heiligen Geistes gespürt haben, der die Kirche immer leitet
und erneuert – diese Kirche, die berufen ist, sich ohne Zögern der blutenden Wunden
anzunehmen und in vielen Menschen ohne Hoffnung die Hoffnung neu zu entfachen.“
Die
Synode habe in einem „konstruktiven Geiste“ stattgefunden. Alle Synodenväter hätten
dazu beigetragen.
„Und der Heilige Geist, der uns in diesen arbeitsreichen
Tagen die Gabe verliehen hat, großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität
tätig zu sein, begleite weiterhin den Weg, der uns in den Kirchen der ganzen Erde
auf die Ordentliche Bischofssynode im kommenden Oktober 2015 vorbereitet. Wir haben
gesät und werden mit Geduld und Ausdauer weiter säen, in der Gewissheit, dass es der
Herr ist, der wachsen lässt, was wir gesät haben (vgl. 1 Kor 3,6).“
Zur
Seligsprechung von Paul VI.
Der Papst trug eine Kasel, die Paul VI.
zu seinem 80. Geburtstag geschenkt worden war. Zudem benutzte er einen Kelch, der
seinem Vorgänger besonders teuer war. Bei der Reliquie des neuen Seligen handelte
es sich um ein blutgetränktes Hemd, das der Papst bei dem Attentat in Manila im Jahr
1970 getragen hatte. Zur Seligsprechung von Papst Paul VI. sagte der Papst, dass ihm
die Worte seines Vorgängers in den Sinn kämen, mit denen er die Bischofssynode errichtete:
„Die Zeichen der Zeit aufmerksam durchforschend, [suchen wir,] die Wege und Methoden
[…] den wachsenden Notwendigkeiten unserer Tage sowie den veränderten Verhältnissen
der Gesellschaft anzupassen“ (Apost. Schreiben Motu proprio Apostolica sollicitudo).
Der neue Selige habe ein „demütiges und prophetisches Zeugnis der Liebe zu Christus
und seiner Kirche“ aufzeigt.
„In seinem persönlichen Tagebuch schrieb
der große Steuermann des Konzils am Tag nach der Schließung der Konzilsversammlung:
,Vielleicht hat der Herr mich in diesen Dienst gerufen und hält mich darin, nicht
etwa weil ich eine Begabung dafür hätte oder damit ich die Kirche regiere und vor
ihren gegenwärtigen Schwierigkeiten rette, sondern damit ich etwas für die Kirche
leide und es deutlich wird, dass Er und kein anderer sie leitet und sie rettet´ (P.
Macchi, Paolo VI nella sua parola, Brescia 2001, S. 120-121) In dieser Demut erstrahlt
die Größe des seligen Pauls VI. Während sich eine säkularisierte und feindliche Gesellschaft
abzeichnete, hat er es verstanden, weitblickend und weise – und manchmal einsam –
das Schiff Petri zu steuern, ohne jemals die Freude am Herrn und das Vertrauen auf
ihn zu verlieren.“
Paul VI. habe es „wirklich verstanden, Gott zu geben,
was Gott gehört“, sagte der Papst abschließend. Beim Angelusgebet erinnerte der Papst
auch an die marianische Einstellung des neuen Seligen. Nach der Messe umarmte der
Papst jeden einzelnen Synodenvater und bedankte sich für die Teilnahme.