2014-10-19 11:53:45

Papst: „Gott hat keine Angst vor dem Neuen!“


RealAudioMP3 Die Hoffnung auf Gott ist keine Realitätsflucht und auch kein Alibi. Das betonte der Papst bei der Abschlussmesse zur Sondersynode, die an diesem Sonntag im Vatikan zu Ende ging. Vor dem Gottesdienst umarmte Franziskus den emeritierten Papst Benedikt XVI., der ebenfalls an der Messe auf dem Petersplatz war. Über die Bedeutung der Synode sagte Franziskus in der Predigt vor 70.000 Gottesdienstteilnehmern, dass dieses Bischofsreffen vor allem eines bedeute: gemeinsam auf dem Weg gehen. Ausgehend vom berühmten biblischen Satz aus dem Tagesevangelium: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21), sagte der Papst, dass Jesus damit sagen wollte, allein Gott sei der Herr des Menschen und kein anderer.


„Das ist das ewig Neue, das man täglich wiederentdecken muss, indem man die Furcht überwindet, die uns oft angesichts der Überraschungen Gottes überkommt. Er hat keine Angst vor dem Neuen! Darum überrascht er uns ständig, indem er ungeahnte Wege vor uns auftut und uns zu ihnen hinführt. Er erneuert uns, das heißt er lässt uns ständig „neu“ werden. Ein Christ, der das Evangelium lebt, ist „die Neuheit Gottes“ in der Kirche und in der Welt. Und Gott liebt diese „Neuheit“ sehr!“


Auf die Provokation der Pharisäer, die Jesus einer Art Prüfung in Religionsfragen unterziehen und ihn zu einem Fehler verleiten wollten, „antwortet Jesus mit diesem ironischen und genialen Satz. Es ist eine einprägsame Antwort, die der Herr allen gibt, die Gewissensprobleme haben, vor allem wenn ihre Vorteile, ihr Reichtum, ihr Ansehen, ihre Macht und ihr Ruf auf dem Spiel stehen. Und das geschieht in allen Zeiten, von je her“.


Gottes Wille

Die wahre Kraft liege darin, sich Gottes Willen zu öffnen, fuhr Franziskus fort. Dies bedeute, Gott tatkräftig das zurückzugeben, was ihm gehört. Deshalb müsse man „mutig die unzähligen neuen Herausforderungen des Lebens“ begegnen.


„Das haben wir in diesen Tagen während der außerordentlichen Bischofssynode gesehen – „Synode“ bedeutet „gemeinsam unterwegs sein“. Und so haben Hirten und Laien aus aller Welt die Stimme ihrer Teilkirchen hier nach Rom gebracht, um den Familien von heute zu helfen, den Weg des Evangeliums zu gehen und dabei auf Jesus zu blicken. Es war eine bedeutende Erfahrung, in der wir die Synodalität und die Kollegialität gelebt und die Kraft des Heiligen Geistes gespürt haben, der die Kirche immer leitet und erneuert – diese Kirche, die berufen ist, sich ohne Zögern der blutenden Wunden anzunehmen und in vielen Menschen ohne Hoffnung die Hoffnung neu zu entfachen.“


Die Synode habe in einem „konstruktiven Geiste“ stattgefunden. Alle Synodenväter hätten dazu beigetragen.


„Und der Heilige Geist, der uns in diesen arbeitsreichen Tagen die Gabe verliehen hat, großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität tätig zu sein, begleite weiterhin den Weg, der uns in den Kirchen der ganzen Erde auf die Ordentliche Bischofssynode im kommenden Oktober 2015 vorbereitet. Wir haben gesät und werden mit Geduld und Ausdauer weiter säen, in der Gewissheit, dass es der Herr ist, der wachsen lässt, was wir gesät haben (vgl. 1 Kor 3,6).“

Zur Seligsprechung von Paul VI.

Der Papst trug eine Kasel, die Paul VI. zu seinem 80. Geburtstag geschenkt worden war. Zudem benutzte er einen Kelch, der seinem Vorgänger besonders teuer war. Bei der Reliquie des neuen Seligen handelte es sich um ein blutgetränktes Hemd, das der Papst bei dem Attentat in Manila im Jahr 1970 getragen hatte. Zur Seligsprechung von Papst Paul VI. sagte der Papst, dass ihm die Worte seines Vorgängers in den Sinn kämen, mit denen er die Bischofssynode errichtete: „Die Zeichen der Zeit aufmerksam durchforschend, [suchen wir,] die Wege und Methoden […] den wachsenden Notwendigkeiten unserer Tage sowie den veränderten Verhältnissen der Gesellschaft anzupassen“ (Apost. Schreiben Motu proprio Apostolica sollicitudo). Der neue Selige habe ein „demütiges und prophetisches Zeugnis der Liebe zu Christus und seiner Kirche“ aufzeigt.


„In seinem persönlichen Tagebuch schrieb der große Steuermann des Konzils am Tag nach der Schließung der Konzilsversammlung: ,Vielleicht hat der Herr mich in diesen Dienst gerufen und hält mich darin, nicht etwa weil ich eine Begabung dafür hätte oder damit ich die Kirche regiere und vor ihren gegenwärtigen Schwierigkeiten rette, sondern damit ich etwas für die Kirche leide und es deutlich wird, dass Er und kein anderer sie leitet und sie rettet´ (P. Macchi, Paolo VI nella sua parola, Brescia 2001, S. 120-121) In dieser Demut erstrahlt die Größe des seligen Pauls VI. Während sich eine säkularisierte und feindliche Gesellschaft abzeichnete, hat er es verstanden, weitblickend und weise – und manchmal einsam – das Schiff Petri zu steuern, ohne jemals die Freude am Herrn und das Vertrauen auf ihn zu verlieren.“

Paul VI. habe es „wirklich verstanden, Gott zu geben, was Gott gehört“, sagte der Papst abschließend. Beim Angelusgebet erinnerte der Papst auch an die marianische Einstellung des neuen Seligen. Nach der Messe umarmte der Papst jeden einzelnen Synodenvater und bedankte sich für die Teilnahme.

(rv 19.10.2014 mg)







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