„Die Synode ist kein demokratisches Parlament, wo die Bischöfe sich versammeln, um
die katholische Lehre zu verändern je nachdem, wie die Mehrheiten sind.“ Das sagt
US-Kurienkardinal Raymond Leo Burke in einem Interview mit der Dienstagsausgabe der
italienischen Tageszeitung „Il Foglio“. Statt „unnütze Diskussionen“ zu führen „über
Wahrheiten, die sich nun einmal nicht verändern lassen“, solle die römische Synode
lieber katholischen Familien in aller Welt helfen, „die sich trotz aller Schwierigkeiten
nicht von dem lösen wollen, was das Evangelium lehrt“. Es sei „gefährlich“, wiederverheirateten
Geschiedenen zu signalisieren, sie könnten unter bestimmten Bedingungen doch zur Kommunion
zugelassen werden: „Ich sehe nicht, wie sich die Lehre von der Unauflöslichkeit der
Ehe damit vereinbaren ließe“, warnt der Kardinal. Hier werde das, was Jesus selbst
gelehrt und angeordnet habe, „in Frage gestellt“.
Burke hat den Eindruck,
die Außendarstellung der Synodenberatungen werde „manipuliert“. „Das stimmt mich sehr
besorgt, denn viele Bischöfe akzeptieren die Vorstellungen von Öffnung nicht, aber
nur wenige wissen das.“ Die Vorschläge zu einer neuen Ehe- und Familienpastoral, die
der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper auf dem Konsistorium vom Februar vorgestellt
habe, seien „nicht neu“, sondern schon „vor dreißig Jahren debattiert worden“. Seit
Februar habe Kaspers „These an Stärke gewonnen“. Kardinal Burke wörtlich: „Das alles
muss ein Ende haben, weil es der Kirche schweren Schaden zufügt.“ Er warte jetzt „auf
eine Stellungnahme“ von Papst Franziskus, die allerdings „nur in Kontinuität mit der
Lehre der Kirche im Lauf der Geschichte“ ausfallen könne.
Der 66-jährige Burke
ist Präfekt des Höchstgerichts der katholischen Kirche, der sogenannten Apostolischen
Signatur. Der US-amerikanische Kardinal gilt als Verteidiger der katholischen Tradition.
Gemeinsam mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller und drei weiteren Kardinälen legte Burke
kurz vor Beginn der Synode ein Buch vor, das die Lehre von der Unauflöslichkeit der
Ehe nochmals einschärfte.