Die erste Bischofssynode
von Papst Johannes Paul II. fand 1980 statt – und war der Familie gewidmet, ebenso
wie die erste Bischofssynode von Papst Franziskus, die gerade bei ihrer Halbzeit angekommen
ist.
Diarmuid Martin, der Erzbischof von Dublin, erlebte die erste Synode
von Johannes Paul II. mit und ist auch nun wieder dabei. Er war unter anderem ständiger
Vertreter des Heiligen Stuhls in Genf bei den Vereinten Nationen sowie bei der Welthandelsorganisation
(WTO), war viele Jahre im Päpstlichen Familienrat sowie Generalsekretär des Päpstlichen
Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Im Interview mit Pater Bernd Hagenkord zieht
er Bilanz und vergleicht seine Erfahrungen mit den Synoden und den Päpsten:
“Ich
denke, der kulturelle Kontext war ein ganz anderer. Die Synode 1980 war nur zwölf
Jahre nach der Publikation von „Humanae Vitae“, und eine gewisse Unsicherheit, eine
Verwirrung breitete sich in der Kirche aus. Johannes Paul II. wählte das Thema um
die Synode zu starten, die Mission der christlichen Familie und wir hatten eine lange
Diskussion über die weltweite Sendung der Familie; zu dieser Zeit befanden sich die
Werte der Familie auch in einer besonderen Krise. Sätze wie: „Die Zukunft der Menschlichkeit
beginnt in der Familie“ waren das Ergebnis dieser Synode. Hier war der erkannte Sinn,
dass man Familien schützen und retten musste, wenn man die Absicht hatte die Gesellschaft
zu vereinen. Auch interessant, ist dass es die erste Synode war, an welcher eine sehr
große Zahl an Laien teilnehmen konnte. Verheiratete Frauen und Männer wurden zu dieser
Synode eingeladen, das war eine absolute Neuheit zu dieser Zeit und hat natürlich
die Arbeit der Synode maßgeblich, vom ersten Tag an, beeinflusst.”
Hat sich
die Familie im Laufe der Zeit verändert?
“Wie auch in der Synode besprochen,
so war ich für den Heiligen Stuhl lange tätig im Bereich der Entwicklung der Familienmodelle
und Familienpolitik auf internationaler Ebene. Ich sehe heute, dass mehr und mehr
die Kultur einer Ehe davongleitet, und sich vor allem von dem Ideal der christlichen
Ehe entfernt. Und diese Herausforderung präsentiert zeitgleich neue Herausforderungen:
Junge Menschen kommen auch zur christlichen Hochzeit, aber sie betrachten alles in
einem neuen Licht. Und wir müssen wirklich sehr viel mehr machen, auch in der Vorbereitung
und natürlich auch im kulturellen Dialog über Familie und Gesellschaft. Wir sollten
uns nicht nur über die aktuelle Lage beschweren, sondern sehen, wie wir diese Herausforderungen
annehmen können.
Auch in dieser Synode haben wir Familien zugehört und es war
ein bemerkenswerter Unterschied zu hören – über das was sie (die Laien) gesprochen
haben und über das was wir während der Woche besprochen haben. Wir haben nicht in
dieser Sprache und mit den Wörtern der Familie gesprochen. Wir müssen eine andere
Art von Theologie erarbeiten, die von der gelebten Erfahrung und von den Problemen
der Familien lernt. Viele Familien, die fähig waren sich in ihren Glauben zu bewahren,
haben alle dieselben Probleme, jeden Tag wenn sie aufwachen. Sie haben Schwierigkeiten
mit ihren Kindern und der Vermittlung der eigenen Vorstellungen von Ehe und Familie
an ihre Kinder, denn diese wachsen in einer vollkommen anderen Welt auf.”
1980
war die erste Synode von Johannes Paul II. und das ist hier die erste Synode von Papst
Franziskus, das wirkt nun wie eine Tradition für Sie. Was war die Rolle von den beiden
Päpsten in diesen beiden Synoden?
“Johannes Paul II. war 1980 erst 60 Jahre
alt. Der derzeitige Papst ist sehr viel älter, aber die Dynamik von Johannes Paul
II. wird von Papst Franziskus wieder aufgenommen. Es ist unglaublich, was für eine
Energie er in diese Synode bringt. Es ist interessant, dass beide Päpste das Thema
der Familie für ihre erste Synode gewählt haben. Beide kamen als Seelsorger in die
Diözese und es ist sehr klar, dass für beide, geprägt von ihrer Erfahrung, die Familie
im Zentrum des Glauben steht und die Familie auch der zentrale Punkt für den Aufbau
einer stabilen Gesellschaft darstellt.”