Familien beten mit dem Papst: Tiefe Wurzeln machen stark für andere
Sie ist „Schule der
Menschlichkeit ohnegleichen“ und „unerlässlicher Beitrag für eine gerechte und solidarische
Gesellschaft“ – die Familie. Dies war die Botschaft des Papstes bei der Gebetsvigil
mit Familien auf dem Petersplatz am Samstagabend.
„Und je tiefer ihre Wurzeln
sind, umso mehr ist es im Leben möglich, hinauszugehen und weit zu gehen, ohne sich
aufzureiben oder irgendwo als Fremder zu fühlen“, hielt der Papst vor Pilgern und
Familien auf dem Petersplatz fest.
Familie stark zu machen ist laut Papst
Franziskus damit Arbeit an der Basis der Gesellschaft: „Und dieser Horizont“, fuhr
Franziskus fort, „hilft uns, die Bedeutung der synodalen Versammlung zu verstehen,
die am Sonntag startet“.
Die Vigil stellte der Papst so auch ins Zeichen des
Gebetes für die Familien und die Synodenväter zugleich. Zunächst rief Franziskus zum
Gebet für die Familien auf – die gelingenden wie die scheiternden. Die „Kultur des
Individualismus“ weiche menschliche Bindungen auf und lockere diese, Vereinsamung
und zerstörte Lebensträume seien negative Folgen, führte der Papst aus:
„Wie
viele Menschen verbringen ihre Tage in einer Sackgasse aus Verzweiflung, Verwahrlosung
und Gram. In wie vielen Häusern sind die Freude und er Geschmack am Leben, die Lebensweisheit,
vertrocknet… Für all diese Menschen beten wir heute Abend.“
Trotz dieser Erfahrungen
sei in jedem Menschen das Bedürfnis nach Stabilität und Zugehörigkeit ungebrochen
vorhanden, fuhr Franziskus fort. Ehe und Familie, der Austausch der Generationen,
die Erziehung und die Glaubensweitergabe könnten hier einen Halt geben.
Papst
an Synodenväter: Hört zu, diskutiert ehrlich und offen
Die Synodenväter,
die sich ab Montag im Vatikan mit diesen Themen befassen, sollten nah dran bleiben
an den Sorgen und Bedürfnissen der Menschen von heute, sie sollten den „Herzschlag
der Zeit“ wahrnehmen, so Franziskus weiter, der um eine konstruktive Zusammenarbeit
bei der kommenden Generalversammlung der Bischofssynode bat:
„Vom Heiligen
Geist erbitten wir für die Synodenväter vor allem die Gabe des Zuhörens. (…) Daneben
erbitten wir die Bereitschaft für eine ehrliche Auseinandersetzung, offen und brüderlich,
die uns die Fragen angehen lässt, die sich in dieser Zeit des Wandels stellen.“
Franziskus
appellierte hier an die Bischöfe, den Austausch der Synode mit dem Papst als „Gnade“
zu begreifen, als Gelegenheit für einen „Weg der geistlichen und pastoralen Unterscheidung“.
Die Kirchengeschichte habe gezeigt, dass diese Chance durchaus gut – nämlich „mit
Geduld und Kreativität“ - genutzt werden könne. Wesentlich sei hierbei stets eine
feste Verankerung im Glauben, erinnerte der Papst – der Weg Jesu weise hier die Richtung:
„Wenn
wir seine Art zu denken, zu leben und sich anderen gegenüber zu verhalten annehmen,
werden wir keine Mühe haben, die synodale Arbeit in Hinweise und Wege für die Familienpastoral
zu übersetzen.“
Die Synode zur Ehe und Familie, die der Papst selbst am Sonntag
mit einer Messe einleitet, biete so auch eine willkommene Gelegenheit, Kirche und
Gesellschaft von innen heraus zu erneuern, so Franziskus.
Paare erzählen
ihre Geschichten
Mitgestaltet wurde die Vigil von Paaren, die auf dem
Petersplatz ihre Geschichten erzählten, um die Vielfalt von Ehe und Familie abzubilden.
Gebets- und Gesangsmomente wechselten mit Videoeinspielungen des Papstes ab, in denen
Franziskus auf die Chancen und Herausforderungen der Ehe einging. Es handelte sich
dabei um ältere Aufzeichnungen, die für die Vigil erneut zum Einsatz kamen. Insgesamt
nahmen etwa 45.000 Menschen auf dem Petersplatz an der Vigil teil, die von der Italienischen
Bischofskonferenz organisiert worden war.