Vatikanbotschafter: Russland führt Krieg gegen Ukraine
Der Päpstliche Nuntius in Kiew, Erzbischof Thomas Gullickson, hat der russischen Regierung
vorgeworfen, einen „unerklärten Krieg“ gegen die Ukraine zu führen. Wie die Katholische
Nachrichten-Agentur am Freitag erfuhr, sagte der Vatikanbotschafter im hessischen
Königstein bei einer nichtöffentlichen Konferenz des katholischen Hilfswerks „Kirche
in Not“: „Der nichterklärte Krieg, den die Russische Föderation gegen die Ukraine
führt, hat das ohnehin durch eigene und ausländische Plünderer, nicht nur Russland,
schwer geprüfte Land destabilisiert.“ Die mit Rom verbundene griechisch-katholische
und die römisch-katholische Kirche würden im Osten der Ukraine und auf der Halbinsel
Krim massiv bedroht.
„Die Gefahr der Unterdrückung der griechisch-katholischen
Kirche besteht in allen Teilen der Ukraine, wenn Russland dort die Macht an sich reißt
oder durch Terrorakte seine Aggression fortsetzt“, so Gullickson. Jüngste Aussagen
aus dem Kreml ließen wenig Zweifel an Feindseligkeit und Intoleranz der russischen
Orthodoxie gegenüber den griechischen-katholischen Christen. Auf der von Russland
im März annektierten Krim seien „einige, wenn nicht gar alle, der dort tätigen katholischen
Priester ständigen Drohungen der Behörden ausgesetzt“. Mehrere Ordensmänner und Priester
hätten die Halbinsel bereits verlassen müssen.
Positiv sei immerhin, dass die
neue Regionalregierung der Halbinsel offensichtlich die römisch-katholische Caritas
der Krim anerkannt habe, sagte Gullickson. Es sei jedoch nicht sicher, ob den von
der Caritas eingeladenen Geistlichen die Einreise gestattet werde. Der Nuntius äußerte
sich am Dienstag auf einer Direktorenkonferenz der internationalen Sektion von „Kirche
in Not“ in Königstein.