Vatikan auf dem UN-Klimagipfel: Der Mensch trägt die Verantwortung
Der Klimawandel ist
heutigem Kenntnisstand nach von Menschen gemacht – deswegen braucht es einen Kulturwandel:
Gemeinsam muss Verantwortung dafür übernommen werden. Das war die zentrale Botschaft
der Ansprache, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstag vor dem Sondergipfel
der UN zum Thema Klima hielt. Die Reduktion von Abgasen allein reiche nicht aus, es
brauche eine Änderung der Lebensstile und der Produktions- und Konsumweisen, so Parolin.
Der wissenschaftliche Konsens sei ziemlich eindeutig: Es habe über das vergangene
halbe Jahrhundert eine klar erkennbare Erwärmung des Klimasystems gegeben.
„Viele
wissenschaftliche Studien haben darüber hinaus betont, dass der Mangel von menschlichem
Handeln angesichts dieser Krise große Risiken und sozio-ökonomische Kosten mit sich
bringt“.
Das liege vor allem daran, dass der Hauptgrund für den Klimawandel
im Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, verursacht durch
menschliches Tun, zu liegen scheine. Der Vatikan habe deswegen immer die moralische
Pflicht zum Handeln betont, denn gemeinsam tragen wir die Verantwortung für den Schutz
der Schöpfung. Kardinal Parolin zitierte Franziskus‘ erste Ansprache an die Diplomaten
im Vatikan vom März 2013, in welcher der Papst die „gierige Ausbeutung“ der Natur
beklagte. Es brauche Klugheit, um mit den Konsequenzen fertig zu werden, so Parolin
weiter, man könne viele Fehler machen.
„Wenn wir wirklich etwas erreichen
wollen, dann müssen wir eine gemeinsame Antwort geben, die auf einer Kultur der Solidarität,
der Begegnung und des Dialoges basiert. Das sollte aller menschlichen Interaktion
zu Grunde liegen. Das erfordert die ganze und verantwortungsvolle Beteiligung aller,
je nach ihren Möglichkeiten und Umständen.“
In den vergangenen dreißig
Jahren, in denen der Klimawandel debattiert wurde, habe sich gezeigt, wie sehr die
Staaten der internationalen Gemeinschaft voneinander abhängig seien, so Kardinal Parolin.
Das Verhalten eines Mitgliedes habe große Auswirkungen auf die anderen, es gebe keine
politischen Grenzen oder Mauern, hinter denen sich ein Mitglied vor den Konsequenzen
der Erderwärmung verstecken könne. Die Weltgemeinschaft müsse sich deswegen – in den
Worten von Papst Franziskus – gegen die Globalisierung der Gleichgültigkeit, der Ausschließung
und der Wegwerfkultur wehren.
„Die Kräfte des Marktes allein reichen nicht
aus, vor allem, wenn die sie keine ethische Ausrichtung haben. Es ist unnütz, von
der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen zu sprechen, wenn wir nicht dazu bereit
sind, unseren Lebensstil zu ändern und auch unseren Konsum und die Produktionsweisen.
Die größte Herausforderung liegt deswegen im Bereich der menschlichen Werte und der
menschlichen Würde. Deswegen wird der Klimawandel eine Frage von Gerechtigkeit, Respekt
und Fairness.“
Kardinal Parolin betonte, dass der Vatikan, obwohl ein
kleiner Staat, seinen Beitrag zu den praktischen Lösungen leisten wolle und dies auch
bereits tue. Ert betonte vor allem die Bedeutung von Erziehung und Bildung der kommenden
Generationen, ohne die ein Wandel nicht möglich sei.
Hintergrund Der
Sondergipfel zum Thema Klimawandel – nicht zu verwechseln mit der jährlich stattfindenden
Weltklimakonferenz – fand an diesem Dienstag in New York statt. UN-Generalsekretär
Ban Ki-moon hatte ihn vor einem Jahr angekündigt. Er bildete sozusagen den Auftakt
zu der ab diesem Mittwoch ebenfalls in New York tagenden ordentlichen UN-Generalversammlung.
Über 100 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Wirtschaft, Gesellschaft
und Aktionsbündnissen waren dazu in die USA gekommen. Themen waren vor allem Aktionen
zur Verbesserung des Weltklimas, weniger die interstaatliche Zusammenarbeit. Um letztere
wird es dann beim Klimagipfel im Dezember in Lima, Peru, gehen.