2014-09-24 10:02:58

Vatikan auf dem UN-Klimagipfel: Der Mensch trägt die Verantwortung


RealAudioMP3 Der Klimawandel ist heutigem Kenntnisstand nach von Menschen gemacht – deswegen braucht es einen Kulturwandel: Gemeinsam muss Verantwortung dafür übernommen werden. Das war die zentrale Botschaft der Ansprache, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstag vor dem Sondergipfel der UN zum Thema Klima hielt. Die Reduktion von Abgasen allein reiche nicht aus, es brauche eine Änderung der Lebensstile und der Produktions- und Konsumweisen, so Parolin. Der wissenschaftliche Konsens sei ziemlich eindeutig: Es habe über das vergangene halbe Jahrhundert eine klar erkennbare Erwärmung des Klimasystems gegeben.

„Viele wissenschaftliche Studien haben darüber hinaus betont, dass der Mangel von menschlichem Handeln angesichts dieser Krise große Risiken und sozio-ökonomische Kosten mit sich bringt“.

Das liege vor allem daran, dass der Hauptgrund für den Klimawandel im Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, verursacht durch menschliches Tun, zu liegen scheine. Der Vatikan habe deswegen immer die moralische Pflicht zum Handeln betont, denn gemeinsam tragen wir die Verantwortung für den Schutz der Schöpfung. Kardinal Parolin zitierte Franziskus‘ erste Ansprache an die Diplomaten im Vatikan vom März 2013, in welcher der Papst die „gierige Ausbeutung“ der Natur beklagte. Es brauche Klugheit, um mit den Konsequenzen fertig zu werden, so Parolin weiter, man könne viele Fehler machen.

„Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, dann müssen wir eine gemeinsame Antwort geben, die auf einer Kultur der Solidarität, der Begegnung und des Dialoges basiert. Das sollte aller menschlichen Interaktion zu Grunde liegen. Das erfordert die ganze und verantwortungsvolle Beteiligung aller, je nach ihren Möglichkeiten und Umständen.“

In den vergangenen dreißig Jahren, in denen der Klimawandel debattiert wurde, habe sich gezeigt, wie sehr die Staaten der internationalen Gemeinschaft voneinander abhängig seien, so Kardinal Parolin. Das Verhalten eines Mitgliedes habe große Auswirkungen auf die anderen, es gebe keine politischen Grenzen oder Mauern, hinter denen sich ein Mitglied vor den Konsequenzen der Erderwärmung verstecken könne. Die Weltgemeinschaft müsse sich deswegen – in den Worten von Papst Franziskus – gegen die Globalisierung der Gleichgültigkeit, der Ausschließung und der Wegwerfkultur wehren.

„Die Kräfte des Marktes allein reichen nicht aus, vor allem, wenn die sie keine ethische Ausrichtung haben. Es ist unnütz, von der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen zu sprechen, wenn wir nicht dazu bereit sind, unseren Lebensstil zu ändern und auch unseren Konsum und die Produktionsweisen. Die größte Herausforderung liegt deswegen im Bereich der menschlichen Werte und der menschlichen Würde. Deswegen wird der Klimawandel eine Frage von Gerechtigkeit, Respekt und Fairness.“

Kardinal Parolin betonte, dass der Vatikan, obwohl ein kleiner Staat, seinen Beitrag zu den praktischen Lösungen leisten wolle und dies auch bereits tue. Ert betonte vor allem die Bedeutung von Erziehung und Bildung der kommenden Generationen, ohne die ein Wandel nicht möglich sei.


Hintergrund
Der Sondergipfel zum Thema Klimawandel – nicht zu verwechseln mit der jährlich stattfindenden Weltklimakonferenz – fand an diesem Dienstag in New York statt. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte ihn vor einem Jahr angekündigt. Er bildete sozusagen den Auftakt zu der ab diesem Mittwoch ebenfalls in New York tagenden ordentlichen UN-Generalversammlung. Über 100 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Wirtschaft, Gesellschaft und Aktionsbündnissen waren dazu in die USA gekommen. Themen waren vor allem Aktionen zur Verbesserung des Weltklimas, weniger die interstaatliche Zusammenarbeit. Um letztere wird es dann beim Klimagipfel im Dezember in Lima, Peru, gehen.

(rv 24.09.2014 ord)










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