Unser Buchtipp: Simon Biallowons - Franziskus der neue Papst
„Ist ein Papst tot,
wählt man einen neuen“: Mit diesem banalen italienischen Sprichwort setzt der deutsche
Jungjournalist Simon Biallowons ein und fängt an zu erzählen. Das Buch ist aber auf
keinen Fall eine Ansammlung von Sprichwörtern, und genauso wenig nur eine Blitz-Biographie
von Papst Franziskus.
Nein, es ist schon mehr dahinter. Geschrieben hat der
sehr junge Journalist, Jahrgang 1984, der Philosophie und Religionswissenschaften
in München studierte, das Buch im März 2013, also kurz nach der Verbreitung der Weltnachricht,
dass der neue Papst ein argentinischer Außenseiter sei, Namens Jorge Bergoglio und
dieser sich Franziskus nenne. Diesen Anlass nimmt der junge ambitionierte Journalist
um einen Bogen zu spannen. Er spannt ihn von Papst Benedikt XVI. und seinem acht-jährigen
Pontifikat, dem Erbe des großen intellektuellen Theologen bis hin zum Konklave unddem „neuen“ Papst Franziskus. Das alles scheint nichts neues zu sein und eigentlich
ist das alles Milch von gestern? Ja, irgendwie schon, aber dennoch ist die trockene
Sichtweise und die erfrischende Art einen Überblick zu geben von dem Reporter, der
ab 2010 als Vatikan-Korrespondent in Rom arbeitete und unter anderen für den Cicero
und The European schrieb, äußerst interessant und aufschlussreich.
Auf eine
journalistische und nicht wertende Art und Weise geht er das Thema an. Gegliedert
in neun Kapiteln beantwortet er sich selbst die Fragen: Was bleibt von Benedikt? Wie
ist die Situation der Weltkirche? Wie lief das Konklave? Wer ist der neue Papst, was
erwartet ihn und was erwartet man von ihm? Eine kleine Einführung in die Welt des
Vatikans und der Kirche ist da mit inbegriffen und kann so interessant sein für klein
und groß, für katholisch und nicht-katholisch.
Er zeichnet ein Bild von einem
machtscheuen, hochintelligenten und vielpublizierenden Papst Benedikt XVI. der sehr
klare Gedanken hat und rational die Kirche revolutionieren wollte. Biallowons gibt
Einblicke in die Weltkirche und zeichnet die katholische Landkarte mit Wörtern, die
auch für Nicht-Theologen schlüssig und zugleich aufschlussreich sind, aber trotzdem
nicht weniger kurzweilig. Er schreibt beispielsweise von einem religiösen Darwinismus
in Afrika, vom Kampf zwischen Korruption und Aberglaube, der einen Management-Christentum
fördert. Er spricht Probleme an, die europäischen Gläubigen oft nicht bewusst sind,
wie etwa Probleme der Polygamie und der Umgang mit Gläubigen die sich erst nach einer
Praxis der Polygamie für das Christentum entscheiden und afrikanische Bischöfe dann
vor der Problematik stehen, wie sie nun damit umgehen sollen. Mit Wörtern von Benedikt
XVI. erklärt er, dass die Kirche in Afrika wie ‚ein Schiff sei, dass in rauer See
segelt.‘ Er beschreibt die Probleme, die Hoffnungen der Kirche in Asien, geht auf
die spezifische Thematiken ein und schafft somit einen klaren Rundum-Blick und beschreibt
das was Papst Franziskus bei seinem Amtsantritt erwartete. Auch hier spart er keine
Themen aus – von Reform der Kurien bis hin zu den drängenden Fragen von Aids, Homosexualität
und Zölibat spricht er alles an – um schließlich ein Bild von Papst Franziskus, dem
„Brückenbauer“, „Universalhirten“ und „Seelsorger“ zu zeichnen. Es ist das Abbild
des neuen Papstes, dessen Namen Programm sei, der in Buenos Aires noch Fußball spielte
und Tango tanzte, bevor er sein Leben der Kirche und vor allem anderen Menschen widmete.
Auch dunkle und fragwürdige Kapitel aus dem Leben des Papstes lässt der Autor nicht
aus, um schließlich sein Buch mit einer Presseschau abzurunden.
Das Buch ist
nicht mehr aktuell, das ist klar, denn heute finden wir uns natürlich wieder in ganz
anderen Situationen, und die Problematiken der IS und die enormen Herausforderungen,
die Papst Franziskus derzeit meistern muss, konnte auch er nicht vorher sehen. Doch
es ist eine interessante und kurze Lektüre, die ein Standbild der Weltkirche und des
Stuhl Petris aufnahm. Man merkt, dass das Buch kein Meisterwerk und keine jahrelange
Arbeit war, sondern vielmehr eine Schnellproduktion, die ihren Zweck erfüllen sollte.
Ein vollkommener Überblick der Situation zum Neuantritt von Papst Franziskus und das
Leben von Franziskus mit einem Abbild des Erbes von Benedikt XVI. ist das Buch in
jedem Fall.