Syrien/Irak: Fordern IS-Kämpfer Schlag des Westens heraus?
Die Extremisten des „Islamischen Staates“ (IS) wollen gewaltsam einen sunnitischen
Gottesstaat aufbauen, der Syrien, den Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien
umfasst. Wenn man sich das Vorgehen bei dieser Invasion ansieht, das die Terroristen
durch Videos plakativ zur Schau stellen, könnte man den Eindruck bekommen, sie legen
es auf einen Gegenschlag des Westens an. Genau das wollen die Terroristen, sagt der
italienische Religionssoziologe Massimo Introvigne, Gründer und Direktor des internationalen
Studienzentrums für Neue Religionen in Rom: „Diese Videos sollen den Westen dazu bringen,
Angriffe auf den IS zu starten.“
Die Extremisten sähen einen möglichen Krieg
mit dem Westen als Vorsehung, als notwendigen Schritt bei der Errichtung des „ersten
legitimen Kalifates des sunnitischen Islam nach Abschaffung des Kalifates im Jahr
1924“, so Introvigne im Interview mit Radio Vatikan. Der Traum von einem islamischen
Gottesstaat war in jenem Jahr von Atatürk abgeschafft worden, als er das Osmanische
Reich für beendet erklärte. Die IS-Kämpfer bezögen sich bei ihrer Vision auf ein „Diktum
des Propheten, nach dem es in Dabiq, einer kleinen Stadt in Syrien, eine letzte apokalyptische
Schlacht zwischen Muslimen und Christen, den Westlern, geben würde“, so Introvigne.
Der Prophet habe auch den Sieg der Muslime bei dieser Schlacht vorhergesehen.
Deshalb
müssten die Maßnahmen gegen die Invasion der IS-Terroristen – auf diplomatischer und
militärischer Ebene – auch unbedingt multilateral sein, betont Introvigne. Auch muslimische
Staaten müssten – sollte es zu einem militärischen Eingreifen gegen den IS im Irak
und in Syrien kommen – Soldaten entsenden: Wenn sich die Extremisten einer gemischten,
internationalen Armee aus Muslimen und Christen gegenübersähen, könnte man ihnen damit
eine „vielleicht entscheidende, sicher sehr wichtige Waffe in ihrer Rhetorik und Propaganda“
nehmen, so der Beobachter. In der Tat gründe sich das Kalifat vor allem auf Propaganda,
da es mit diesem Mittel Kämpfer aus der ganzen Welt rekrutiert habe.
NATO-Intervention
gegen den Terror: Nur ein muslimisch geprägtes Land dabei Eine länderübergreifende
Allianz gegen den Terror wurde in dieser Woche auf dem NATO-Gipfel in Wales gebildet.
Bei dem Einsatz von zehn Staaten unter Leitung der USA und Großbritannien sollen allerdings
keine Bodentruppen zum Einsatz kommen. Die Türkei ist in dem Verbund das einzige muslimisch
geprägte Land. (rv 07.09.2014 pr)