Franziskus: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“
Vor den Leitern von
Scholas occurentes rief der Papst zur Stärkung sozialer, familiärer und gesellschaftlicher
Bindungen auf. Dabei ging er auf die Bereiche Ausbildung, Erziehung und soziale Fürsorge
ein und rief zu einer globalen „Kultur der Begegnung“ auf:
„Heute zweifelt
niemand daran, dass es Krieg gibt und dass die Welt uneins ist. Man muss eine Kultur
der Begegnung pflegen, eine Kultur der Integration, der Begegnung, der Brücken.“
Franziskus
würdigte hier den weltweiten Einsatz des Bildungsnetzwerkes Scholas Occurentes, das
sich auf verschiedenen Kontinenten um die Bildung von Kindern und Jugendlichen bemüht.
Und er machte mit einem Beispiel deutlich, wie wesentlich es sei, dass Familie und
Ausbilder am selben Strang ziehen, um die Entwicklung junger Menschen zu fördern:
„Wenn
eine Lehrerin heutzutage – zumindest ist das in vielen Schulen meiner Heimat so –
einen Kommentar in das Schulheft eines Kindes schreibt, kommt am nächsten Tag der
Vater oder die Mutter des Kindes, um die Lehrerin anzuzeigen! Der erzieherische Pakt
ist zerbrochen! Es sind nicht alle vereint zum Wohle des jungen Menschen! Und das
gilt auch für die Gesellschaft – man muss den erzieherischen Pakt erneuern.“
Für
diese Fürsorge zum Wohle des Kindes brauche es enge Bindungen und eine gemeinsame
Aufmerksamkeit, so Franziskus. Erziehung müsse ein gesellschaftliches Anliegen sein.
Der Papst brachte dies mit einem afrikanischen Sprichwort auf den Punkt:
„,Um
ein Kind zu erziehen, braucht es ein Dorf‘, nicht wahr? Um einen Menschen zu erziehen,
braucht es all dies.“
Erneut kritisierte der Papst eine Kultur des Konsums
und des Gewinnstrebens, in der für junge und alte Menschen kein Platz sei. Auch das
Problem der Jugendarbeitslosigkeit sprach er an.
„Man wirft die jungen Leute
weg, weil man sie nicht erzieht oder sie nicht will: die Geburtsraten einiger entwickelter
Nationen sind alarmierend! Man wirft die alten Menschen weg. Es hat sich dieses System
der versteckten Euthanasie etabliert: die sozialen Einrichtungen begleiten dich bis
zu einem bestimmten Punkt und dann: ,Sterbt!‘ Und dann heute noch ein Wegwerfen: eine
ganze Generation junger Menschen ohne Arbeit, in entwickelten Ländern. Die Rede ist
von 75 Millionen jungen Leuten unter 25 Jahren ohne Arbeit!“
Franziskus
ermutigte dazu, ein globales Netzwerk „wirklich menschlicher Beziehungen“ zu knüpfen,
in dem schutzbedürftige, schwache und arme Menschen aufgefangen und gefördert würden.
In einer echten Kultur der Begegnung müssten persönliche Interessen hintenangestellt
werden, um Gemeinwohl zu garantieren, so Franziskus. Das gelte auch für das Netzwerk
Scholas occurentes. Interne Zwistigkeiten müssten um der guten Sache willen überwunden
werden.