Es gibt angemessene
Formen, den Glauben zu verkünden, aber auch unangemessene Formen. Eine Ethik der Mission
zu diskutieren, die das unterscheiden kann, dazu haben sich am Mittwoch und Donnerstag
dieser Woche in Berlin christliche Kirchen und Gemeinschaften zu einem ökumenischen
Missions-Kongress versammelt. Unter dem Titel „Mission Respekt“ wurde debattiert,
wo Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte liegen.
Klaus Krämer ist als Präsident
von Missio Vertreter eines der Ausrichter des Kongresses. Er berichtet, dass man damit
nichts Neues erfinden wolle, sondern sich mit dem Kongress in einen Prozess einreihe.
„Er
bezieht sich auf ein Dokument, das 2011 auf Weltebene verabschiedet wurde. Daran war
der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog beteiligt, der Ökumenische Rat der
Kirchen und die Weltweite Evangelische Allianz, also der Verband der evangelikalen
Kirchen. Da wurde so eine Art ‚Missions-Kodex’ verabschiedet, also Verhaltensregeln,
wie Mission in einer Multireligiösen Welt ausgeübt werden kann. Es ging bei dem Kongress
nun darum, das, was auf Weltebene verabschiedet wurde, jetzt auf unseren deutschen
Kontext und die missionarischen Aktivitäten der verschiedenen Kirchen herunter zu
brechen.“
Man wolle die sehr allgemein gehaltenen Verhaltensregeln übersetzen,
so Krämer. Zu diesen konkreten Erfordernissen gehöre zum Beispiel, dass Christen auf
Augenhöhe mit anderen kommunizierten. Das Ernst nehmen von Weltanschauungen und Religionen
sei besonders auch bei den vielen Migranten die hier lebten, eine wichtige Herausforderung.
„Der
Kongress wollte hier keine abschließenden Antworten geben, das wollte er auch nicht,
denn eigentlich ist er ein Auftakt, der viele Themenfelder jetzt auch erst einmal
angerissen hat. Daran müssen wir jetzt weiter machen.“
Der Titel des Kongresses
lautete „Mission Respekt“, zwei Begriffe, die durchaus miteinander in Spannung stünden.
Mission, Verkündigung gehöre zum Wesen der Kirche, was gerade die Freikirchen deutlich
betonten, berichtet Krämer. Es dürfe nicht darum gehen, um des lieben Friedens willen
Wesentliches hintenan zu stellen. Das müsse aber so geschehen, dass der Gegenüber
Ernst genommen werde, dafür stehe der „Respekt“, der auch konkrete Auswirkungen haben
müsse und nicht nur Haltung sein könne.
„Da muss man sehen, dass die Traditionen
bei den einzelnen christlichen Kirchen sehr unterschiedlich sind. Das war auch der
besondere Charakter dieses Kongresses, dass wir nicht nur die Ökumene der beiden Großkirchen
präsent hatten, sondern auch vor allem die vielen Freikirchen und evangelikalen Kirchen.
Es war glaube ich der größte ökumenische Kongress, der in Deutschland bisher stattgefunden
hat.“
Mit den evangelikalen Kirchen komme es auch durch einen Kongress
wie diesen zu intensiverem Kontakt, berichtet Krämer. Damit käme man in Kontakt mit
ganz anderen Herangehensweisen und lerne, sich selbst noch einmal in Frage zu stellen.
Impulse empfange man aber durchaus auch von Papst Franziskus, auch wenn der Prozess
noch vor seiner Wahl zum Papst begonnen habe.
„Das ist ein ganz wichtiger
Impuls, den der Papst gibt, weil er in einer ganz neuen und frischen Sprache das Anliegen
der Evangelisierung auf die Tagesordnung gesetzt hat. Im außerkatholischen Bereich
wird das sehr stark gehört. Ich bekomme sehr viele positive Rückmeldungen von evangelischen
und evangelikalen Christen, die sich von den Worten des Papstes sehr angesprochen
fühlen. Insofern ist das ein Impuls, der uns da einen großen Rückenwind gibt.“