Nigeria: Boko Haram will ebenfalls einen "Islamischem Staat"
Seit eineinhalb Jahren
sind in Nigeria über 650.000 Menschen vor der Gewalt der islamistischen Sekte Boko
Haram geflüchtet. Das teilte nun die UNO mit. Allein an diesem Freitag habe die Terrorgruppe
im Nordosten des Landes ein Dorf eingenommen und etwa 11.000 Bewohner vertrieben.
Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Erzbischof von Abuja, Kardinal John Olorunfemi
Onaiyekan.
„Boko Haram scheint immer mehr Erfolge zu verzeichnen und erobert
ein Dorf nach dem anderen, zum Teil handelt es sich sogar um Kleinstädte. Wir verstehen
nicht, weshalb die Armee, die dort präsent sein sollte, jedes Mal abzieht, kurz bevor
Boko Haram kommt. Wir warten auf Erläuterungen der Regierung. Mir scheint das sehr
peinlich für die unsere Politiker zu sein.“
Noch vor einigen Monaten sorgte
eine internationale Kampagne zur Befreiung von entführten Schulmädchen für Schlagzeilen
und vor allem für viele Solidaritätsbekundungen für Nigeria. Nun seien vergangene
Woche nochmals hunderte Mädchen verschleppt worden, doch die internationale Aufmerksamkeit
scheint sich auf andere Krisengebiete verlagert zu haben, so der nigerianische Kardinal.
„Wir
wissen nicht weiter. Hinzu kommt, dass in Nigeria selber die Entführungen für politische
Zwecke missbraucht werden. Nächstes Jahr finden wichtige Wahlen statt, und die Politiker
denken lieber daran, diese schrecklichen Vorkommnisse für ihre Zwecke zu benutzen.
Fakt ist, Boko Haram hat eine tiefe Kluft zwischen den Muslimen und den Christen in
Nigeria geschaffen, und das beunruhigt mich sehr.“
Boko Haram habe auch
einen Bezug zum „Islamischen Staat“ im Irak, so Kardinal Onaiyekan.
„Wenn
wir hier in Nigeria hören, was im Irak geschieht, dann sind wir erstaunt und beängstigt,
denn dort entsteht das, was Boko Haram seit Jahren versucht ebenfalls einzuführen:
ein Islamistischer Staat. Das haben sie bisher bei uns nicht geschafft, aber wir befürchten,
dass die Methode dieselbe sein wird: all jene töten, die nicht zu ihnen passen, egal
ob Christen oder Muslime.“