Die Rassenunruhen in der US-amerikanischen Kleinstadt Ferguson bei St. Louis haben
eine jahrelange Vorgeschichte. Das sagte uns der katholische Afroamerikaner-Seelsorger
Arthur Cavitt, den wir in Ferguson erreichten. Der Priester sprach von einem „Eiterherd
in den Beziehungen“ zwischen Schwarzen und Weißen, ein Problem, das freilich nicht
nur St. Louis betreffe, sondern viele ähnliche Orte in den USA.
„Es gibt
eine Geschichte des Misstrauens zwischen der schwarzen Bevölkerung und der Polizei
– und nicht nur der Polizei. Es bestehen gegenseitige Verdächtigungen, schon lange
Zeit, es ist Teil unserer Geschichte, das reicht zurück bis zu den Zeiten der Sklaverei.
Und das betrifft nicht nur Ferguson, sondern viele Gemeinden in den USA. Da werden
Knöpfe gedrückt, und dann kommt es zur Explosion, wo das alles hochkommt: Rassismus,
Misstrauen, Vorurteile. Sie entzünden sich an so tragischen Vorkommnissen wie diesem.
Es geht nicht um den Einzelfall, nicht um den getöteten jungen Mann und nicht um Ferguson,
sondern hat einen viel größeren Rahmen.“
Am 9. August tötete ein Polizist
den schwarzen Jugendlichen Michael Brown. Seither kommt es in Ferguson praktisch jede
Nacht zu Demonstrationen und Ausschreitungen, gelegentlich auch Plünderungen. Präsident
Barack Obama entsandte zu Wochenbeginn Justizminister Eric Holder in die Kleinstadt.
Er versprach unter anderem eine gründliche Untersuchung der Vorfälle. Arthur Cavitt
meint, es genügt nicht, die Dynamik des Tathergangs zu rekonstruieren. Das Problem
liege viel tiefer.
„Die USA sind ein reich gesegnetes Land voller Möglichkeiten.
Aber immer noch gibt es Leute, die sich ausgeschlossen fühlen und das wohl auch sind.
Da geht es um Hautfarbe, um wirtschaftliche Möglichkeiten, um Mangel an Bildung –
man kann noch so gut ausgebildet sein und trotzdem benachteiligt. Es gibt viel Arbeitslosigkeit
und Armut und jede Form von Druck. Wir haben es hier zu tun mit der Frustration von
Leuten, die in Gewalt und Verzweiflung gefangen sind und nicht wissen, wie sie damit
umgehen, wie sie da herauskommen sollen. Wir als Christen wissen, Jesus Christus ist
der Weg. Aber viele haben ihn nicht gefunden.“