Papstbesuch in Caserta: Nein zur Camorra, Ja zur Nächstenliebe
Nein zur Kriminalität
und Korruption und Ja zur Nächstenliebe und Bewahrung der Schöpfung: Das waren die
Hauptbotschaften des Papstes bei seinem Besuch in der süditalienischen Stadt Caserta.
Der Ort befindet sich 35 Kilometer nördlich von Neapel und gilt als Hochburg der kriminellen
Organisation Camorra. Diese Mafiaorganisation hat um die ganze Stadt herum illegale
Mülldeponien aufgebaut, die ständig brennen. Deshalb wird das Gebiet um Caserta auch
„Land der Feuer“ genannt.
Nein zu allem Bösen Am Samstagnachmittag
flog der Papst per Helikopter nach Caserta. Dort feierte er um 18 Uhr einen Gottesdienst
vor der Reggia – dem ehemaligen königlichen Palast der neapolitanischen Könige. Vor
rund 200.000 Gläubigen ging Franziskus auf die konkreten Probleme der Stadt ein:
„Wir
müssen Gott die Ehre geben und Nein sagen zu allem Bösen, zu aller Gewalt und aller
Unterdrückung. Denn wir alle kennen die Namen dieser Illegalität!“, rief der Papst
unter dem Applaus der Menschen. Und weiter bezog er sich auf die Gesundheitsschäden,
die die illegalen Mülldeponien verursachen. „Denn wir alle sind dazu aufgerufen,
das Leben und die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen sowie die Schöpfung und die
Natur zu bewahren.“
„Es ist schrecklich“ Die Müllhalden
hatte der Papst beim Anflug auf Caserta persönlich sehen können. Der vatikanische
Hubschrauber kreiste nämlich über die Müllgruben, dabei sagte der Papst: „Es ist
schrecklich, dass ein so schönes Land so ruiniert wird.“ Auf seinen ausdrücklichen
Wunsch hin nahmen an der Messe vor dem Königlichen Schloss auch Eltern teil, deren
Kinder unlängst an einer Tumorerkrankung infolge der Umweltbelastung gestorben waren.
Auf dem Platz war ein großes Transparent mit der Aufschrift „Vereint gegen Camorra
und Rassismus“ zu sehen.
Gott den Vorrang einräumen Vorrangiges
Ziel der Christen müsse es sein, Gott den Vorrang einzuräumen, betonte der Papst in
seiner Predigt weiter. „Das verlangt ein Leben im Dienst für die Mitmenschen, für
Legalität und für das Gemeinwohl. Das bedeutet auch Absage an einen Egoismus und fordert
einen Lebensstil, der in jeder Situation den Vorgaben des Evangeliums folgt. Denn
wer ein Freund Gottes wird, liebt den Mitmenschen.“
Tolle Arbeit
geleistet Anlass für den Papstbesuch war das Patronatsfest Casertas und
zwar der Namenstag der Heiligen Anna. „Mir gefällt es, sie als ,Großmutter Jesu´ zu
bezeichnen. Das ist doch so!“, sagte der Papst über die Mutter Marias. „Deshalb
ist der heutige Tag ein schöner Augenblick, um alle Großmütter zu feiern. Als ich
vorhin die Muttergottesstatue und jene der Heiligen Anna inzensiert habe, ist mir
aufgefallen, dass die Heilige Anna keine Krone trägt, ihre Tochter jedoch schon. Das
ist sehr schön! Denn die Heilige Anna hat als Mutter ihre Tochter dazu vorbereitet,
eine Königin zu werden. Sie hat tolle Arbeit geleistet, diese Großmutter!“
Es
war die sechste inneritalienische Reise des Papstes und die zweite binnen eines Monats,
die ihn in eine von der Mafia besonders heimgesuchte Region führte. Am 21. Juni hatte
er in Cassano all'Jonio in Kalabrien eindringlich das organisierte Verbrechen verurteilt.
„Jene, die dieser Straße des Bösen folgen, wie die Mafiosi, sind nicht in Gemeinschaft
mit Gott, sie sind exkommuniziert“, stellt der Papst seinerzeit klar.
Besondere
Sicherheitsvorkehrungen Die Messe in Caserta fand unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen
statt. Viele erwarteten, dass der Papst über die Camorra sprechen würde und deshalb
war die Angst groß, dass die Organisierte Kriminalität den Besuch des Papstes stören
würde. Bereits im Vorfeld wurde eine große Teilnehmerzahl erwartet und trotz zeitweisen
Regens und extremer Schwüle waren schon viele Stunden vor Ankunft des Papstes tausende
Gläubige angereist.
Zweiter Besuch am Montag Am Montag will
Papst Franziskus erneut nach Caserta reisen, um einem aus Argentinien befreundeten
evangelikalen Pastors einen privaten Besuch abzustatten.