Reform der Medienarbeit: „Wir brauchen dringend Koordinierung“
Papst Franziskus
wünscht eine Reform der vatikanischen Medienlandschaft. Neben dem Geldinstitut IOR,
der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls APSA und dem Rentenfonds stehen also
„Osservatore Romano“, Radio Vatikan und alle anderen Komponenten der Medienlandschaft
im kleinsten Staat der Welt derzeit auf dem Prüfstand. Was sind eigentlich die vatikanischen
Medien? Erklärungen von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.
„Da
gibt es zunächst natürlich Radio Vatikan, unser eigenes Haus. Das sind über 350 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter aus über 60 Ländern in 37 Redaktionen, samt Technikern und so weiter.
Dann gibt es da den Osservatore Romano, den wir immer als Vatikanzeitung bezeichnen,
was aber so nicht ganz stimmt, weil er eher ein Amtsblatt ist denn eine Zeitung, jetzt
aber zunehmend auch journalistisch arbeitet. Auf Italienisch kommt er täglich heraus,
andere Ausgaben wie die deutschsprachige wöchentlich oder in anderen Rhythmen. Als
drittes gibt es das Vatikanische Fernsehen CTV, auch das ist nicht ganz korrekt benannt,
weil es eher eine Produktionsgesellschaft ist denn ein eigener Sender, auch wenn für
das Internet Sendungen produziert werden. Viertens gibt es natürlich den Pressesaal
oder die Pressestelle und dann noch den Päpstlichen Rat für Soziale Kommunikationsmittel
wie er offiziell heißt, also den Medienrat. Auch hier wird seit kurzem ein eigenes
Medium im Internet betrieben, gefüllt mit den Inhalten der anderen Vatikanmedien.
Das braucht ganz dringend eine Koordinierung.“
Was ist die Aufgabe dieser
Medien?
„Je nach Medium und auch nach Sprache. Das Deutschsprachige Programm
des Radios macht ganz andere Sendung als Hindi oder Arabisch, da gibt es große kulturelle
Unterschiede. Wir sind journalistischer, andere wegen des fast vollständigen Fehlens
von katholischer Infrastruktur sehr viel katechetischer. Die Aufgabe ergibt sich so
aus den Menschen, für die man den Dienst anbietet, und aus dem, was der Vatikan mit
einem Medium will.“
Wo genau befinden sich die Sitze der vatikanischen Medien?
„Der
Osservatore und das Fernsehen sind im Vatikan selbst, Radio Vatikan und der Medienrat
wie auch der Pressesaal in unmittelbarer Nähe. Wir sind aber nicht im selben Gebäude
untergebracht. Da könnte man zum Beispiel nachdenken, etwas zusammen zu legen, wenn
schon die Nutzungsgewohnheiten auch in diese Richtung gehen und die einzelnen Formen
wie Internet und Radio immer mehr verschmelzen.“
Wenn zum Beispiel der Papst
eine Reise macht, welche Funktion erfüllen die vatikanischen Medien?
„Zum
einen technische: Wir liefern den Ton, das Fernsehen liefert Bilder, auch für andere
Sender. Dann berichten wir aber auch vor Ort, Radio Vatikan schickt immer eine Redaktionsgruppe
an die Orte, die der Papst besucht, um von da aus zu berichten. Wir wollen so gute
Information zur Verfügung stellen über all das, was der Papst tut, auch wenn es vielleicht
nicht auf dem Radar der anderen Medien ist.“
Die Reformplanung soll ein
Jahr dauern. Das verkündete Präfekt des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates,
Kardinal George Pell, an diesem Mittwoch einer Pressekonferenz – was genau soll in
diesem Jahr passieren? Welche Personen sind in dem Komitee und wurden die Menschen
speziell von Papst Franziskus ausgesucht?
„Ich denke, dass die Personen
von Fachleuten im Vatikan ausgesucht wurden. Dass wir Reform brauchen und Koordinierung,
das ist uns allen klar, allein schon deswegen, weil die Medien in der Welt sich ändern
und das alles viel Geld kostet. Also hat man sich die Leute – von innen und außen
– geholt, von denen man sich Rat und Vorschläge erwartet, wie man das gut umsetzen
kann. Und ich hoffe, dass genau das in dem Jahr passieren wird.“
Immer wichtiger
wird die digitale Welt, der Online Journalismus. Was tut der Vatikan um bei der Digitalisierung
der Welt mitzuhalten?
„Viel. Wir selber sind ja über Internet und Newsletter
sehr präsent, andere nutzen Facebook oder Twitter mehr, je nachdem. Aber das ist alles
noch etwas zufällig, hier täte Zusammenarbeit Not, dass nicht alle das für sich selber
machen sondern man Erfahrungen und Technik austauschen kann. Nehmen wir Twitter: Papst
Benedikt hat damit angefangen, Papst Franziskus ist einer der meist gefolgten und
wichtiger noch meist weitergetwitterten Personen im Netz, das sind alles Sätze von
ihm, die der Medienrat aussucht, ihm vorlegt und die er dann verbreiten lässt. Das
ist ein Weg. Aber ich hoffe, dass es noch viele weitere für uns gibt, damit wir auch
in Zukunft dort die Informationen so an die Hörerinnen und Hörer und die User und
Leser bringen, wo sie gesucht werden.“