Renovabis Pfingstaktion: „Wir sind immer noch auf dem Sprung"
An diesem Sonntag
geht in Essen die Pfingstaktion des Hilfswerkes Renovabis zu Ende; Renovabis ist das
Hilfswerk für die Kirchen in Osteuropa. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ lautete
das diesjährige Motto, aber nicht zuletzt durch die Situation in der Ukraine wird
deutlich, dass es dort neue Mauern gibt, wo eigentlich die Mauer gefallen war. Clemens
Pickel, gebürtiger Sachse, ist Bischof in Saratow in Russland, das Domradio in Köln
hat ihn anlässlich der Aktion gefragt, wie er das von seinem Bistum aus wahrnimmt.
„Im
ersten Moment, als ich das Leitwort gelesen habe, habe ich mich natürlich an die Berliner
Mauer erinnert, und das war eine sehr gute Erinnerung: Europa war getrennt, und Europa
wächst seit 25 Jahren wieder zusammen. Das ist ein sehr, sehr langsamer Prozess, besonders
hier in Russland. Ich denke, besonders durch die große Fläche des Landes erleben wir,
wie langsam das Ganze geht. Für deutsche Nerven oft viel zu langsam... Man kann es
nicht ändern.”
Angefangen habe die Hilfe für Russland, als die Mauer noch
stand, berichtet Pickel. Er sei im August 1989 von seinem Bischof geschickt worden,
nach dem Mauerfall 1989 kamen dann weitere Helfer hinzu, seitdem lebt die kleine katholische
Kirche wieder auf. Das ist ein Beispiel für das Überspringen von Mauern, sagt Bischof
Pickel.
„Das Ganze fing ja praktisch damals damit an, dass ausländische
Seelsorger, Priester und Ordensleute in die ehemalige Sowjetunion gingen. Hier gab
es ja keine mehr, sie waren verschleppt oder umgebracht. Die Leute haben seit Jahrzehnten
auf Priester, auf Kirche, auf Evangelium, auf Predigt, auf Sakramente gewartet. Es
ging praktisch Anfang der 90er Jahre los, dass sich die ganze Welt für Russland interessierte.
Das war eine Zeit, in der Geistliche bis aus Argentinien, aus Indonesien, natürlich
aus Polen kamen. Manche auch aus Deutschland, Irland, Österreich, Frankreich und aus
der Ukraine. Sie kamen, um zu helfen. Sie wussten, hier gibt es noch Leute, die seit
Jahrzehnten warten. So wurde praktisch die Mauer, die zusammenbrach, übersprungen.
Die Mauer war nicht mehr so hoch, es waren die Trümmer, die zu überspringen waren.
Ich denke, wenn wir ehrlich sind, müssen wir bis heute sagen, wir sind immer noch
auf dem Sprung!”