Ukraine: Was sagen die Kirchen zum neuen Präsidenten?
Bislang haben sich
die Kirchen in der Ukraine noch nicht offiziell über den neuen ukrainischen Präsidenten
geäußert. Am Wochenende gewann Petro Poroschenko die Wahlen in der Ukraine mit über
55 Prozent Zustimmung. Bisher war er vor allem als Schokoladenhersteller im Westen
bekannt. Während der Proteste auf dem Maidan in Kiew hatte sich Poroschenko für eine
prowestliche Ausrichtung seines Landes ausgesprochen. Eine Zustimmung der Kirchen
wäre eine wichtige „Unterstützung“ für den künftigen Präsidenten. Denn die Kirchen
genießen in der Ukraine große Autorität. Laut einer aktuellen Umfrage vertrauen den
jeweiligen christlichen Kirchen 65,6 Prozent der Bürger.
Einen Tag vor der
Wahl des ukrainischen Staatspräsidenten hatten ranghohe Vertreter der Kirchen sowie
der jüdischen und muslimischen Gemeinden zur nationalen Eintracht aufgerufen. Sie
beteten am Samstag in der Sophien-Kathedrale für eine friedliche und faire Abstimmung.
Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret drückte im Anschluss an das Gebet laut örtlichen
Medien die Hoffnung aus, dass Russland die ukrainischen Grenzen nicht antasten und
die im März annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim zurückgeben werde. Gott sei auf
der Seite der Ukraine, weil er immer denen beistehe, die Opfer einer Aggression würden.
Europa solle sich Russland „entschlossener“ entgegenstellen, zitiert die Nachrichtenagentur
Unian das Kirchenoberhaupt.
An dem Friedensgebet beteiligten sich neben Filaret
das frühere Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche, Kardinal Lubomyr Husar,
und hohe Repräsentanten mehrerer weiterer Glaubensgemeinschaften. Die dem Moskauer
Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche war nicht vertreten. Deren kommissarisches
Oberhaupt, Metropolit Onufri, betete fast zeitgleich bei einem Gottesdienst im Höhlenkloster
für Frieden in der Ukraine.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) würdigte den Ablauf der Präsidentschaftswahl in der Ukraine. Es habe
sich um eine „echte Wahl“ gehandelt, erklärten die OSZE-Beobachter. Der Wahlsieger
Poroschenko sei der legitime Präsident der Ukraine. Nach der Präsidentschaftswahl
in der Ukraine signalisierte die russische Regierung Bereitschaft zu Gesprächen mit
der neuen Führung in Kiew. „Wir sind bereit zum Dialog mit Poroschenko“, sagte der
russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Poroschenko selber hatte nach seinem
Sieg bekannt gegeben, dass er mit der Regierung in Moskau einen Dialog aufbauen wolle.
Insgesamt
waren etwa 35 Millionen Menschen wahlberechtigt. Mit eingerechnet waren auch die Einwohner
der Schwarzmeerhalbinsel Krim, die Russland gegen internationalen Protest annektiert
hatte. Eine Abstimmung gab es dort aber nicht. In den von Separatisten teilweise kontrollierten
östlichen Gebieten leben etwa 6,5 Millionen Menschen, von denen die Mehrheit nicht
an dem Urnengang teilnahm.
Die Gebietshauptstadt Lugansk ist vollständig unter
Kontrolle prorussischer Separatisten. In zwei Städten wurden zudem die Bürgermeisterwahlen
abgesagt. In der Region halten moskautreue Kräfte zahlreiche Verwaltungsgebäude besetzt.
Die Separatisten hatten sich nach umstrittenen Referenden von Kiew losgesagt.