Papst betet an Westmauer, besucht Herzls Grab und ehrt Terrorismusopfer
Der Papst hat an der Westmauer in Jerusalem das Vaterunser gebetet. Dabei beugte er
sich zur Mauer, die als heiligste Stätte der Juden gilt, und berührte die Steine mit
seiner rechten Hand. Danach steckte Franziskus das Gebet, das er zuvor handschriftlich
und in seiner Muttersprache Spanisch auf einen Zettel geschrieben hatte, zwischen
die Steine. Die Geste entspricht dem jüdischen Brauch. Vor seinem Gebet an der Mauer
ließ sich Franziskus über die archäologischen Ausgrabungen des Areals und die Geschichte
des Tempelbergs informieren. Zuvor traf er den Großmufti von Jerusalem.
Auch
Benedikt XVI. hatte bei seinem Besuch in Jerusalem im Jahr 2009 ein Gebet an der Mauer
hinterlassen. Darin bat er Gott um Frieden: „Schicke Deinen Frieden in das Heilige
Land, in den ganzen Nahen Osten und die gesamte Menschheit.“ Johannes Paul II. hatte
ebenfalls an der Klagemauer gebetet.
Im Hebräischen wird dieser Ort schlicht
mit „ha Kotel“, die Mauer, bezeichnet. Die Bedeutung der etwa 50 Meter breiten und
18 Meter hohen Mauer leitet sich aus der Nähe zum 70 nach Christus zerstörten Jüdischen
Tempel ab. Die Mauer gehört zum westlichen Stützfundament und ist nach allgemeiner
Überzeugung der dem Allerheiligsten des zerstörten Tempels nächstgelegene Ort. In
die Fugen stecken fromme Juden Zettel mit Wünschen an Gott. Mittlerweile ist auch
eine elektronische Übermittlung an die örtlichen Geistlichen möglich.
Erster
Papst am Grab Herzls
Im Anschluss besuchte der Papst das Grab des Initiators
des modernen Staates Israel, Theodor Herzl. Begleitet von Israels Staatspräsident
Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu legte der Papst auf dem israelischen
Nationalfriedhof einen Kranz nieder. Herzl gilt als Vordenker des modernen Staates
Israel. Sein 1896 veröffentlichtes Werk „Der Judenstaat“ ist die Grundschrift des
politischen Zionismus. Bei der Kranzniederlegung assistierten dem Papst ein israelischer
Junge und ein Mädchen. Franziskus ist der erste Papst, der das Grab Herzls in eine
Israel-Visite einbezieht. Israelische Medien werteten die Geste von Franziskus als
Zeichen der Wiedergutmachung nach der Ablehnung Herzls durch Papst Pius X. (1903-1914).
Herzl hatte 1904 Pius X. in Rom aufgesucht und um Unterstützung für seine Idee gebeten.
Nach Herzls Tagebucheintragung wies der Papst das Ansinnen mit den Worten zurück:
„Die Juden haben unseren Herrn nicht anerkannt, und daher können wir das jüdische
Volk nicht anerkennen.“
Besuch an Gedenkstätte für Opfer des Terrorismus
Nach
seiner Visite am Herzl-Grab besuchte der Papst eine Gedenkstätte für Terrorismusopfer,
die sich in der Nähe befindet. Der Besuch war nicht geplant und wurde auf Wunsch des
Papstes eingeschoben.