2014-05-26 08:13:55

Papst betet an Westmauer, besucht Herzls Grab und ehrt Terrorismusopfer


Der Papst hat an der Westmauer in Jerusalem das Vaterunser gebetet. Dabei beugte er sich zur Mauer, die als heiligste Stätte der Juden gilt, und berührte die Steine mit seiner rechten Hand. Danach steckte Franziskus das Gebet, das er zuvor handschriftlich und in seiner Muttersprache Spanisch auf einen Zettel geschrieben hatte, zwischen die Steine. Die Geste entspricht dem jüdischen Brauch. Vor seinem Gebet an der Mauer ließ sich Franziskus über die archäologischen Ausgrabungen des Areals und die Geschichte des Tempelbergs informieren. Zuvor traf er den Großmufti von Jerusalem.

Auch Benedikt XVI. hatte bei seinem Besuch in Jerusalem im Jahr 2009 ein Gebet an der Mauer hinterlassen. Darin bat er Gott um Frieden: „Schicke Deinen Frieden in das Heilige Land, in den ganzen Nahen Osten und die gesamte Menschheit.“ Johannes Paul II. hatte ebenfalls an der Klagemauer gebetet.

Im Hebräischen wird dieser Ort schlicht mit „ha Kotel“, die Mauer, bezeichnet. Die Bedeutung der etwa 50 Meter breiten und 18 Meter hohen Mauer leitet sich aus der Nähe zum 70 nach Christus zerstörten Jüdischen Tempel ab. Die Mauer gehört zum westlichen Stützfundament und ist nach allgemeiner Überzeugung der dem Allerheiligsten des zerstörten Tempels nächstgelegene Ort. In die Fugen stecken fromme Juden Zettel mit Wünschen an Gott. Mittlerweile ist auch eine elektronische Übermittlung an die örtlichen Geistlichen möglich.


Erster Papst am Grab Herzls

Im Anschluss besuchte der Papst das Grab des Initiators des modernen Staates Israel, Theodor Herzl. Begleitet von Israels Staatspräsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu legte der Papst auf dem israelischen Nationalfriedhof einen Kranz nieder. Herzl gilt als Vordenker des modernen Staates Israel. Sein 1896 veröffentlichtes Werk „Der Judenstaat“ ist die Grundschrift des politischen Zionismus. Bei der Kranzniederlegung assistierten dem Papst ein israelischer Junge und ein Mädchen. Franziskus ist der erste Papst, der das Grab Herzls in eine Israel-Visite einbezieht. Israelische Medien werteten die Geste von Franziskus als Zeichen der Wiedergutmachung nach der Ablehnung Herzls durch Papst Pius X. (1903-1914). Herzl hatte 1904 Pius X. in Rom aufgesucht und um Unterstützung für seine Idee gebeten. Nach Herzls Tagebucheintragung wies der Papst das Ansinnen mit den Worten zurück: „Die Juden haben unseren Herrn nicht anerkannt, und daher können wir das jüdische Volk nicht anerkennen.“


Besuch an Gedenkstätte für Opfer des Terrorismus

Nach seiner Visite am Herzl-Grab besuchte der Papst eine Gedenkstätte für Terrorismusopfer, die sich in der Nähe befindet. Der Besuch war nicht geplant und wurde auf Wunsch des Papstes eingeschoben.


(rv/kna 25.05.2014 pr)








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