2014-05-21 12:47:56

Serbien: Überschwemmung, Chaos und Solidarität


RealAudioMP3 Der Regen hat aufgehört – wenigstens etwas. Aber vielerorts in Serbien herrscht immer noch Hochwasser. Es war, es ist die schlimmste Naturkatastrophe auf dem Balkan seit 120 Jahren, die Zahl der Toten liegt bei mindestens 23, die serbische Regierung hat von diesem Mittwoch an drei Tage Staatstrauer angeordnet, sie kommt zum Ausnahmezustand hinzu. Mehr als 30.000 Menschen wurden durch die Fluten obdachlos. Am kritischsten bleibt die Lage an der Sava: In der Hauptstadt Belgrad wird sie voraussichtlich am Freitag den höchsten Pegelstand erreichen. Stanislav Hocevar ist katholischer Erzbischof von Belgrad und gleichzeitig serbischer Caritas-Präsident. Er sagt im Gespräch mit Radio Vatikan:

„An der Sava sind Hunderttausende von Sandsäcken aufgestapelt worden, und alle hoffen, dass die Dämme halten. Aber einige Ortschaften im Landesinnern sind wegen der Fluten immer noch isoliert, wir hören, dass dort Krankheiten ausgebrochen sind. Es ist wirklich schwierig, die Übersicht zu behalten, wo was gebraucht wird, und die Hilfen zu koordinieren. Die Caritas hat in Sabac und Valjevo Lebensmittel und andere wichtige Güter ausgeteilt; das werden wir bald auch in Obrenovac tun, einer Ortschaft, die am schlimmsten getroffen wurde und wo der Wasserpegel nur langsam sinkt. Die Lage in den Notunterkünften ist noch völlig chaotisch; Zehntausende von Menschen mussten evakuiert werden, Tausende von Häusern sind zerstört, Tausende weitere stehen noch unter Wasser. Es ist im Moment noch völlig unmöglich, eine erste Schätzung zum Ausmaß der Schäden abzugeben. Die Caritas Serbien ist zur Stelle! Wir sind zur Stelle und wollen helfen, brauchen dazu aber auch Hilfe von außen: Lebensmittel und Desinfektionsmittel vor allem. Auch Tierfutter – für Tiere auf Bauernhöfen, die nicht ertrunken sind...“

Im benachbarten Bosnien spült das Hochwasser Anti-Personen-Minen hoch, üble Erinnerungen aus dem Bosnienkrieg der neunziger Jahre. In den bosnischen Hügeln rutschen außerdem die Hänge ab, gemeldet werden mehrere tausend Erdrutsche: ein apokalyptisches Szenario. Gleichzeitig kommt es in dieser Region, die sonst meist nur durch Unfrieden und Konflikte von sich reden macht, angesichts des Desasters zu überraschenden Szenen der Solidarität – sagt uns der katholische Generalvikar des Kosovo, Lush Gjergji:

„Diese Fluten haben sogar eine Solidarität zwischen den Nationen, zwischen den Staaten zustande gebracht! Im Kosovo hat sich eine entsprechende Initiative gebildet, bei der auch die Caritas mitmacht. Wir sehen, dass die Leute gut sind, sie haben ein Herz. Aber es wäre natürlich besser, man bräuchte nicht erst ein Hochwasser oder Erdbeben, damit die Leute sich untereinander helfen und denen, die leiden, nahe sind. Meine Hoffnung ist auch, dass unsere Freunde im Ausland nicht nur jetzt in der ersten Phase der Not helfen, sondern auch hinterher dranbleiben an der Lage in Bosnien, Serbien und bei uns. Wir hoffen, dass uns das, was wir jetzt durchmachen, hilft, um die Brüderlichkeit, den ökumenischen, den interreligiösen Dialog zu stärken!“

(rv 21.05.2014 sk)








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