UNO: Friedenstruppen für Zentralafrika – „Ein ganzes Volk als Geisel“
Der UNO-Sicherheitrat
hat eine Friedenstruppe von fast 12.000 Blauhelm-Soldaten für die Zentralafrikanische
Republik gebilligt. Damit nahm er am Donnerstag eine Resolution an, die auf Frankreichs
Initiative zurückgeht. Die Blauhelme sollen verhindern, dass gegeneinander aufgestachelte
Gruppen in Zentralafrika weiter mit Messern und Macheten aufeinander losgehen. Im
Einzelnen sollen 10.000 Soldaten und 1.800 Polizisten, vor allem aus afrikanischen
Ländern, eine Truppe namens „Minusca“ bilden; sie löst im September eine afrikanische
Friedensmission von 6.000 Mann sowie 2.000 französische Soldaten ab. Erleichtert über
die Entscheidung ist der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga.
„Wir
haben gesehen, dass die früheren Seleka-Rebellen und die Anti-Balaka-Gruppe die Bevölkerung
nicht schützen konnten; stattdessen haben wir Gewalt und Massaker erlebt. Wir bitten
die internationale Gemeinschaft, die Menschen in Zentralafrika zu retten, um das zu
verhindern, an was wir uns gerade aus Ruanda erinnern, nämlich einen Völkermord! Dass
jetzt Blauhelme kommen, müsste die Bevölkerung in Zentralafrika etwas beruhigen.“
Das
Wort „Völkermord“ hat in Afrika u.a. wegen der furchtbaren Ereignisse in Ruanda vor
genau zwanzig Jahren einen furchtbaren Klang. Aber der Erzbischof von Bangui verwendet
es trotzdem, er sah für sein Land, das doch einmal „die Schweiz Afrikas“ gewesen sei,
wirklich das Schlimmste heraufziehen.
„Ich hatte diese Angst schon immer,
wegen dieser ganzen Jugendlichen, die instrumentalisiert werden, wegen dieser Gemeinschaften,
die gerade aufeinander losgehen – da kann man wirklich dahin kommen, dass eine Gruppe
die andere eliminiert. Wir können nicht zulassen, dass ein Land wie die Zentralafrikanische
Republik, die immer in Frieden und Harmonie gelebt hat, jetzt in so eine Sache hineinstolpert.
Darum bitten wir die internationale Gemeinschaft um Hilfe, um diese Lage zu stoppen.“
Der
Erzbischof von Bangui ist dankbar dafür, dass auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon
vor einer „ethnischen Säuberung“ in Zentralafrika gewarnt hat. Hier gehe es zwar „nicht
um eine ganze Bevölkerung“, so der Kirchenmann, aber doch um gegeneinander aufgestachelte
„Gruppen“ unter der Führung von Warlords. Begonnen hat das alles mit dem Putsch der
Seleka-Rebellen im März 2013.
„Zur Zeit der Seleka hatten wir hier die Lage,
dass jeder General für seine Region verantwortlich war und niemandem Rechenschaft
darüber ablegen musste, was er da anstellte. Heute haben wir Gruppen, die sich Anti-Balaka
nennen und die, sagen wir mal, eine ganze Stadt in der Hand haben; die entscheiden
über Wohl und Wehe der Bevölkerung. Ich glaube, wir müssen aufpassen, dass diese Gruppen
nicht ein ganzes Volk zur Geisel nehmen!“