2014-04-09 13:48:35

El Salvador: Der Friede ist vorbei


RealAudioMP3 Ende eines „Wunders“: Die Bischöfe von El Salvador halten den Waffenstillstand zwischen den grausamen Jugendbanden im Land, den so genannten „Maras“, für gescheitert. Der Pakt zwischen den Banden, der im März 2012 offenbar von einem Bischof vermittelt wurde, hat dem Land nur eine kurze Atempause verschafft. Jetzt gibt es einen politischen Umbruch in El Salvador – die Rechtsregierung ist abgewählt, der frühere Guerillero Sánchez Cerén, ein Linkspolitiker, ist gerade zum künftigen Präsidenten gewählt worden. Das gibt dem Land die Möglichkeit zur Neuausrichtung seiner Politik den Banden gegenüber. Der Erzbischof von San Salvador, José Luis Escobar, sagt im Interview mit Radio Vatikan:

„Wir haben bei der abgewählten Regierung das Phänomen erlebt, dass es irgendwie zu einem Abkommen zwischen den verfeindeten Banden im Land kam. Es sah Frieden vor und ein Ende der Gewalt, der Morde. Aber wir haben nie genau erfahren, wie dieser Dialog, der zu dem Abkommen führte, überhaupt gelaufen ist. Und außerdem hat die Gesellschaft gar nicht so sehr von der Sache profitiert: Es stimmt zwar, dass die Zahl der Morde scheinbar zurückging. Dafür fand man aber immer wieder Leichen, etwa in Brunnen, so dass alles darauf hindeutet, dass das Morden auf verborgene Weise weiterging!“


Der Erzbischof hat die Befürchtung, dass die Untergrundbanden durch den Scheinfrieden in Wirklichkeit gestärkt worden seien. Dass sie sich untereinander geeinigt hätten, habe doch in Wirklichkeit nicht der Gesellschaft, sondern den Banden geholfen, und die inhaftierten Bandenmitglieder seien in den Genuss von Hafterleichterungen gekommen.


„Die Gewaltsituation hat sich für den ehrlichen, arbeitenden Menschen im Land nicht verbessert, sondern im Gegenteil, er hat eher mehr Unsicherheit erlebt! Und darum ist die Bischofskonferenz leider zu dem Schluss gekommen, dass der Waffenstillstand nicht zu den erhofften Resultaten geführt hat. Übrigens sagt das nicht nur die Kirche, sondern es sagen auch viele Analysen. Durch die Wahl der neuen Regierung hat doch auch das Volk selbst klargemacht, dass es den Waffenstillstand nicht fortsetzen will. Das Interesse an einer Lösung des Problems ist zwar immer noch da, aber alles sollte transparent verlaufen.“


Gegen Verbrechen sollte wieder mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgegangen werden, so der Erzbischof von San Salvador. Natürlich müsse die Regierung sich flankierend darum bemühen, jungen Leuten Alternativen zur Bandenmitgliedschaft zu bieten: Arbeitsplätze, kurz gesagt.


„Das sollte ein Komplettprogramm sein, ein organisiertes System, das alle Bereiche einbezieht und von der ganzen Gesellschaft mitgetragen wird. So werden wir vorankommen.“


Die „Mara“-Jugendbanden in El Salvador sind ausgesprochen gewalttätig; sie kontrollieren ganze Stadtteile und finanzieren sich durch Erpressung, Menschen- und Drogenhandel. Ihr Erkennungsmerkmal sind Tätowierungen. In ganz Mittelamerika wird das Unwesen von Jugendbanden zu einem immer schlimmeren Phänomen, die Region ist dadurch eine der unsichersten der Welt geworden.


(rv 09.04.2014 sk)








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