„Das Christentum ist
eine Person – eine Person, die am Kreuz erhöht ist“: Das sagte Papst Franziskus an
diesem Dienstag bei seiner Frühmesse im Vatikan. In seiner Predigt im Gästehaus Santa
Marta kommentierte er einen Text aus dem Johannesevangelium, in dem Jesus ausgesprochen
ungehalten auf Fragen von Pharisäern reagiert. ‚Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es
bin’, so Jesus wörtlich, ‚werdet ihr in euren Sünden sterben.’
„Wir kommen
nun mal nicht alleine aus unseren Sünden heraus. Keine Chance. Diese Rechtsgelehrten,
diese Lehrer machten sich davon kein genaues Bild; sie glaubten zwar an Gottes Vergebung,
aber sie fühlten sich stark, selbstgenügsam, sie wußten ja alles! Und damit hatten
sie aus der Religion, aus der Anbetung Gottes, schließlich eine Kultur mit Werten
und gewissen Benimmregeln gemacht. Etwas für Wohlerzogene. Dass der Herr vergeben
kann, wußten sie zwar – aber das alles war zu weit weg.“
Mose habe auf
das Geheiß Gottes in der Wüste eine Kupferschlange aufgerichtet, räsonnierte der Papst
weiter; er bezog sich dabei auf die erste Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Numeri.
Diese Schlange sei ein „Zeichen für die Sünde“ gewesen. Im Text aus dem 8. Kapitel
des Johannesevangeliums sage Jesus nun: ‚Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann
werdet ihr erkennen, dass Ich es bin.’ Jesus werde am Kreuz aufgerichtet, um die Sünden
der Menschen auf sich zu nehmen:
„Das Christentum ist keine Philosophie,
es ist auch kein Survival-Programm oder etwas für die Wohlerzogenen. Das sind nur
Folgen davon. Das Christentum ist eine Person, eine am Kreuz erhöhte Person, eine
Person, die sich selbst entäußert hat, um uns zu retten: Jesus ist für uns zur Sünde
geworden. Und so wie in der Wüste die Sünde aufgerichtet wurde, so wurde hier Gott
aufgerichtet, der menschgewordene, für uns zur Sünde gewordene Gott. All unsere Sünden
waren dort! Man kann das Christentum nicht verstehen ohne diese tiefe Demütigung des
Sohnes Gottes, der wie ein Sklave wurde und am Kreuz starb, um zu dienen.“
Das
Kreuz sei „kein Ornament“, so Papst Franziskus weiter, es diene nicht nur dazu, den
Altar zu schmücken. Es sei „das Geheimnis der Liebe Gottes“, der sich für uns zur
„Sünde“ mache. Dass Gott uns die Sünden vergebe, laufe nicht so, „wie man eine alte
Rechnung für nichtig erklärt“: Gottes Vergebung seien „die Wunden seines Sohnes am
Kreuz“.